Kommentar:Chancenlose Germeringerin

Die bei der Nominierung unterlegene Bundestagskandidatin Thuy Tran hat das Beste aus ihrer Situatuion gemacht. Da die CSU-Delegierten aus drei Landkreisen ihre Stimmen vor allem nach regionalen Gesichtspunkten vergaben, waren die Chancen der jungen Bewerberin gering

Von Andreas Ostermeier

Die Nominierung des Denklinger Bürgermeisters Michael Kießling als CSU-Bewerber für den neuen Bundestagswahlkreis mag auf den ersten Blick überraschen. Denklingen? Wo liegt denn das? Nun, der Ort ist der südwestlichste im Landkreis Landsberg und ein kleiner dazu. Doch Kießling und seine Anhänger haben sich auf die Versammlung vorbereitet. Der Bürgermeister ging mit einem Votum seines Kreisverbandes ins Rennen, bereits bei einer internen Abstimmung unter den Landsberger CSU-Delegierten hatte er eine Mehrheit erzielt. In Germering bekam er im ersten Durchgang 65 Stimmen. Über 69 Delegierte verfügte die Kreis-CSU aus Landsberg. Die Vermutung liegt nahe, dass sie fast geschlossen für Kießling votierte und ihm damit den Schub gab, den er für den Sieg benötigte.

Ganz anders die Starnberger: Ihre beiden Kandidaten konnten im ersten Wahldurchgang noch nicht einmal zusammen die Stimmen der 72 Delegierten aus dem Fünfseenland gewinnen. Zudem zeigt das Verhältnis 37 (Stephan Ebner) zu 23 (Hans-Peter Hoh), dass es in der dortigen Kreis-CSU keine Präferenz für einen der beiden Bewerber aus Gauting gegeben hat. Das aber genügt bei einer Wahl nicht, bei der es sehr stark darauf ankommt, aus welchem Verband ein Kandidat stammt. Sicher, die Bewerber haben sich in jedem Landkreis und in Germering vorgestellt. Doch eine solche Vorstellung kann nur in wenigen Fällen Menschen davon abbringen, den zu unterstützen, den sie schon lange und aus der Nähe kennen, um einem weitgehend Unbekannten die Stimme zu geben.

Kaum eine Chance hatte deshalb auch Thuy Tran aus Germering. Mit 19 Delegiertenstimmen lag ihr Lager von vornherein weit hinter den beiden anderen. Die einzige Frau unter den fünf Kandidaten hat das Beste aus ihrer Situation gemacht. Mit einer guten Bewerbungsrede hat sie - so ist zu vermuten - alle Delegierten aus Germering gewonnen und mindestens vier weitere Delegierte von sich überzeugt. Mehr war wohl nicht drin in einer Abstimmung, in der eben die meisten Voten nach regionaler Beziehung vergeben werden.

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