Kommentar:Beliebtheit wird bestraft

Dem Viscardi-Gymnasium wird eine Erweiterung verweigert, obwohl die Schülerzahlen steigen

Von Heike A. Batzer

Die Kreispolitiker sind ratlos: Was sollen sie tun? In der Stadt Fürstenfeldbruck gibt es ein Gymnasium, das wächst und wächst, und eines, das zuletzt weniger Resonanz fand unter den Schülern. Der Landkreis möchte eine gleichmäßige Verteilung der Schüler haben, weiß aber nicht, wie er das durchsetzen kann. Sicher, Gymnasien gleicher Größe haben für den Landkreis als Sachaufwandsträger organisatorische Vorteile und lassen ein Gerechtigkeitsgefühl entstehen, wonach alle sieben Einrichtungen gleich behandelt werden.

Auf der Strecke bleiben bei dieser Denkweise neue Ideen, wie leer stehende Räume in Zukunft anderweitig genutzt werden können, etwa für neue Lernformen, wie sie sich aus mehr Ganztagsschulbetrieb ergeben könnten. Auch ist noch nicht abzusehen, ob an der Fach- und Berufsoberschule, die neben dem Graf-Rasso-Gymnasium beheimatet ist, die Höchstschülerzahl schon erreicht ist und nicht neue Vorklassen und geänderte Rahmenbedingungen für die 13. Jahrgangsstufe bald noch mehr Nachfrage generieren werden. Alles gute Gründe, dort Luft zu haben für künftigen Raumbedarf und neue schulpolitische Entwicklungen. Für das Viscardi-Gymnasium indes signalisiert der Stopp der Pavillon-Planung, dass der Landkreis die Schule nicht weiter wachsen lassen will. Seine Beliebtheit bei den Schülern kommt damit einer Strafe gleich.

Besonders ärgerlich aber war jüngst im Kreiskulturausschuss, dass seine Mitglieder vor der Entscheidung das Einholen weiterer Informationen auf eine Weise verschmähten, die einer Brüskierung gleich kam. Unter den Zuhörern im Landratsamt saßen nahezu vollzählig die Schulleitungen der Gymnasien, von FOS/BOS und Berufsschule. Die Hobbypolitiker aus dem Landkreis aber verzichteten mit fadenscheinigen Argumenten wie einem Zeitproblem darauf, den Fachleuten Rederecht einzuräumen und ließen sie dort sitzen wie die Schulbuben. Ein schlechtes Beispiel für Demokratie, in der der Wähler erwarten darf, dass die Volksvertreter alle Möglichkeiten nutzen, sich vor der Abstimmung sachkundig zu machen.

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