Kommandanten protestieren:Ärgernis Fehlalarm

Immer häufiger wird die Feuerwehr in die Erstaufnahmeeinrichtung am Rande des Fürstenfeldbrucker Fliegerhorsts gerufen. Die Rettungskräfte sind an ihrer Belastungsgrenze angelangt

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Dass die Zahl der Einsätze der Feuerwehr in der Erstaufnahmeeinrichtung am Fliegerhorst in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen ist, belastet die Einsatzkräfte schwer. Allein Montagnacht mussten die Freiwilligen Feuerwehren Fürstenfeldbruck und Emmering dreimal ausrücken, weil die Brandmeldeanlage ausgelöst wurde. Im noch jungen Monat steigt die Zahl der Einsätze somit bereits auf vier, im Mai waren es fünf, insgesamt gab es seit Jahresbeginn 15 Einsätze in der Asylbewerberunterkunft.

Am Montag, 6. Juni, waren die Feuerwehren zunächst um 1.44 Uhr und um 4.03 Uhr jeweils wegen eines Fehlalarms der Brandmeldeanlage ausgerückt. Diese informiert die Einsatzkräfte, wenn sie anschlägt, automatisch. Um 7.36 Uhr gab es erneut einen Alarm in der Erstaufnahmeeinrichtung. Dieses Mal hatte ein Bewohner mutwillig die Scheibe des Handfeuermelders zerschlagen und den Alarm ausgelöst. "Die Motivation der Feuerwehrleute sinkt immer mehr", sagt Manuel Mai, der stellvertretende Kommandant der Brucker Feuerwehr. Auch Robert Klement, der Kommandant der Feuerwehr Emmering, die sich gemeinsam mit der Brucker Wehr um den Bereich rund um den Fliegerhorst kümmert, bestätigt das.

Man müsse sich die Situation des Einzelnen vor Augen führen, meint Mai. Neben ihrem Beruf fahren die Mitglieder der Feuerwehren ehrenamtlich zu Einsätzen. Drei Einsätze in der Nacht, nur um dann festzustellen, dass es sich um Fehlalarme handelt und gleichzeitig zu wissen, man muss früh in die Arbeit - das sei belastend. "Je öfter der Alarm kommt, umso weniger Leute fahren mit", meint Mai. Zwar seien die gesetzlich vorgeschriebenen acht Einsatzkräfte immer vor Ort. Aber Mai macht sich Sorgen, was passieren könnte, sollte es in einem solchen Fall tatsächlich einmal einen Großbrand in der Unterkunft geben.

Tatsächlich würden Brandanlagen wie die in der Erstaufnahmeeinrichtung zu einem immer größeren Problem, meint Klement. "Der Fliegerhorst ist zwar ein Extremfall, aber alle Brandmeldeanlagen bereiten uns Probleme", sagt er. 50 Prozent aller Einsätze der Emmeringer würden durch solche Fehlalarme ausgelöst.

Woran es liegt, dass die Zahl der Einsätze in der Erstaufnahme gerade im Mai und Juni so stark gestiegen ist, können sich Mai und Klement nicht erklären. "Ob es die Stimmung draußen ist oder Zufall, wissen wir nicht", sagt Mai. Die Ursachen für die Einsätze seien aber immer wieder die gleichen. Zum einen gebe es Fehlalarme durch Defekte an der Rauchmeldeanlage, zum anderen werde in der Unterkunft auch auf den Zimmern verbotenerweise geraucht oder gekocht. "Es kommt auch vor, dass der Alarm ausgelöst wird, weil die Bewohner übermäßig Deo versprühen", erklärt Mai weiter. Die Partikel des Deos würden, ähnlich wie normalerweise Rauchpartikel, den Rauchmelder anschlagen lassen.

Als Grund dafür, dass auf den Zimmern so viel Deodorant verbraucht wird, werde häufig angegeben, man wolle Mücken vertreiben. Mai habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass damit oft der Geruch des Zigarettenrauchs überdeckt werden soll.

Mai erklärt, man habe nun einen Antrag bei der Regierung von Oberbayern eingereicht, um das Problem zu lösen. Darin wird vorgeschlagen, die Brandmeldeanlage solle den Alarm in Zukunft nicht mehr automatisch an die Feuerwehr weiterleiten. Stattdessen solle ein Hausalarm ausgelöst werden. Die Sicherheitskräfte, die 24 Stunden in der Unterkunft eingesetzt sind, hätten dann drei Minuten lang Zeit, zu prüfen, ob es einen Brand gibt. Wäre das der Fall, könnten sie per Knopfdruck die Feuerwehr rufen. Eine Antwort der Regierung von Oberbayern, wie man diesen Vorschlag bewerte und ob bereits eine Entscheidung gefallen sei, stand bis Redaktionsschluss noch aus.

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