Kleinod oder Naturbrache?:Streit um Böhmerweiher geht weiter

Böhmerweiher

Kleinod oder Naturbrache? Soll der Böhmerweiher zum Naherholungsgebiet ausgebaut werden?

(Foto: Günther Reger)

Die Gröbenzeller Grünen geben nicht auf. Sie wollen unbedingt verhindern, dass der Erholungsflächenverein das Areal zum Naherholungsgelände macht. Ihr neues Druckmittel sind Formalien in den Verträgen

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Für die einen sind die beiden Böhmerweiher östlich der Lena-Christ-Straße bei Gröbenzell auf Aubinger Flur eine unattraktive Naturbrache, für andere ein Kleinod, das möglichst überhaupt nicht angetastet werden darf. Und genau diese ökologische Schatzkiste, in der sich einer Studie zufolge 83 geschützte Tier- und Pflanzenarten angesiedelt haben, soll, was die Gröbenzeller Grünen seit Jahren empört, vom Erholungsflächenverein zu einem Naherholungsgelände mit Badesee ausgebaut werden. Obwohl der kleine östliche Weiher komplett in seiner jetzigen Form als Biotop erhalten und nur gepflegt würde, aber beim Ausbau weder angetastet noch später von Erholungssuchenden betreten werden dürfte, wollen sich die Grünen mit der bereits abgespeckten Planung des Erholungsflächenvereins immer noch nicht abfinden.

Dabei haben sie mit dem Sammeln von Unterschriften gegen den Ausbau schon viel erreicht. Die Liegewiesen wurden von einer Fläche von ursprünglich einmal etwa 30 000 Quadratmetern auf 9000 Quadratmeter reduziert und vor allem auf den westlichen Uferbereich des größeren der beiden Seen beschränkt. Auch von den ursprünglich einmal 120 vorgesehenen Parkplätzen an der Lena-Christ-Straße sind nur noch 30 übrig geblieben. Inzwischen hat der Erholungsflächenverein ein neues Konzept erarbeitet, das demnächst den Miteigentümern präsentiert werden soll. Das sind die Landeshauptstadt München, die das 27 Hektar große Gelände samt 7,1 Hektar Wasserfläche vor drei Jahren zusammen mit der Stadt Puchheim und der Gemeinde Gröbenzell erweitert hat.

Die Grünen befürchten immer noch den Ausbau dieses Geländes zu einem Freizeitareal, das Badegäste und Besucher aus dem gesamten Münchner Westen anziehen und das Aus der geschützten Tier- und Pflanzenarten bedeuten könnte. Der Zweite Gröbenzeller Bürgermeister Martin Runge (Grüne) bezeichnete es in der jüngsten Gemeinderatssitzung als "nicht schlecht", dass die im April 2008 vom damaligen Planungs- und Umweltausschuss des Gemeinderats beschlossene Grundvereinbarung bisher von keinem der neuen Eigentümer formell unterzeichnet wurde. Da der Planungsausschuss nicht zuständig war und noch der Gemeinderat hätte zustimmen müssen, fühlen sich die Grünen, was anklang, nicht dazu verpflichtet, das künftige Erholungsgebiet, wie in der Vereinbarung festgelegt, von der Lena-Christ-Straße aus zu erschließen. Laut Markus Rainer ist wieder alles offen. Er bezeichnete es als fraglich, ob die Planungen des Erholungsflächenvereins aus naturschutzrechtlicher Sicht überhaupt noch zulässig seien.

Axel von Walter (SPD) zeigte sich über die Militarisierung der Sprache durch die Grünen verwundert und hielt im Gegensatz zu Runge und Rainer die Böhmerweiher-Debatte für längst entschieden. Der Sozialdemokrat sprach sich dagegen aus, den Beschluss, das Gelände zu kaufen und auszubauen, nachträglich über Formalismusfehler zu kippen. Der Dritte Bürgermeister bot an, die Grundvereinbarung zu unterschreiben, dazu müssten jedoch die beiden anderen Bürgermeister in den Urlaub fahren und ihm die Führung des Rathauses anvertrauen.

Angestoßen hatte die Debatte ein Schreiben des Münchner Baureferats. in diesem wird die Gemeinde Gröbenzell gebeten, einen Ansprechpartner bezüglich der Erschließung des künftigen Erholungsgeländes zu benennen. In diesem Zusammenhang warnte Hans Böhmer (FW) eindringlich davor, die Dinge nicht auf die Spitze zu treiben, sondern gute nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen. Ansonsten bestehe nach 30 Jahren Verhandlungen die Gefahr, dass die Vertragspartner denken, "dass in Gröbenzell falsch gespielt wird". Böhmer, der die nach seiner Familie benannten Böhmerweiher verkaufte, warnte noch vor den Folgen weiterer Verzögerungen. "Wenn man nichts tut, werden die Rote-Liste-Arten durch die Verbuschung verschwinden", sagte er.

Bei dieser Aussage bezog er sich auf den Hinweis von Experten, nach dem das Biotop eigentlich nur einem Zufall zu verdanken ist. Nur weil die Brache nach dem Ende des Kiesabbaus im Niemandsland zwischen Gröbenzell und München über Jahrzehnte sich selbst überlassen worden war, konnten sich die bedrohten Arten hier ansiedeln. Deren Erhalt ist jedoch nur möglich, wenn der jetzige Zustand des Geländes mit Pflegemaßnahmen bewahrt wird.

Bürgermeister Martin Schäfer beendete die Debatte mit dem Hinweis abzuwarten, bis der Geschäftsführer des Erholungsflächenvereins dem Gemeinderat die neue Planung vorstellt. In das künftige Erholungsgebiet, das in einem regionalen Grünzug und im Landschaftsschutzgebiet "Aubinger Lohe" liegt, hat der Erholungsflächenverein bisher 590 000 Euro investiert.

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