Klassik:Schwereloses Musizieren

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Bravo-Rufe für das Busch-Trio bei dessen Konzert in Gröbenzell

Von Klaus Mohr, Gröbenzell

Eine musikalische Reise nach Böhmen ins 19. Jahrhundert war das Konzert der Gröbenzeller Konzertreihe am Samstag mit dem Busch-Klaviertrio. Die Werke des Abends stammten ausschließlich von böhmischen Komponisten, dabei handelt es sich beim 2012 gegründeten Busch-Trio um ein Ensemble, dessen Musiker aus Israel und den Niederlanden kommen und die bereits große Erfolge vor allem auch in England erzielen konnten. Das Busch-Trio mit Mathieu van Bellen (Violine), Ori Epstein (Violoncello) und Omri Epstein (Klavier) bezieht sich im Namen auf den berühmten Geiger Adolf Busch, der mit der Musik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts untrennbar verbunden ist. Mathieu van Bellen spielt eine Violine von Guadagnini, die früher Busch gehört hatte.

Die Werke dieses Abends von Josef Suk, seinem Schwiegervater Antonín Dvořák und von Bedřich Smetana waren alle einem ähnlichen Grundton verbunden und getragen von warmen, oft etwas melancholischen Melodien. Insofern war es mutig, dass die Musiker des Busch-Trios stilistisch so verwandte Kompositionen ausgewählt hatten, denn dadurch kam der Differenzierungskunst der drei Künstler eine besondere Bedeutung zu. Genau das kann man als die große Stärke dieses Ensembles bezeichnen, so dass ein vom ersten bis zum letzten Ton fesselndes und sehr abwechslungsreiches Programm zu hören war.

Das 1889 entstandene Klaviertrio in c-Moll op. 2 von Josef Suk eröffnete das Programm. An den Anfang des Kopfsatzes Allegro waren gewichtige Akkorde gesetzt, die sich dann allmählich in Spielfiguren auflösten. Zupackend und leidenschaftlich war der Gestus hier, doch hatte der Klang keine Spur von Härte. Im weiteren Verlauf erklärten die Musiker das Singen zum großen Thema ihres Spiels: Intensiv vibrierte Kantilenen wechselten sich zwischen den beiden Streichern ab, immer vorsichtig getragen vom begleitenden Pianisten. Schwingend und sehr gut ausbalanciert gelang der folgende Andante-Satz, dessen sanglicher Reichtum in zarten Terzparallelen der Streicher kumulierte. Das Final-Vivace brachte mit rhythmisch akzentuierten Spielfiguren ein neues Element ein, und am Zusammenspiel ließ sich erkennen, dass die intellektuelle Durchdringung des kompositorischen Gewebes zu den Grundvoraussetzungen des Trios gehört.

Das Klaviertrio in g-Moll op. 15 von Bedřich Smetana aus dem Jahr 1855 folgte. Das rhapsodisch freie, solistische Spiel des Geigers stand am Beginn des Eingangssatzes (Moderato assai) und wurde zum Exempel für den weiteren Verlauf. Offenheit, große Gesten und oft erdverbundenes, aber zugleich scheinbar schwereloses Musizieren prägten den Klang und waren mit höchster Präzision gepaart. Ohne jedes Spektakel beeindruckten hymnisch aufgeladene Melodien ebenso wie der manchmal intime Charakter, entstand ein filigranes Geflecht mit überraschenden Betonungen (Allegro) und wurde die Spannung zwischen Triolen und Duolen zum vitalen Motor im Finale.

Antonín Dvořáks Klaviertrio in f-Moll op. 65 von 1883 war nach der Pause zu hören. Trotz des schmerzlichen Charakters des Stücks wirkten lichte Momente und bezaubernde Piano-Stellen versöhnlich. Zwei Dvořák-Zugaben belohnten das Publikum für seinen reichen Applaus und die Bravo-Rufe am Ende.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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