Kirche:Aufbruch mit Wehmut

Pfarrverband Maisach

In seiner Predigt ermuntert Weihbischof Bernhard Haßlberger (vorne) in Anspielung an das Gleichnis vom Sämann die Gläubigen, sie sollten nicht resignieren, sondern sich über das, was wachse, freuen.

(Foto: Günther Reger)

Bei der Gründungsfeier des Pfarrverbandes Maisacher Land betonen die Redner die Eigenständigkeit in der Gemeinsamkeit

Von Gerhard Eisenkolb, Maisach

Gemeinschaft und Heimat lassen sich in einem Wohnort auf zweifache Weise erfahren: in einer Pfarrgemeinde und in der politischen Gemeinde, zu der die jeweilige Pfarrei gehört. Geht aber eine Pfarrgemeinde - wie am 1. Juli die katholische Pfarrei Bruder Konrad in Gernlinden - in einem größeren Pfarrverband auf, ist das zuerst einmal mit einem Verlust und etwas Wehmut verbunden. Diese Ambivalenz, die ein Aufbruch zu etwas Neuem ebenso mit sich bringt wie den Verlust von etwas Gewohntem, Liebgewordenen, ist denn auch am vergangenen Sonntag trotz aller Freude bei einem Festgottesdienst mit Weihbischof Bernhard Haßlberger zur Errichtung des Pfarrverbands Maisacher Land in Sankt Vitus in Maisach erwähnt worden. Ebenso in den Reden beim anschließenden Pfarrverbandsfest in der Maisacher Mittelschule.

So verband denn der Weihbischof schon in seiner Begrüßung in der Kirche den "feierlichen Startschuss" für den Pfarrverband mit zwei Hinweisen. Diejenigen, die bisher im kleineren Pfarrverband Maisach gelebt hätten, wüssten bereits, wie das gehe. Dagegen müssten sich die Gernlindener noch daran gewöhnen. "Es werden einige traurig sein", sagte Haßlberger, aber auch sie würden erleben, "dass sie weiterhin in Gerlinden Glaubensleben gestalten können".

Worauf der Redner nicht ausdrücklich hinwies: Die Pfarrei bleibt ja mit eigenen Gremien und mit eigenen Aktivitäten erhalten. Einen eindrucksvollen Beweis davon, was in einem größeren Pfarrverband besser laufen kann, erbrachte in dem Gottesdienst in der überfüllten Kirche der gemeinsame Pfarrverbandschor mit Sängern aus Chören der drei Pfarreien Sankt Vitus, Bruder Konrad und Sankt Margaret Malching mit der Missa Katheriana von Jacob de Haan. Zum neuen Pfarrverband gehören noch Sankt Michael Rottbach, die Filialkirche Sankt Michael Germerswang und die Kuratie Sankt Bartholomäus Überacker.

Selbstverständlich gebe auch es eine Errichtungsurkunde, meinte der Weihbischof, da nur das, was geschrieben sei, auch in der Welt sei. Dem vorgelesenen "Errichtungsdekret" war zu entnehmen, dass der Zusammenschluss zur "Koordination der Seelsorge" und zur "Bündelung der Verwaltungsaufgaben" erfolgt. Als Symbol für den neuen Pfarrverband Maisacher Land wählten die Mitgliedspfarreien das Kreuz als Heilszeichen, als Zeichen der Verbindung von Himmel und Erde und als Zeichen der Verbindung von Menschen zu Menschen. Dieses Symbol hatten die Gläubigen in unübersehbar in Form eines neuen großen Kreuzes mit mächtigen Holzbalken, auf denen die Namen der Mitgliedspfarreien stehen, vor Augen. Das Symbol des Pfarrverbands stand am Ende des Kirchenschiffs vor dem Altar und wurde von Haßlberger ebenso geweiht, wie fünf große Kerzen mit Bildern der fünf Kirchen, die in den Gotteshäusern der fünf Maisacher Ortsteile aufgestellt werden.

Auch in der Predigt zum Gleichnis vom Sämann, dessen Samen sowohl auf fruchtbaren als auch auf unfruchtbaren Boden fällt, erwähnte der Bischof das Wagnis neuer Pfarrverband. Die Gläubigen sollten nicht resignieren, wenn etwas nicht wachse, sondern sich über das freuen, was Frucht trage. "Was ankommt, haben wir nicht in der Hand", sagte Haßlberger und verband den Weg des neuen Pfarrverbands mit dem Wunsch, unverdrossen die Botschaft Jesu zu den Menschen zu bringen.

Bürgermeister Hans Seidl forderte beim Pfarrfest seine Zuhörer dazu auf, in den Pfarrverband einzutreten. Der Rathauschef appellierte aber gleichzeitig an sie: "Behalten sie ihre Einmaligkeit und die Besonderheit ihrer Ortskirchen!" Der Gottesdienst sei ein eindruckvoller Einstieg gewesen. In Anspielung auf die Beteiligung zahlreicher Vereine sagte Seidl, es sei zu erleben gewesen, was Maisach ausmache. Und der Bürgermeister wies darauf hin, dass die Blaskapelle Maisach, deren Bläser den Gottesdienst mitgestalteten, kurzfristig ihr Dorffest absagten, und damit dem Festtag die ihm gebührende Gewichtung gegeben hätten. Laut Seidl sind zur Gründung des Pfarrverbands Maisacher Land über Gräben Brücken geschlagen worden. Und er bat darum, dem Zusammenschluss Zeit zu geben, Wurzeln zu schlagen und zu gedeihen.

Pfarrverbandsratsvorsitzende Claudia Harlacher erinnerte an die zweijährige Gründungsphase mit einer Reihe von Klausurtagungen. Dabei sei herausgekommen: "Wir wollen möglichst eigenständig bleiben, aber viel gemeinsam machen." Kurz fasste sich der Leiter des Pfarrverbands, Pfarrer Terance Palliparambil. Er erinnerte daran, wie die neue Struktur entstand. Was gefeiert wurde, sei das Ergebnis von Teamarbeit. "Der Pfarrverband ist eine Frucht ihrer Arbeit", sagte der Seelsorger. Harlacher überreicht Palliparambil als Zeichen dieser Vielfalt und Einheit einen Weinstock.

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