Kino:Verheißungsvolle Premiere

Kino FFB

Prosit aufs Kino: OB Erich Raff (Mitte) und Gäste bei der Eröffnung.

(Foto: Günther Reger)

Brucker Lichtspielhaus wird mit großer Sause und Tragikomödie eröffnet

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Uralt-Lastwagen der Brauerei und das Zelt mit Häppchen ist in rotes und blaues Licht getaucht. Nur ein paar Stufen weiter knallen im Foyer im Schein altertümlich anmutender Lampen die Korken. Kein Regisseur hätte das stimmungsvoller inszenieren können. Doch man wartet vergeblich auf "Lichtspielhaus I, Klappe, die Erste". Auch deshalb, weil dies ganz klar schon die Fortsetzung ist. Das prächtige Kino an der Maisacher Straße lag gut vier Jahre im Dornröschenschlaf. Es gab Zeiten, da hätte niemand einen Pfifferling darauf gewettet, dass in dem vom Architekten Adolf Voll 1930 entworfenen Bau wieder Filme gezeigt werden. Das Haus schien vielmehr unter die Räder des Zeitgeists gekommen zu sein. Großes Einraumkino? Rechnet sich nicht. Geht nicht. Abspann und Ende. Der Saal sollte filetiert und zu Wohnungen oder bestenfalls zum Kindergarten mutieren. Der Stadtrat schien bereit zu sein, sich mit dem Kompromiss zufrieden zu geben, lediglich das wunderschöne Eingangsgebäude zu erhalten: als Fassade, als potemkinsches Dorf. All diese Gedanken mögen dem Premierenpublikum am Freitagabend durch den Kopf gehen. Gottlob verschwanden solche Pläne wie dunkle Wolken, die der Wind hinter den Horizont bläst.

Und so stehen sie also im Foyer, die immer schon Überzeugten, die Geläuterten, die Neugierigen. Mit großen Augen stehen sie im aufgemöbelten alten Gemäuer und freuen sich darüber, was der Eigentümer Stadt da gemeinsam mit der 150 Mitglieder umfassenden IG Lichtspielhaus und den Kinoprofis Markus Eisele und Christian Pfeil auf die Beine gestellt hat. Ein finanzielles Wagnis? Das schon. Und es dürfte weitgehend Einigkeit herrschen, dass sich das Kino, das mangels Zuschauerinteresse einst sanft entschlummerte, nicht durch flammende Appelle allein am Leben halten lässt. Kino darf nicht zur Pflichterfüllung werden, Kino muss Freude sein. Die Tragikomödie "Simpel" deutet denn auch an, wo's lang gehen könnte: Die Tragikomödie ist weder Baller-Action-Streifen noch seichte Love-Story. Man kann sie für anrührend, aber ebenso gut für überzeichnet halten. Egal: Der Film bewegt, bietet Gesprächsstoff.

Ein Blick ins Programmheft bis Anfang Dezember offenbart, dass die Macher neuen Konzepten gegenüber aufgeschlossen sind (Wunschfilmkino) und gar nicht erst versuchen, den übermächtigen Multiplex-Rivalen auf deren Feld Konkurrenz zu machen. Kleine, feine und aktuelle Filme für Kinder und Erwachsene werden durch Klassiker ergänzt. Alles bestens geeignet für den Saal mit den 180 bequemen Sesseln, zwischen den sechs dimmbaren Leuchten und dem großen Vorhang. Hinten stehen ein paar Bistrotischchen, vorne wurde ein Podium eingerichtet - für alle möglichen Veranstaltungen und Feierlichkeiten sowie Aufführungen, die es hier jenseits des Kinobetriebs geben soll. Am Freitag lässt sich die Rossini-Bussi-Bussi-Gesellschaft nicht blicken, gekommen sind Cineasten und Persönlichkeiten wie Alt-OB Sepp Kellerer sowie Stadträte und Vertreter von Vereinen und Parteien (der frühere OB Klaus Pleil, der entscheidende Weichen gestellt hat, wäre sicher gekommen, ist aber zurzeit verreist). "Das Warten hat ein Ende", verkündet ein beschwingter Markus Eisele. In einem Trailer erzählt ein altes Ehepaar aus Indien, wie sie sich vor vielen Jahren im Kino näher gekommen sind. Ja, auch das soll Kino laut Eisele: "Menschen zusammenbringen".

Richard Bartels, Vorsitzender der IG Lichtspielhaus, steht irgendwann vorne vor dem Vorhang und wird angestrahlt wie Doktor Mabuse. Vor einer "bombastischen Kulisse" gesteht er freimütig ein, dass an diesem Tag "ein Traum wahr geworden ist". Das Brucker Zentrum hat endlich wieder ein Kino, und die Bartels wohnen auch noch um die Ecke. Na also. Und die IG steuert Vorstellungen bei. "Wir fangen an mit, äh, Dingsda". Bartels hat einen kurzen Filmriss - "ah, richtig, mit Casablanca" - am 1. November und mit Alexis Sorbas zwei Wochen später.

Programm und Infos unter www.kino-ffb.de

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