Kaum neue Fotovoltaik-Anlagen:Die Energiewende lässt auf sich warten

Der Stromverbrauch in Puchheim stagniert auf hohem Niveau, nur wenige neue Solaranlagen gehen ans Netz

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Puchheimer verbrauchen zu viel Strom und die Energiewende in diesem Sektor stagniert, weil kaum neue Fotovoltaik-Anlagen installiert werden. Das sind die zwei wesentlichen Ergebnisse einer Studie des Ingenieurs Helmut Müller, die im Umweltbeirat der Stadt vorgestellt wurde. Müller plädiert deshalb für eine Werbekampagne für Solarstrom. "Die Dachanlagen lohnen sich mit steigenden Strompreisen und Eigenverbrauch langfristig auch finanziell trotz geringerer EEG-Vergütung", sagte Müller.

Auf Grundlage von Daten der Komm-Energie analysiert Umweltbeirat Müller regelmäßig und ehrenamtlich den Stromverbrauch sowie die Entwicklung der regenerativen Energien. Zumindest für den Stromsektor verfügt Puchheim dank seines Einsatzes als eine der wenigen Kommunen im Landkreis über belastbares Datenmaterial. "Eigentlich sollte jede Kommune die Daten vom Netzbetreiber bekommen, das sollte zur Pflicht erklärt werden", sagte Müller. Der Verbrauch in Puchheim lag 2016 bei 54,9 Gigawattstunden, das sind 1,35 Prozent weniger als im Vorjahr.

Müllers Statistik zeigt, dass der Stromverbrauch bis 2011 langsam, aber kontinuierlich stieg und seitdem sinkt: In den Jahren 2013 und 2014 sogar um sieben Prozent, was Müller auf den massenhaften Einsatz von LED-Lampen, Flachbildschirmen sowie Laptops und Smartphones anstelle von Computern zurückführt. In den vergangenen beiden Jahren sank der Verbrauch nur noch um drei Prozent. Auf diesem Niveau könnte sich der Verbrauch einpendeln, aufgrund der wachsenden Zahl von E-Bikes und Wärmepumpen, prognostiziert der Ingenieur.

"Nicht erklärbar" ist für Müller, dass der Stromverbrauch der Kommune 2016 um mehr als zwölf Prozent gesunken ist, bei privaten Haushalten und Unternehmen aber nur um rund 0,9 und 0,78 Prozent. Allerdings benötigt die Kommune für alle ihre Gebäude, deren Betrieb und die Straßenbeleuchtung nur etwa 3,7 Prozent der Gesamtmenge. Mehr als 43 Prozent verbrauchen die Betriebe und fast 53 Prozent die Haushalte. Müller hat ausgerechnet, dass der durchschnittliche Zwei-Personen-Haushalt etwa 3000 Kilowattsunden benötigt. "Das ist noch viel zu hoch", sagt er. Mit Laptop statt PC, LED-Licht, Flachbild-TV, neuer Wasch-und Spülmaschine hat Müller zuhause seinen Verbrauch auf 1900 Kilowattstunden gesenkt.

Dass die Energiewende stagniert, erkennt man in Puchheim ebenfalls an Müllers Statistik: Zunächst stieg die Zahl der Fotovoltaikanlagen. 2011 gingen 28 neue Anlagen ans Netz, darunter die Feldanlage nördlich der Bahn, was einen enormen Leistungszuwachs bedeutete. Im folgenden Jahr waren es sogar 59 neue Anlagen, seitdem sinkt die Zahl kontinuierlich. 2016 war es nur ein halbes Dutzend neuer Anschlüsse, so Müller, der als Geschäftsführer der Bürgersolaranlage amtiert.

Der Anteil des Solarstroms liegt in Puchheim derzeit bei etwa sieben Prozent. Dazu kommen die Blockheizkraftwerke, deren Anteil von acht (im Jahr 2013) auf über 28 Prozent hochgeschossen ist. Allerdings liefern diese nach Ansicht Müllers nur teilweise Ökostrom und zwar nur dann, wenn die Anlagen mit Biogas betrieben werden und zu Heizzwecken laufen. Umweltbeirat Müller hätte die Puchheimer Daten gerne mit Daten über den Landkreis verglichen, beklagte aber, dass es "keine aktuellen und vor allem zuverlässigen Daten" gibt. Was im Internet zu finden sei, wäre teilweise falsch und widersprüchlich. Dort wird etwa Geothermie mit einem Anteil von 0,9 Prozent angegeben, obwohl keine einzige Anlage im Landkreis Fürstenfeldbruck in Betrieb ist.

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