Kampf gegen Krähenplage:Wie Puchheim Krähen austricksen will

Krähe

Saatkrähe im Anflug auf den Puchheimer Friedhof an der Allinger Straße.

(Foto: Günther Reger)
  • Die Saatkrähen sind in Puchheim zur Plage geworden. Seit Jahren klagen Anwohner über den Lärm der Vögel
  • Nun will die Gemeinde echte gegen Gipseier austauschen und Bäume mit Netzen bedecken.
  • Das Ganze wird wissenschaftlich begleitet. Selbst eine Drohne kommt zum Einsatz.

Von Peter Bierl, Puchheim/Germering

Mit einer Reihe von neuen Maßnahmen versucht die Stadt Puchheim, der Saatkrähen-Plage Herr zu werden. Derzeit werden drei Bäume in Netze gehüllt, im März sollen Eier aus den Nestern entfernt und teilweise durch Gipsimitate ersetzt werden. Damit versucht die Stadt nicht nur, den lärmgeplagten Anwohnern zu helfen, sondern steht an vorderster Front der Saatkrähen-Forschung. Die Kampagne in Puchheim steht unter wissenschaftlicher Beobachtung. Die Bürger sind aufgefordert, Saatkrähennester zu melden. In Germering werden in der nächsten Woche alte Nester einer Kolonie im Erika-Park zerstört.

Bereits in der vergangenen Woche rückten in Puchheim Mitarbeiter einer Spezialfirma an und hüllten den ersten Baum in Netze, zwei weitere sollen folgen. Es sind die drei Bäume an der Allinger- und Egenhoferstraße, an denen bislang die meisten Nester entdeckt wurden. "Wir testen den Einsatz von Netzen, der Aufwand ist enorm", erklärt Monika Dufner, die Leiterin des Umweltamts. Es dauert einen Tag, um einen Baum komplett mit Netzen zu verhängen. Insgesamt hat die Stadt bislang 50 Netze bestellt. Deren Maschen sind so groß, dass kleinere Vögel sich nicht verfangen, sondern durchschlüpfen können.

Während die Saatkrähen am Schopflachwäldchen und vom Friedhof aus den Randbereichen vergrault werden sollen, ist die Aufgabe in der Sprengerinsiedlung eine andere. Dort lebte eine Splitterkolonie von Saatkrähen, die komplett vertrieben werden soll. In einem Wäldchen in der Siedlung wird ein Lautsprecher in einen Baum gehängt, der in unregelmäßigen Abständen die Panikrufe der Vögel ausstößt. Außerdem kommt eine kleine Drohne zum Einsatz. Diese wird das Wäldchen überfliegen und soll die Saatkrähen durch den Lärm, den sie verursacht, aufschrecken.

Diese Maßnahmen müssen bis Ende Februar erledigt sein, weil dann die Vögel mit dem Nestbau beginnen. Ende März werden die Mitarbeiter der Spezialfirma anfangen, Eier aus den Nestern von Bäumen in der Allinger Straße sowie der Sprengerinsiedlung zu holen. Die Gelege einer Saatkrähe umfassen vier bis sechs Eier. Die Idee ist, jeweils nur einen Teil der Eier aus einem Nest wegzunehmen und durch Gipsimitate zu ersetzen, sodass die Tiere den Verlust nicht bemerken, weil sie mit der Aufzucht der verbliebenen Jungen beschäftigt sind. Wie die Tiere tatsächlich darauf reagieren, sei völlig unbekannt, sagt Dufner. Bei Tauben funktioniert der Trick, die schlauen Krähen könnten das Spiel durchschauen und neue Eier legen. Nicht auszuschließen ist auch, dass sich Saatkrähen zur Wehr setzen und Arbeiter angreifen.

Kampf gegen Krähenplage: An Bäumen am Puchheimer Friedhof wird der Einsatz von Netzen getestet.

An Bäumen am Puchheimer Friedhof wird der Einsatz von Netzen getestet.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Dieses Verfahren wurde noch nie ausprobiert, ich bin aber guter Dinge", versichert die Biologin Dufner. Die Höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung hat die Aktionen der Stadt genehmigt. Dufner wird zusammen mit der Biologin Monika Sepp die Ergebnisse auswerten. Dazu soll eine Kameradrohne aus größerer Hohe über das Schopflachwäldchen fliegen und feststellen, wie die Maßnahmen wirken. Schon das dürfte schwierig werden, wenn die Bäume belaubt sind.

Seit Jahren klagen Anwohner über Saatkrähen beim Friedhof am Schopflach-Wäldchen, die lärmen und Kot hinterlassen. Aber weder der Einsatz von Lärmklatschen und roten Luftballons noch die Zerstörung von Nestern haben bislang gefruchtet. Es trat ein, wovor Experten vom Landesbund für Vogelschutz gewarnt hatten: Die Population wuchs rasant auf mehr als 330 Nester an. Die Saatkrähen bildeten Splitterkolonien - vielleicht auch im Erikapark in Germering, wo die Stadt in diesem Frühjahr zum zweiten Mal aktiv wird.

Dort werden Mitarbeiter der Stadtgärtnerei zunächst die alten Nester entfernen. Außerdem hofft Thomas Wieser vom Umweltamt, dass das Fällen von Bäumen beim Caritas-Altenheim nebenan die Vögel nervt. Notfalls darf die Stadt auch einen Teil der Eier entfernen.

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