500 Jahre Reinheitsgebot:Prost und Amen

Tausende Mitglieder von Vereinen aus ganz Bayern feiern am Samstag mit Luitpold Prinz von Bayern auf dessen Schloss das 500-jährige Bestehen des bayerischen Reinheitsgebots. Getrunken wird auch während des Gottesdienstes

Von Andreas Ostermeier, Kaltenberg

Bier und Bayern gehören zusammen. So sieht man es im Freistaat und erst recht außerhalb seiner Grenzen. Allein die weltweite Beliebtheit des Oktoberfests ist Beweis dafür. Luitpold Prinz von Bayern reicht das nicht. Seiner Meinung nach fehlt in diesem Bunde der Dritte, nämlich seine Familie, die Wittelsbacher. Immerhin war es ein Urahn, Wilhelm IV., der das Reinheitsgebot vor 500 Jahren erlassen hat. Deshalb hat es sich der Schlossherr von Kaltenberg auch nicht nehmen lassen, das Jubiläum des bayerischen Bieres am Samstag selbst zu feiern. Tausende von Trachtlern, Blasmusikern, Feuerwehrleuten, Mittelalterfans und Schützen lud er am Samstag nach Kaltenberg ein, um mit ihnen den wichtigsten Tag des bayerischen Nationalgetränks zu begehen.

Luitpolds Einladung stieß auf große Resonanz. Tausende Gäste aus ganz Bayern machten sich auf den Weg nach Kaltenberg. Schon um 9 Uhr stauten sich die Busse vor dem Eingang zum Schlossgelände, mehr als zwei Stunden, ehe der Gottesdienst zum Auftakt des Festtages beginnen sollte. Auf dem Gelände konnten sich die Besucher aber schon einmal mit Brezen und Bier stärken. Außerdem mussten sie den Einzug vorbereiten, schließlich hatten 290 Vereine die Einladung Luitpolds angenommen.

Als die Mitglieder dann vor dem Gottesdienst in die Arena einzogen, glich das durchaus dem Trachtenzug am ersten Oktoberfest-Sonntag. Trachten aus ganz Bayern waren zu sehen, auf Tafeln stellten sich die einzelnen Vereine vor. Die Einziehenden führten Gewehre, Musikinstrumente und Fahnen mit, mehr als 1300 Musikanten hatten sich angesagt, die meisten von ihnen spielten Blasinstrumente. Sie benötigten ihre Instrumente nicht nur für den Einzug, sondern sollten auch den Gottesdienst musikalisch gestalten. Unter den einziehenden Vereinen waren auch mehrere aus dem Landkreis zu sehen, so die Feuerwehr und die TSV-Sportler aus Geltendorf, die Türkenfelder Schützen vom Verein Gemütlichkeit oder der Weißbier-Fanclub aus Mammendorf.

Links und rechts des Weges, den die Einziehenden nahmen, standen Schaulustige und spendeten Beifall. Und nicht nur das - hin und wieder wurden auch Massen gereicht, Trachtler, Schützen oder Mittelalterfans nahmen sie gerne entgegen. Das Fest des Bieres wurde auch während der Messe nicht unterbrochen, viele Gottesdienstbesucher brachten eine Mass mit in die Arena, andere erwarben ein Bier von den Verkäufern, die zwischen den Sitzreihen herumgingen. Dem Trend zum Trinken gab auch Pfarrer Thomas Wagner nach, der die Messe zelebrierte. Schließlich handle es sich bei der Arena nicht um eine Kirche, sagte er und fügte hinzu: "Das Bier erfreut des Menschen Herz."

Weil das so ist, strömten auch am Sonntag zahlreiche Besucher nach Kaltenberg. Für sie gab es Blasmusik und eine Ausstellung über die Wittelsbacher und ihren Einfluss auf das bayerische Bier. Auf dem Gelände neben der Arena hatten Stände geöffnet, die Speisen und Getränke oder Lederwaren, Schmuck und andere Handwerkswaren anboten. Und die Mass Bier kostete fünf Euro.

Erheblich teurer sind die Jubiläumsbiere, die die Kaltenberger Braumeister aus Anlass des 500-jährigen Bestehens des Reinheitsgebots produziert haben. Für die besonderen Getränke wurden laut Prinz Luitpold extra Portweinfässer aus Portugal erworben. In denen lagerten Kaltenberger Märzen, Ritter- und Weißbierbock mehrere Jahre. Ergebnis sind fünf Biere, die es alkoholisch und geschmacklich in sich haben. Der Alkoholgehalt reicht von sechs bis neun Prozent, die Biere sind - unterschiedlich stark - von fruchtigem oder schokoladigem Geschmack. Kaltenbergs Biersommelier Artem Vynogradow stellte die Biere vor, die die Namen von Wittelsbacher Regenten tragen und in Flaschen mit Messingetiketten abgefüllt worden sind.

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