Kabarettabend:Witzig, bissig, poetisch

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In Fürstenfeld ist ein vielfältiger Josef Hader zu erleben

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Mit seiner Best-of-Zusammenstellung ist der Wiener Kabarettist, Schauspieler, Autor und Regisseur Josef Hader seit einiger Zeit unterwegs. Der Titel "Hader über Hader" ist selbst schon ein netter Kalauer, insgesamt ist es eine unterhaltsame, witzige, ironische, manchmal bissige, oft auch poetische Melange aus schrägen Geschichten, Songs am Klavier, Kritik an der Kirche und modischen Trends, dazu grimmigen Reflexionen über Wien im Herbst, eine graue Stadt, in der selbst der Leichenwagen ein Farbfleck ist.

Zum Auftakt plaudert Hader mit dem Publikum im Veranstaltungsforum Fürstenfeld und referiert über Humanismus und Christentum. Als Verkörperung des christlichen Humanismus macht er Old Shatterhand aus, der seine Feinde nicht mit einem Kopfschuss erledigt, sondern durch die Knie schießt, sodass sie qualvoll am Wundbrand sterben und viel Zeit haben zu bereuen.

Hader vergisst nicht den Hinweis, dass dessen Erfinder ein Deutscher war, genauer gesagt ein Ostdeutscher. Als Kind habe er deshalb Spaghetti-Western, in denen die Opfer direkt durch den Schuss zwischen die Augen gekillt wurden, deutschen Kartoffelwestern vorgezogen. Humanismus "bringt nicht so viel", lautet die Bilanz des Künstlers: Die SPD veranstalte Flohmärkte und die Kinderarbeit in den Textilfabriken Indiens sei verschwunden. Die Kleinen schuften jetzt in Heimarbeit. Hader nimmt den saturierten grünen akademischen Mittelstand aufs Korn, die Kreativszene, aus dem Rucola-Bezirk, benannt nach ihrer Leibspeise "Zanderfilet auf Rucola". Deren Motto laute: "Beruflich über Leichen gehen, aber immer im Biorhythmus". Schließlich gelangt Hader zu einem glühenden Plädoyer für Vorurteile, gegen Rentner, Katzen, Haustierbesitzer, Kroaten und Tschechen, denn das Vorurteil sei gelebte Erfahrung.

Die Übergänge von einem Monolog zum nächsten, vom gesprochenem zum gesungenem Text sind fließend. Seine Fähigkeiten am Klavier, einem Fender Rhodes-Piano, seien begrenzt, räumt Hader ein. Bedenke man den Eintrittspreis wäre das Preis-Leistungs-Verhältnis schlecht. Die musikalischen Einlagen verbinden die Teile einer Show, die sich aus fünf verschiedenen Programmen zusammensetzt.

Zwischendurch reflektiert der Kabarettist über sogar noch über die Dramaturgie eines solchen Auftritts sowie den rechten Moment, um die Spannung zu steigern und die Stimmung des Publikums möglichst kurz vor der Pause zum Höhepunkt zu bringen. In Fürstenfeld läuft es anders herum. Hader wirkt vor der Pause bemüht, fast unsicher, seine Geschichten fransen aus und auch manche seiner Pointen sitzen nicht recht. Erst danach wird sein Soloauftritt richtig kompakt, stimmig und locker.

Dazu tragen nachdenkliche und poetische Songs bei, mit denen Hader startet, bevor er seine Kernkompetenz beweist: Bosheiten im weichen, österreichischen Tonfall rüberzubringen. Beispiele hierfür sind das süßlich-hinterhältige Lied "In der Nachbarschaft", das man in Kärnten dreistimmig singe, sowie seine Kommentare zum Bekenntnis seines Landmannes, des Stratosphärenspringers Felix Baumgartner, zu einer "gemäßigten Diktatur" und von den Nachteilen der Demokratie, von denen Hader leider nur einen Teil vorträgt. Immerhin bringt der Kabarettist dann die böse Pointe, dass in Österreich immer noch eine Minderheit der festen Überzeugung sei: "Es war unter Hitler nicht alles nur gut."

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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