Kabarett:Show mit Frauen-Klischees

Roßstall-Theater

Frauen kaufen gerne ein: Barbara Weinzierl in Germering.

(Foto: Günther Reger)

Barbara Weinzierl erntet im Roßstall viele Lacher

Von Valentina Finger, Germering

Barbie heißt eigentlich Barbara. Das ist deswegen relevant, weil die Puppe im selben Jahr das Licht der Welt erblickte wie ihre Namensvetterin Barbara Weinzierl. Für alle, die das von der Kabarettistin aufgegebene Rätsel während ihres Auftritts im Germeringer Roßstall nicht gelöst haben: Das war 1959. Barbara, die Puppe, ist blond, immer nach der Mode gekleidet und als Frau selbstverständlich stets bemüht, ihrem Langzeit-Liebhaber Ken zu gefallen. So ist Barbara, die Kabarettistin, nicht. Dennoch gibt es in ihrem aktuellen Bühnenprogramm Einlagen, die ihre Lacher ausschließlich aus der exzessiven Aneinanderreihung von Klischees über Frauen generieren.

Barbara Weinzierl, die in Klagenfurt geboren ist und seit ihrem 17. Lebensjahr in München lebt, tritt nicht nur mit ihrem neuen Programm: "Wir müssen reden! Sex, Geld und Erleuchtung - Teil II", sondern auch als Schauspielerin in Filmen und TV-Serien auf. Darüber hinaus ist sie Mutter, Malerin und bietet als Kreativ-Coach mitunter Lachyoga-Workshops an. Trotz dieser souveränen Vielseitigkeit beschränkt sich ihre Auseinandersetzung mit dem Frausein vor allem in der ersten Hälfte ihrer Show auf wenige Stereotype: Frauen reden viel. Frauen machen Yoga. Frauen tragen enge Kleider und Spitzenunterwäsche. Als sie diese präsentiert, gipfelt die Klischee-Performance in dem Satz: "In der hab' ich damals meine Prüfung zur Nageldesignerin geschafft."

Ganz klar: Das ist Bühnenhumor. Klischees und Vorurteile aller Art gehören in der einen oder anderen Zusammensetzung zum Baukasten für erfolgreiches Entertainment. Der ausverkaufte Saal im Germeringer Roßstall und die nie verebbenden Lacher aus dem Publikum beweisen, dass Weinzierls Rezept funktioniert. Der Vorwurf ist folglich auch nicht, dass Weinzierl gezielt ein altmodisches Frauenbild propagiert. Doch Themen, die etwas mehr durch einen unerwarteten Twist in der Herangehensweise auffallen und dafür etwas weniger gängigen Lachgaranten entsprechen, hätten der Show gut getan.

Denn die Unterhalterin kann auch anders. In ihrer Interpretation einer Greisin stellt sie den bevormundenden Blick der jüngeren auf die ältere Generation bloß. Das beliebte Klischee von Frauen und Technik setzt sie in einer anderen Nummer vom Haschtag bis zum mit der Heckenschere gehackten Computer herrlich wortklauberisch um. Und in der Rolle der Kunstfigur Helmut, einem sexistischen Österreicher, der sich über Muslime auslässt, seine eigene Frau aber nicht im kurzen Rock auf die Straße lassen will, kommentiert sie den wackeligen Status der Emanzipation.

Was sie jedoch am besten beherrscht, ist die Interaktion mit dem Publikum. Sie gewinnt mit ihrer aufgesetzten Art, mit den Leuten vor der Bühne zu kommunizieren und ihnen das Gefühl zu geben, nicht nur zuzuschauen, sondern selbst dazuzugehören. Barbara Weinzierl ist wie die Stammtischkollegin, die alle mit ihren Anekdoten unterhält, aber zwischendurch auch innehält, um zuzuhören. Weil sie das so gut kann und im Miteinander mit den Zuschauern natürlich auf den Moment angewiesen ist, wirkt die zweite Hälfte ihrer Show auch weitaus unverbrauchter. Ihre Impro-Spielchen beziehen die Besucher im ganzen Saal ein: Sie erzählt Geschichten aus Zufallsworten und gibt eine Stunde "Turne in die Urne", bei der ausnahmslos jeder auf ihr Kommando mit den Armen rudert. Natürlich tauchen auch dann noch die einen oder anderen Klischees auf. Doch das ist okay. Denn wenn man diese gekonnt einsetzt, sind sie nicht störend, sondern einfach nur lustig.

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