Jubiläum:Wiedersehen im Haus der Jugend

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Der Kreisjugendring Fürstenfeldbruck feiert sein 70-jähriges Bestehen mit vielen ehemaligen und jetzigen Aktiven

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

"Schau, hier habe ich früher gearbeitet", sagt Kerstin Jäger zu ihrer vielleicht zehn Jahre alten Tochter und deutet in den menschenleeren Raum, wo in Kürze der Workshop "Upcycling" stattfinden wird. Kerstin Jäger, die damals noch Hoberstorfer hieß, machte in diesem Raum von 1998 an Schulungen für die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kreisjugendring sowie für Jugendliche. Am heutigen Feiertag ist die Sozialpädagogin mit ihrem Mann und der jüngsten Tochter an den Ort ihrer ersten Arbeitsstelle zurückgekehrt. Wie so viele andere auch, die sich irgendwann einmal oder bis heute noch in der Jugendarbeit engagieren, ist sie der Einladung des KJR zum 70-jährigen Bestehen gefolgt.

Es ist ein großes Hallo im Haus der Jugendarbeit in Gelbenholzen. Jugendliche und junge Erwachsene, Familien mit kleinen Kindern sowie in die Jahre gekommene Ehemalige stehen beisammen und ratschen, wärmen alte Erinnerungen auf oder loten aus, woher sie sich von früher kennen. Um dem Wiedererkennen auf die Sprünge zu helfen und vielleicht auch die Hemmschwelle herabzusetzen, trägt jeder Besucher, egal ob zwei Jahre alt oder schon fast 80, ein weißes Namensschild mit seinem Vornamen. Das wird beim Eingang ganz einfach und unkompliziert von den beiden freundlichen Helferfinnen erstellt, die das natürlich auch ehrenamtlich machen. Einfach und unkompliziert funktioniert auch der Shuttle-Service vom Kloster den Engelsberg hinauf. Denn der Parkplatz in Gelbenholzen ist für diese Menge an Fahrzeugen an diesem runden Geburtstag nicht ausgelegt.

Konkurrenzlos beliebt: Die Cup Cake Factory, der Workshop zum Dekorieren der beliebten kleinen Kuchen, als eines von vielen Angeboten bei der Feier zum 70. Geburtstag des Kreisjugendrings Fürstenfeldbruck, kommt bei den kleinen Gästen deutlich besser an als der Kurs zum Upcycling. (Foto: Johannes Simon)

Allerdings sind es zum offiziellen Beginn der Veranstaltung noch verhältnismäßig wenige, etwa 60 Personen, die im großen Saal des einstigen Ausflugslokals und Schullandheims zusammenkommen. "Schon immer ist der Kreisjugendring das Sprachrohr der Jugend", betont die KJR-Vorsitzende Ines Sattler in ihrer kurzen Begrüßungsrede. Sie verweist darauf, dass alle Kreisjugendringe in Bayern etwa gleich alt sind, da sie alle nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem sanften Anstoß seitens der amerikanischen Alliierten gegründet wurden. "Was war 1947 so? Da gab es zum Beispiel kein Internet, keine Handys. Die Leute hatten genug andere Probleme", der Krieg war gerade einmal zwei Jahre zuvor beendet worden. Nun mussten die Deutschen erst einmal wieder nicht nur zerbombte Häuser und zerstörte Fabriken wieder aufbauen, sondern auch gesellschaftlich neue Strukturen schaffen. Denn in Hitlers Nazi-Deutschland waren alle Vereine gleichgeschaltet oder verboten worden.

Sattler lobt den Landkreis als sehr verlässlichen Kooperationspartner. Ohne ihn wäre der Kreisjugendring mit seinen Angeboten wie der im Vorjahr beendeten Starthilfe nicht das, was er heute ist. Auch die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler lobt die Zusammenarbeit. "Ein zuverlässiger und kompetenter Partner in Sachen Jugend an unserer Seite", sagt sie und hebt das ehrenamtliche Engagement hervor, ohne das der KJR nie so umfangreiche Angebote wie etwa das Spielmobil oder die Ferienfahrten anbieten könnte.

Weißt du noch? Die Ordner sind voller alter Fotos. Auf dem Zeitstrahl im Hintergrund können sich Ehemalige mit einem Foto selbst in Szene setzen. (Foto: Johannes Simon)

Ähnlich sieht das Philipp Heimerl, der für die SPD als Bürgermeisterkandidat angetreten ist. Er kam als Zivildienstleistender zum KJR, genauer: zum Materialverleih, und blieb eine ganze Zeitlang. Irgendwann war er Vorsitzender - wie so einige, die später in der Öffentlichkeit auffallen; der ehemalige Landrat Gottfried Grimm ist so ein Beispiel. Heimerl jedenfalls beschreibt im Gespräch mit der SZ als besonderes Element des KJR "eine schöne Mischung aus sehr engagierten Hauptamtlichen und vielen, sehr engagierten Ehrenamtlichen". Das Schöne sei auch die Flexibilität, mit der man hier von der einen zur anderen Aufgabe wechseln könne.

Unterdessen ist es in dem dreistöckigen Gebäude voller geworden, Workshops haben begonnen. Der Zeitstrahl, der die Geschichte des KJR veranschaulicht, wird von immer mehr Ehemaligen-Fotos geschmückt. Und in Jägers früherem Schulungsraum verarbeiten Kinder unter Anleitung Tetra-Paks zu Geldbeuteln.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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