Jubiläum:Erinnerungen an bessere Zeiten

CSU Puchheim

Zur 50-Jahrfeier begrüßt stellvertretender CSU-Vorsitzender Dieter Rubenbauer (rechts vorne) die Gäste der Puchheimer Christsozialen.

(Foto: Günther Reger)

Bei der 50-Jahr-Feier der Puchheimer CSU lassen die Redner wehmütig die Jahre aufleben, als die Partei noch den Bürgermeister stellte und sich durchsetzte

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Oben auf der Bühne des Puchheimer Kulturzentrums (PUC) sitzen neben Moderatorin Ramona Weiß zwei alte CSU-Haudegen und schwelgen vergnüglich und unterhaltsam in der Vergangenheit. Ludwig Kippes und Erich Pürkner stehen für politisch erfolgreiche Zeiten der Puchheimer CSU, die ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Mit der Abwahl Pürkners als Bürgermeister 1988 und dem Aufstieg seines Nachfolgers Herbert Kränzlein (SPD) begann die Misere des CSU-Ortsvereins, die noch anhält. Steht doch die CSU zum Jubiläumsfest nach dem Rücktritt von Christian Stadler ohne Vorsitzenden da.

So führen Vizevorsitzender Dieter Rubenbauer und Stadträtin Weiß durch den Jubiläums-Nachmittag, zu dem 80 Mitglieder erschienen sind. "Die Zusammenarbeit mit Erich Pürkner war angenehm, aber auch sehr anstrengend", erinnert Kippes an die Bürgermeisterära seines Parteikollegen. Pürkner amtierte von 1970 bis 1988 und habe zu unheimlich vielen Gemeinderatssitzungen geladen. Kippes war in dieser Zeit CSU-Fraktionssprecher. Pürkners Wahlslogan lautete "dynamisch, erfolgreich, anerkannt." Kippes, mittlerweile 81 Jahre alt, aber immer noch rhetorisch gewandt, nannte ihn an diesem Nachmittag auch "hart, durchsetzungsstark und gerissen". Pürkner hatte sich 1970 überraschend gegen den SPD-Favoriten Adolf Jesse durchgesetzt. "Der ist einen Tag vor der Wahl stehend im offenen Wagen durch Puchheim gefahren", erzählte Kippes. "Das hat wohl die Wahl zugunsten von Pürkner entschieden."

Ludwig Kippes war auch eine Art "Chefredakteur" der 1971 gegründeten Puchheimer CSU-Zeitung "Die Aufgabe". Darin wurde schon mal der politische Gegner am Ort, vor allem die SPD, der Korruption bezichtigt, weil diese einem Parteigenossen, der wohl Bauunternehmer war, den Bau eines neuen großen Wohngebietes zuschanzen wollte. Der Jurist Erich Pürkner, der 2014 ein Comeback als Stadtrat feierte und im Alter von 76 Jahren wie in alten Zeiten mit ebenso kontroversen wie langatmigen Sitzungsstatements auffällt, berichtet ausführlich über seine Bürgermeisterzeit. "Man musste damals mit drei Bällen gleichzeitig jonglieren, das war unser Arbeitsstil", sagte er, "Straßenbau, Schulbau und die Bahnschranke beseitigen." Man habe mit dem Bau einer Hauptschule und zweier Grundschulen in den Siebzigerjahren die Gefahr des Schichtunterrichts in den Schulen gebannt. Pürkner hielt sich zugute, die Puchheimer Finanzen saniert zu haben. Dem amtierenden Rathauschef Norbert Seidl (SPD) bescheinigte Pürkner "eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die Lust auf Stadtratsarbeit macht". Nicht so gut kommt die Rathausverwaltung weg: "Deren Effizienz ist noch steigerungsfähig."

Zurzeit ist bei der CSU kein konkurrenzfähiger Gegenkandidat für das Bürgermeisteramt auszumachen. "Wir haben seit 1994 keinen passenden Kandidaten mehr", kritisiert denn auch Kippes im Gespräch mit der SZ. Gegründet wurde die CSU 1966 in der Bahnhofsgaststätte. Einer von sieben Gründungsmitgliedern war Franz Hany. Der 82-jährige Puchheimer ist nicht mehr in der CSU. "Ich bin 1977 nach meinem Umzug nach Fürstenfeldbruck wohl vergessen worden", berichtete Hany schmunzelnd. Er trat nach der Rückkehr nach Puchheim der UBP bei und gehört noch dem Umweltbeirat der Stadt an. Bei der Kommunalwahl 2014 kandidierte er für die UBP. "Ich habe gesehen, dass Erich Pürkner auch noch einmal antritt", sagt Hany. Erster CSU-Ortsvorsitzender war Joachim Franke, der zurückgetretene Stadler war der zwölfte. Rainer Zöller, von 1997 bis 2008 ebenfalls Ortsvorsitzender und zurzeit Zweiter Bürgermeister, gehört zu den langjährigen Aktiven. In seine Ära fielen die Weinfeste und Schafkopfturniere der Partei ebenso wie der Auftritt prominenter CSU-Politiker bei Volksfesten.

Ramona Weiß plaudert später auf der Bühne noch mit dem ehemaligen Bürgermeisterkandidaten Georg von Kleinsorgen und den amtierenden Stadträten Günter Hoiß oder Thomas Hofschuster. Bei diesen Gesprächen fallen der Spannungsbogen und der Unterhaltungswert im Vergleich zu den Auftritten von Kippes und Pürkner kräftig ab.

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