Jubiläum:Beratung, Bewegung, Begegnung

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Feier mit Vortrag: Christian Fuchs und Marianne Ederer (rechts) von der Rheuma-Liga mit Referentin Christina Berndt. (Foto: Günther Reger)

Die Fürstenfeldbrucker Selbsthilfegruppe der Rheumakranken feiert ihr 20-jähriges Bestehen

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

"Was uns nicht umbringt macht uns stärker." Mit diesem Zitat von Nietzsche beendet Christina Berndt, Wissenschaftsjournalistin bei der Süddeutschen Zeitung, ihren Vortrag über Resilienz, die Stärkung der inneren Widerstandskraft. Sie spricht vor rund 40 Mitgliedern der Deutschen Rheuma-Liga der Arbeitsgemeinschaft Fürstenfeldbruck, die im Hotel Post ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Der Vortrag handelt von Herausforderungen und wie sie mit Hilfe psychischer Stärke zu bewältigen sind. Ihre Worte sollen den Versammelten Kraft mitgeben. Kraft, ihre Krankheit zu bewältigen, mit ihr zu leben. "Gerade bei Rheuma sieht man, wie mit einer Herausforderung umgegangen werden kann," meint Berndt.

Nämlich indem man sich trifft, berät und gegenseitig unterstützt. Diesen Ansatz verfolgt die Arbeitsgemeinschaft in Fürstenfeldbruck. "Beratung, Bewegung, Begegnung - das sind die drei Bs der Rheuma-Liga. Hier werden sie aktiv gelebt," sagt Manfred Karger, der vom Dachverband der Rheuma-Liga zum Jubiläum gekommen ist. Seit 20 Jahren bietet die Arbeitsgemeinschaft Fürstenfeldbruck Beratung über die Erkrankung des rheumatischen Formenkreises an, veranstaltet regelmäßig Stammtischtreffen und organisiert für die Mitglieder Wasser- sowie Trockengymnastik, berichtet Christian Fuchs, die Kassenführer der Arbeitsgemeinschaft. "Vor allem an der Gymnastik sind die Leute sehr interessiert. Das tut ihnen sehr gut", meint ein Mitglied im Leitungsteam.

Seit der Gründung am 27. November 1996 ist die Anzahl der Mitglieder von 20 auf 81 angestiegen. Das liege aber nicht nur an der Gymnastik, sondern auch an dem Miteinander, so Karger. "Neubetroffene haben viele Fragen, die der Arzt oft auch aus Zeitgründen nicht beantworten kann. Hier bei uns nehmen sich die Leute diese Zeit und schauen nicht ständig auf die Uhr." In der Arbeitsgemeinschaft fänden sich zudem "Manager der Krankheit", die sich gut in die Situation hineinversetzen können, so Karger. Nicht alle suchen nach der Diagnose jedoch Unterstützung. "Das ist ganz unterschiedlich. Manche ziehen sich zurück und wollen nur ihre Ruhe haben."

Berndt ist allerdings der Meinung, dass es in der Gruppe leichter ist, die Krankheit zu bewältigen. "Gerade mit Rheuma hat man täglich Schwierigkeiten zu bewältigen, eine Mauer hochzuziehen ist da nicht gut", macht sie in ihrem Vortrag deutlich. "Man muss es ins Leben lassen und angehen." Entscheidend sei dabei auch eine optimistische Einstellung. Man solle sich nicht darüber grämen, was man alles nicht mehr kann, sondern sich über die kleinen Dinge freuen, die man schafft. "Das finde ich auch!", kommentiert eine Dame aus dem Publikum. "Ich muss akzeptieren: Ich kann nicht mehr, was ich früher konnte. Es liegt in den kleinen Sachen. Wenn ich zum Beispiel eine schwierige Sache im Haushalt bewältige, freue ich mich so sehr, dass ich es geschafft habe!"

Sich auf seine Stärken zu konzentrieren, darin liegt Berndts Meinung nach ein wesentlicher Teil zur Stärkung der Resilienz. "Wir alle haben unsere Empfindlichkeiten, aber unsere Stärken machen uns stark, nicht unsere Schwächen." Das Gute dabei: Im Alter treten nach Berndts Ansicht die Stärken besser hervor, allein durch Lebenserfahrung. Das könne man aber auch gezielt trainieren, durch ganz einfache Rituale. "Nehmen Sie sich einfach fünf Steinchen. Jeden Abend zählen Sie an den Steinen ab, was sie an dem Tag Schönes erlebt haben."

"So ein toller Vortrag", meint ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft später, als man sich zum gemeinsamen Essen niederlässt. Besonders der Aspekt, dass man an der Krankheit wachsen könne, habe ihm sehr gut gefallen. Schicksalsschläge müssen Berndts Meinung nach nämlich nicht nur negative Effekte haben. "Wie meine Großmutter immer sagte: Wer weiß, wozu es gut ist." Eben ganz getreu dem Motto: "Was uns nicht umbringt, macht uns stärker."

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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