Journalistisches Talent:Ausgezeichnete junge Blattmacher

Die Schülerzeitungen der beiden Germeringer Gymnasien belegen die ersten Plätze beim Wettbewerb im westlichen Oberbayern. Die "Spitz" des Carl-Spitzweg-Gymnasiums schlägt die "New Born Times" der Max-Born-Gymnasiums

Von Ingrid Hügenell, Germering

In Germering erscheinen die beiden besten Schülerzeitungen im westlichen Oberbayern. Die Spitz des Carl-Spitzweg-Gymnasiums kam im Wettbewerb des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberbayern-West, Christoph Henzler, auf den ersten Platz, den zweiten belegt die New Born Times des Max-Born-Gymnasiums. 13 Schülerzeitungen hatten sich beteiligt. Die Sieger bekommen eine Berlinfahrt für acht Teilnehmer.

Die Spitz hat sich in ihrem ausgezeichneten Jahresheft 2017 mit dem Thema "Wasser" befasst. Das Thema des Jahreshefts werde immer am Anfang des Schuljahrs festgelegt, berichten die Chefredakteurinnen Melanie Rödel, 9 b, und Naomi Rentsch, Q 11. In diesem Jahr ist es "Bewegung". Die New Born Times hingegen ist eine bunte Mischung vieler Themen.

Beide Zeitungen sind von der Aufmachung her Magazine, im A4-Format, farbig gedruckt, und ungemein vielfältig. In der Spitz finden sich allein auf den ersten 20 Seiten eine Geschichte über Meerjungfrauen, Berichte über das Bermuda-Dreieck und die Meeres-Hilfsorganisation Sea Shepherd sowie ein (fiktives) Interview mit dem Meeresgott Poseidon, dazu viel Wissenswertes zum Thema Wasser. Und so geht es weiter mit lesenswerten Berichten, Interviews und auch Gedichten, die eine erstaunliche Reife zeigen. Es gibt lange und kurze Stücke und dazwischen eine ebenso kurzweilige wie informative, grafisch exzellent gestaltete Doppelseite "Zwölf Zahlen zum Badezimmer", die in knappen Texten unter anderem erklärt, wie lang man sich die Hände waschen soll und wie viel Zeit Frauen vor dem Spiegel verbringen - zwei Jahres ihres Lebens. Das hochwertige Heft hat mehr als 100 Seiten. Das Layout wirkt professionell, viele eigene Fotos sind abgebildet.

Carl-Spitzweg Gymnasium Germering, Schülerzeitungswettbewerb

Die Schüler des Carl-Spitzweg-Gymnasiums mit ihrem "Spitz".

(Foto: privat)

Die New Born Times kommt immerhin auf 70 Seiten, auf denen sich neben spannenden Geschichten überraschend professionell wirkende grafische Elemente finden, für die Melissa Veit, Q 11, verantwortlich ist. Im Heft: unter anderem Berichte von Austauschaufenthalten, ein Interview mit Landrat Thomas Karmasin, viel Informatives, aber unter dem Titel "School Smash" auch eine Fantasy-Fortsetzungsgeschichte der Neuntklässlerin Medha Koora von hoher literarischer Qualität.

Die Vielfältigkeit und die Art der Aufmachung überzeugten auch die Jury. Die setzte sich zusammen aus vier Lehrkräften mit Schülerzeitungserfahrung und einem Journalisten. "Voll mit kreativen Ideen wie der Übersicht der Ausflugs- und Urlaubsziele der Lehrkräfte, dem Ratespiel zu Tafelbildern, den beiden selbstgemachten Karikaturen, ausdrucksstarke Bilder, die ihr mutig groß gezogen und super eingesetzt habt" - mit diesen Worten lobte Stefan Zink, Lehrer am Max-Born-Gymnasium und Fachreferent des Ministerialbeauftragten für Schülermitverantwortung und Schülerzeitung, die New Born Times bei der Preisverleihung.

Schülerzeitung

"Man will eigentlich alles lesen", sagt Zink zum Spitz.

(Foto: Günther Reger)

Noch größeres Lob gab es von Zink aber für die Spitz: " Wenn man sich anschaut, wie sich eure Zeitung in den letzten Jahren entwickelt hat, kann man nur den Hut ziehen. Viel und guten Text hattet ihr schon immer, nun ist auch noch die Präsentation des Inhalts herausragend." Ohne die Hilfe eines P-Seminars müsse man die mehr als 100 Seiten erst einmal füllen. "Man will eigentlich alles lesen", fügte Zink noch hinzu. Um den Preis beworben hatten sich einige Zeitungen, die in P-Seminaren entstanden waren. Den Redaktion der Spitz und der New Born Times gehören Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen ab der 6. Klasse an.

Vor allem für die Schülerzeitungsmacher am Max-Born-Gymnasium kam der Preis durchaus überraschend. "Das hätte ich nie gedacht", sagt Medha Koora. Denn die Ausgabe sei bei den Mitschülern gar nicht so gut angekommen, sie habe sich nur schleppend verkauft, von den 250 Exemplaren seien zu viele übrig geblieben. Dabei hatte die Zeitung gerade erst einen Relaunch hinter sich, vor drei Jahren bekam sie nach einigen Jahren ganz ohne Schülerzeitung den neuen Namen und ein neues Aussehen. Melissa Veit, Q 11, und Tamina Wienke, 10 c, fungieren als leitende Redakteure. Viktoria Obermeier und Leon Gambihler, die zusammen die preisgekrönte Ausgabe verantwortet haben, haben die Schule mit dem Abitur verlassen.

Schülerzeitung MBG

Der Redaktion der New Born Times gehören Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen ab der 6. Klasse an.

(Foto: Günther Reger)

So ist es auch am Spitzweg-Gymnasium: Emil Kafitz und Isolde Ruhdorfer, die Verantwortlichen der Wasser-"Spitz", haben mit dem Abitur die Leitung abgegeben. Das ist natürlich typisch für Schülerzeitungen - nach wenigen Jahren verabschieden sich die leitenden Redakteure, es gilt, Nachwuchs zu finden. Am Born-Gymnasium seien gerade sehr viele Unterstufenschüler enthusiastisch dabei, berichtet Lena Burgheim, die mit Michael Teiner als Lehrkraft die Zeitung betreut. Auch für den Spitz sieht es in den kommenden Jahren gut aus, sagt Walter Graßmann, der betreuende Lehrer. Er unterstützt die Schüler schon seit zehn Jahren beim Zeitungmachen - die Lehrer bieten Kontinuität. Beide Schülerzeitungen arbeiteten unter erschwerten Bedingungen. Sie haben keine eigenen Räume und wenig Zeit für Redaktionstreffen zur Planung, außer in den Pausen. Die meisten Texte entstehen an den Wochenenden, ebenso wie Layout, Grafik und die Fotos.

Die Macher sind mit viel Leidenschaft dabei. Melanie Rödel von der Spitz sagt: "Ich persönlich habe einfach viel Spaß am Schreiben und finde es schön, dass man so verschiedene Beiträge schreiben kann, mal eine Reportage, dann eine Buchrezension, ein Rätsel, einen Reisebericht oder ein Gedicht." Die Motivation von Naomi Rentsch ist ebenfalls der Spaß am Schreiben, das ihr in den vergangenen Jahren sehr wichtig geworden sei. "Außerdem gibt es eine unglaubliche Euphorie zu sehen, was am Ende durch unsere Zeitung entsteht und was sich durch sie erreichen lässt." Die Spitz hat in Undine Gwinner sogar eine eigene Fotografin. Melissa Veit geht in der grafischen Gestaltung der Times auf und Menna Daghim im Schreiben von Gedichten für die Spitz.

Schülerzeitung MBG

Die "New Born Times" des Max-Born-Gymnasiums.

(Foto: Günther Reger)

Beide Teams geben über das Jahr auch andere Publikationen heraus, etwa zu neuen Lehrern oder zum Sommerkonzert. Am Born-Gymnasium gibt es eine Klozeitung, die tatsächlich in A3 gedruckt und an die Innenwände der Toilettenkabinen gehängt wird. Während die Spitz die Auflage ihrer Jahresausgabe von 350 auf 500 für 1200 Schüler erhöht hat, erscheint die New Born Times seit heuer nicht mehr als Printausgabe. Zu wenige Exemplare der preisgekrönten 2017- Ausgabe wurden verkauft. Ganz verzichten müssen die 1100 Schüler des Max-Born-Gymnasiums aber nicht auf ihre Schülerzeitung. Sie wird als Blog weitergeführt. Und die Klozeitungen wird es ohnehin weiterhin geben. Wenn es nach dem Wunsch der Macher geht, sogar öfter als bisher.

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