Jungsozialist fährt mit Oldtimer vor:Wahlkämpfer mit Feuerwehrauto

Jungsozialist fährt mit Oldtimer vor: Fährt ein Wahlkämpfer wie der Jungsozialist Christian Winklmeier mit einem ehemaligen Feuerwehrauto vor, ist der rote Oldtimer in Germering noch kein Garant für eine erhöhte Aufmerksamkeit der Passanten.

Fährt ein Wahlkämpfer wie der Jungsozialist Christian Winklmeier mit einem ehemaligen Feuerwehrauto vor, ist der rote Oldtimer in Germering noch kein Garant für eine erhöhte Aufmerksamkeit der Passanten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der SPD-Bundestagskandidat Christian Winklmeier tourt mit einem in die Jahre gekommen roten Kleinbus durch Germering. Kaum jemand bleibt stehen

Von Christian Lamp, Germering

Als der "rote Bus" der Jusos Oberbayern, ein ausrangiertes Feuerwehrauto, vor dem Freibad um die Ecke kommt, fühlt man sich in vergangene Zeiten zurückversetzt. Nicht nur, dass der Bus mehrere Jahrzehnte alt ist. Auch die Parole auf beiden Seiten, "Weil allen zusteht, was wenigen gehört", scheint in vergangene Zeiten der Sozialdemokraten zurückzuweisen. Dieses Mal ist der Bus zur Unterstützung von Christian Winklmeier, Bundestagskandidat im Wahlkreis Starnberg-Landsberg-Germering, vorgefahren.

Mitglied der Jusos ist der 26-Jährige Winklmeier auch. Aber vor allem, weil man als SPD-Mitglied unter 35 Jahren automatisch auch bei dabei sei, wie er erklärt. Von Ideologie jedenfalls scheint der Student der Volkswirtschaftslehre nicht viel zu halten. Auch innerhalb der gegenwärtigen SPD will er sich keinem Flügel zuordnen. "Weil ich nicht festgelegt sein will", meint er dazu. Je nach Thema positioniere er sich entsprechend der Sachlage. Zum Schwerpunkt seines Wahlkampfes, der vor circa einem Jahr mit einem ersten Flyer in seinem Wohnort Gilching begann, habe er den sozialen Wohnungsbau gemacht. Auch in Gilching, wo er zusätzlich Gemeinderat ist, fehle bezahlbarer Wohnraum. Er stehe zudem klar zu Europa, aber die bisher vernachlässigte soziale Komponente solle ausgebaut werden: "dass nicht nur die Staaten profitieren von Europa".

Ein dritter Schwerpunkt ist für den Jungkandidaten die Rente. Mit Schulz, dem er sehr verbunden ist, habe die SPD ja ein "ganz tolles Konzept". Rechnerisch sei klar, dass bis 2030 die Rentenniveaus weiter fallen. Dagegen möchte er eine Bürgerversicherung, bei der alle sowohl in die Renten- als auch die Krankenkassen einzahlen, auch Beamte und Selbständige.

Und als großes Projekt für die Zukunft sieht der Kandidat das bedingungslose Grundeinkommen an. Da sei er offen, man müsste es auch in Deutschland großflächig und langfristig testen. Scheint der Kandidat hier links der Partei, so ist das auch gleichzeitig rechts. Hinter die von Schröder initiierten Hartz-Gesetze will er keineswegs zurück. Auch mit Sanktionen. Ohne die hätte Deutschland ja schon ein bedingungsloses Grundeinkommen, meint der angehende Ökonom. Und sie dienten ja lediglich der Fairness gegenüber den motivierten Antragstellern.

So verstandene Fairness und Authentizität sind die beiden Punkte, die ihm persönlich wichtig sind. Dazu gibt es allerdings in Germering an einem Montag Nachmittag wenig Gelegenheit. Am Schwimmbad sieht man nur eine Handvoll Menschen. Immerhin bleibt ein älterer Herr kurz stehen, holt sich einen Flyer ab und versichert Winklmeier, er wisse wohl erst in der Wahlkabine, für wen er sich entscheiden werde.

Deshalb allokiert der Kandidat auch kurzerhand seine Ressourcen neu: Der Bus kommt an den Bahnhof. Aber auch da haben er und sein Unterstützerteam aus fünf Parteimitgliedern und Bekannten wenig Glück. Kaum jemand bleibt für ein paar Worte stehen, die meisten stürmen gestresst aus dem Bahnhofstunnel vorbei am dennoch stets lächelnden Winklmeier. Am Abend muss der Vielbeschäftigte noch weiter, zum Tischtennis.

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