Jexhof:Lernstunde fürs Kehren

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Vorführung des Besenbindens stößt auf großes Interesse

Von Manfred Amann, Jexhof

Knack, knack - und wieder ist einer der kleinen Birkenreiser in Passform geschnitten, die im kühlenden Schatten des alten Jexhof-Bauernhauses vor Hans Zehetmaier auf einem Haufen liegen. Das Knacken kommt von einem kleinen handlichen Seitenschneider, mit dem der Besenbinder die Zweige in der richtigen Länge und abstehende Verästelungen abzwickt. "Mit der Astschere geht das nicht so gut, die nehme ich nur bei dickeren Zweigen", verrät der 80-jährige und erzählt, dass Birkenreiser deswegen für Besen am besten geeignet sind, weil sie an den dickeren Stellen recht hart und robust sind und je feiner sie zulaufen, um so biegsamer werden.

"Deswegen kommt man mit dem Reisigbesen auch überall hin", weiß Magdalena Zehetmaier, die ihrem Mann assistiert, der sie liebevoll Leni nennt. Immer wieder kommen Museumsbesucher vorbei, manche, "nur um es mal gesehen zu haben wie das Besenbinden geht", wie ein Mammendorfer verrät; andere wiederum, weil sie vorhaben, es zuhause selber auszuprobieren. "Mich nervt der farbige Plastikabrieb der Straßenbesen, der nach einem Kehrvorgang in den Fließen-Fugen zurückbleibt", erklärt eine Frau, im Baumarkt bekomme man aber kaum noch was anderes. Foto für Foto hält sie daher jeden Arbeitsschritt fest, "weil man das Besenbinden dann daheim an besten nachvollziehen kann".

Bernhard Spicker aus Eching am Ammersee interessiert besonders, wann man die Reiser am besten von den Birken abschneidet und wie man verhindert, dass sie nicht dürr und damit brüchig werden. Am besten sollte man die Zweige im zeitigen Frühjahr holen, noch bevor der Baum Blätter ansetzt, weil sie dann im vollen Saft stehen, weiß der Besenbinder, während geduldig Ästchen für Ästchen zu einem Bündel häuft. Falls man das Schnittgut nicht sofort verarbeiten könne, sei es wichtig, die Zweige immer wieder in Wasser oder einfach nur bei Regen in den Rasen zu legen. Aufmerksam verfolgt Roland Brasch den Arbeitsablauf. Er habe in seinem Garten Birken stehen und wolle nun versuchen, selber Besen herzustellen, verrät der Brucker, während Museumschef Reinhard Jakob "spaßeshalber" darauf hinweist, dass der Birkenreiserbesen der "klassische Hexenbesen" sei.

Kinder halten sich nicht lange beim Besenbinder auf. Sie folgen dem Museumsleiter gerne zum "Hühnerhotel Kikeriki", wo es seit einigen Tagen "Zuwachs" gibt", so dass sich nun statt vier acht Hühner der Rasse Augsburger und ein Hahn im Gehege scharren und picken. Früher sei es selbstverständlich gewesen, am Samstag den Hof und die Straße zu kehren und im Stall und in der Scheune sei der Besen ohnehin eines der wichtigsten Arbeitsgeräte gewesen, erinnert sich Leni Zehetmaier. Mangels Birken, die natürlich noch möglichst jung sein sollten, habe man früher auch Weiden- und Haselnussruten für Besen hergenommen, mit denen könne man aber bei weitem nicht so gut kehren wie mit gebündeltem Birkenreisig, weil sie nicht so elastisch seien. Er erinnere sich noch gut, dass sein Vater, von dem er das Handwerk gelernt habe, die Tenne in der Scheune quasi im Halbkreis wischend sauber gemacht habe, erzählt der Emmeringer, während er das Reisigbündel mit einem Strick kräftig zusammenschnürt, um es dann im oberen Drittel an zwei Stellen mit Bindedraht zu umwickeln. Den Draht dreht er dann so gut es geht weiter mit einer Zange zu, so dass die Reiser sich nicht mehr lockern können. "Jetzt braucht er nur noch eine Rasur und einen Besenstil", sagt er. Wegen der Astansätze, die ein Herausrutschen des Stiles verhindern helfen, sollte man entrindete Fichtenäste dafür nehmen. Und so nebenbei verrät der Rentner augenzwinkernd einige Anekdoten aus der Kinder- und Jugendzeit, die mit dem Reisersammeln zu tun hatten.

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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