Jesenwang:Ungenießbares Biogemüse

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Ein Feld in Jesenwang muss gesperrt werden, nachdem der Wind Herbizide vom benachbarten Maisacker herübergeweht hat.

Anna Therese Müller

Mit dem Garteln ist jetzt erstmal Schluss: Ein parzellenweise an 15 Privatleute verpachtetes Feld in Jesenwang musste gesperrt werden, weil das auf dem angrenzenden Maisfeld verspritzte Schädlingsbekämpfungsmittel die Pflanzen kontaminiert hat. Dem Verursacher, einem örtlichen Landwirt, drohen Schadenersatzforderungen in vierstelliger Höhe. Unklar ist, ob er sich auch wegen eines Verstoßes gegen das Pflanzenschutzgesetz verantworten muss.

Sicher jedenfalls scheint, dass die Saison auf dem Gemeinschaftsacker von Helga Stangl zu Ende ist, noch bevor sie richtig begonnen hat. Das Gemüse, das strikt ohne chemische Mittel und Dünger gezogen wird, hat gelbe Flecken. Große Schilder warnen davor, dass sich Rückstände wohl auch noch im Boden befinden. Die sogenannten Bifänge sind durch rot-weiße Bänder abgesperrt. Experten zufolge dauert es rund drei Monate, bis die Chemikalie abgebaut ist.

Ende Mai war es, als auf dem Nachbarfeld die Herbizide gespritzt wurden. Offenbar wehte damals ein zu starker Wind, so dass ein Teil des Unkrautbekämpfungsmittels "Zintan Platin Pack" auf dem Ökoacker landete - obwohl die beiden Felder durch einen zwölf Meter breiten Streifen getrennt sind. Mit dem Mittel geht der Landwirt seit vielen Jahren gegen Unkraut in seinem Maisbestand an, der an die Betreiber von Biogasanlagen geliefert wird. Versprüht wird es, wenn der Boden möglichst feucht und die Pflanzen trocken sind. "Ich mache das seit 48 Jahren, und noch nie hat es Probleme gegeben", sagte er der SZ und drückte sein großes Bedauern über den Vorfall aus. Seine Versicherung, die am Donnerstag einen Gutachter entsandte, soll den von den Pächtern auf 4800 Euro bezifferten Schaden nun ersetzen. Die Untersuchung des Landesamts für Landwirtschaft hatte zuvor bereits bestätigt, dass das Gemüse auf dem Feld von Helga Stangl durch die Herbizide kontaminiert wurde. Von einem Verzehr der Feldfrüchte wurde abgeraten.

Bei dem Acker handelt es sich um Anbauflächen, die von den Eigentümern in Eigenregie verpachtet werden. Bekannt ist das Garteln von Privatleuten auf in lange Streifen unterteilte Grundstücken vor allem von der Solidargemeinschaft Brucker Land. Unter dem Namen "Sonnenäcker" gibt es zwölf solcher Standorte im Landkreis, die von April an bewirtschaftet werden. Probleme mit versprühten Spritzmitteln gab es bislang nach Worten der Sonnenäcker-Beauftragten Karin Geraldy noch nie. In der Regel verhielten sich alle benachbarten Landwirte sehr verantwortungs- und rücksichtsvoll. Eine Einschätzung, die von der Dachvereinsvorsitzenden Michaela Steiner für das gesamte Gebiet von Unser Land bestätigt wird. Eine Kontamination wie in Jesenwang sei bislang ein einmaliger Vorgang.

© SZ vom 10.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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