500 Jahren Thesenanschlag:Neuer Lack für Luthers Thesen

500 Jahren Thesenanschlag: Andrea Koriath, Angelika Steer, Johannes Kalwa und Andreas Magg organisieren das Kulturfestival.

Andrea Koriath, Angelika Steer, Johannes Kalwa und Andreas Magg organisieren das Kulturfestival.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Kulturfestival in Olching widmet sich dem Reformationsjubiläum

Von Viktoria Lack, Olching

Mit einem umfangreichen Kulturfestival feiern das Resistenztheater Germering und die Stadt Olching das Lutherjahr und das Jubiläum des Thesenanschlages. Unter dem Titel "Losing my religion?! - 500 Jahre Thesenanschlag" bietet das Festival eine bunte Zusammenstellung aus Kunst, Musik, Literatur und Theater, die versucht, Antworten auf die Frage "Welche Rolle spielt Religion im heutigen Alltag?" zu geben.

Das Resistenztheater veranstaltet seit knapp zehn Jahren Kulturveranstaltungen in der Olchinger Kulturwerkstatt Kom. Für das aktuelle Programm lag ein Zusammenhang mit dem Lutherjahr nahe: "Wir wollten der Frage nach der Rolle der Religion nicht in einem kirchlichen, sondern in einem kulturellen Sinn nachgehen", so Johannes Kalwa, Vorsitzender des Resistenztheaters. Dazu habe der Verein Freunde und Bekannte, Künstler und Gruppen eingeladen, "die keine Angst haben, sich mit diesem schwierigen Thema zeitgenössisch auseinander zu setzen", so Kalwa. So wurden unter anderem Eva Maria Kränzlein, Guido Zingerl und Maria Weiss gewonnen, die ihre Position zum Thema in einer Kunstausstellung ausdrücken. Diese eröffnet die Festivaltage mit einer Vernissage am Donnerstag, 26. Oktober, und kann während des gesamten Festivals besucht werden.

Die darauffolgende Abendveranstaltung steht im Zeichen der Musik. Die Olchinger Musikschule "Dreiklang" begibt sich auf eine Spurensuche nach den religiösen Wurzeln verschiedener Musikstücke. Am Samstag wird die Rolle der Religion im Stadtbild und im Landkreis thematisiert. "Eine Kirche als Ortszentrum ist für uns selbstverständlich, dabei ist das in größeren Städten längst nicht mehr der Fall", erklärt Kunsthistorikerin Angelika Steer von der Stadt Olching. Sie veranstaltet jedes Jahr eine Kunstausstellung in der Stadt - die diesjährige ist dem Einfluss der Religion auf die Stadt Olching gewidmet. Für die Frage nach dem Einfluss der Religion auf die Politik steht Puchheims ehemaliger Bürgermeister Herbert Kränzlein zum Gespräch bereit.

Mit dabei sind auch ungewöhnliche Kunstwerke, wie beispielsweise ein Schaukasten und die Arbeitsversion des Stückes zum Buch "Nipplejesus" von Nick Hornby, indem es um einen Vater geht, der bei der Arbeit mit einem provokanten religiösen Kunstwerk konfrontiert wird. "Das wird sicher Diskussionen anzetteln. Es lässt sich schlecht abschätzen, wie die Leute reagieren werden - wenn wir streiten, dann ohne uns an die Gurgel zu gehen", so Veranstalter Kalwa.

Darauf folgt am Montag eine Abendveranstaltung mit einer szenischen Lesung von Jerome Bixbys "The man from earth", die vorm Resistenztheater selbst präsentiert wird. Seinen Abschluss findet das Kulturfestival zum eigentlichen Jubiläum von Luthers Thesenanschlag mit einem Jugendworkshop der Konfirmanden der Kirchengemeinde Olching. Außerdem kommen an diesem Tag erstmals und zum einzigen Mal Theologen zu Wort - bei der Prämiere des Kurzfilmes "Wo ist Gott" der Germeringer Filmemacherin Vera Greif.

Ungefähr 100 Mitwirkende im Alter von 16 bis 70 Jahren haben zusammen das Programm des Kulturfestivals erstellt. Dazu zählen auch die Teilnehmer eines Geschichtenwettbewerbs, zu dem das Resistenztheater vorab aufgerufen hatte. Interessierte konnten dabei ihre Erlebnisse und Berührungspunkte mit Religion in ihrem Alltag vorstellen. Zehn der über 20 eingesandten Geschichten wurden ausgewählt und in das Programm als "roter Faden" eingearbeitet - vor oder nach einer Bühnenpräsentation oder als Teil eines Auftrittes. "So ist eine Mischung aus sehr jungen Veranstaltungen und tief gehenden, seriösen Themen entstanden", erklärt der Vorsitzende.

Eine zusammenfassende Diskussionsrunde soll am Ende der Veranstaltungen dazu dienen, dass Gesehene und Erlebte zu besprechen, die Reaktionen einzusammeln und Schwerpunkte zu setzen, so Kalwa. Leiten wird diese Diskussion Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei - eingeladen ist jeder, der sich Gedanken zum Thema Religion macht und machen möchte.

Kulturfestival "Loosing my religion?! - 500 Jahre Thesenanschlag"vom 26. - 31. Oktober in der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach, Hauptstr. 68. Eintritt frei, Informationen unter www.olching.de. Eröffnung am Donnerstag um 19.30 Uhr.

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