750 Jahre Fürstenfeld:Mit der Kloster-App auf Spurensuche

Die Leiterinnen des Stadtmuseums Fürstenfeldbruck verraten im SZ-Interview, was zum 750. Jubiläum des Klosters alles geplant ist.

Peter Bierl

Kloster Fürstenfeld

Vor 750 Jahren stiftete Herzog Ludwig der Strenge das Kloster Fürstenfeld - nachdem er seine Frau hatte umbringen lassen. So besagt es zumindest die Legende.Tatsächlich ging es wohl den Machtanspruch der Wittelsbacher.

(Foto: Johannes Simon)

- Fürstenfeld feiert 2013 sein 750-jähriges Bestehen. Das Museum ist derzeit wegen Umbaus geschlossen. Zum Jubiläum wird die neue Dauerausstellung zur Klostergeschichte entwickelt. Die SZ fragte die Leiterinnen Angelika Mundorff und Eva von Seckendorff, was die Besucher erwartet, wenn das Haus am 3. Mai wieder eröffnet wird.

SZ: Wie weit sind Sie mit der neuen Ausstellung?

Mundorff: Wir liegen gut in der Zeit, das Drehbuch, also die inhaltliche Feinkonzeption, ist fertig und die Zusammenarbeit mit dem Gestalter Tido Brussig, der an bayerischen Landesausstellungen mitgewirkt hat, hervorragend. Wir haben viel mehr Platz, weil der Eingang verlegt wird, das neue Foyer schafft einen Durchblick und die Fenster auf der Nordseite der Ausstellungsräume bleiben künftig frei. Damit zeigt sich 0schon in Architektur und Gestaltung, dass sich das Haus für die Besucher und zeitgenössische Fragen öffnet. Zwei Vorgaben lauten, den Außenbereich einzubeziehen und moderne Medien zu nutzen.

Seckendorff:Es wird Apps für Smartphones geben, mit 20 Stationen, die gratis abgerufen werden können und eine Führung durch die Anlage darstellen. Unter dem Titel "Spurensuche" verweisen wir in der Ausstellung auf Gebäude und Objekte, die es außen zu sehen gibt, etwa die Klosterkirche oder das Klosterrichterhaus in Bruck. Ein neuer gedruckter Museumsführer wird ebenfalls das Gelände einschließen.

Brameshuber

Die Leiterinnen des Stadtmuseums Fürstenfeldbruck, Eva von Seckendorff (links) und Ankelika Mundorff bei einer Ausstellung über das Brameshuber-Anwesen.

(Foto: Günther Reger)

Was wird in der Ausstellung zu sehen sein?

Seckendorff: Wir haben sechs Räume zur Verfügung, die jeweils einen Aspekt behandeln: Klostergeschichte, das Leben im Kloster, das Verhältnis zu den Wittelsbachern, Kunstwerke und Künstler. Ein Raum wird der "Fürstenfeld AG" gewidmet sein, dem Kloster als wichtigstem ökonomischen Faktor in der Region, der über großen Grundbesitz verfügte, über Fischerei und Wälder, das Mühlenmonopol innehatte, am Salzhandel beteiligt war, von den Wallfahrten profitierte, Stiftungen und Kirchenbesitz verwaltete und den Zehnt einkassierte. Zur Klostergründung werden wir mögliche Motive der Ermordung von Maria von Brabant durch Herzog Ludwig den Strengen vorstellen, aber nicht so tun, als wüssten wir genau, was warum passiert ist. Denn es gibt kaum Quellen.

Wird der Sühneaspekt nicht übertrieben? Für die Gründung und Platzierung des Klosters gab es doch handfeste strategische Gründe.

Seckendorff:Die religiösen Motive sollte man nicht unterschätzen. Die Kirche hat sehr bewusst die Angst geschürt, dass die Menschen für ihre Vergehen Jahrtausende im Fegefeuer schmoren müssten. Stiftungen, nicht nur Geld und Güter, sondern auch Bilder und Altäre, Gebete, Messen und Gedenktage sollten alle dem Seelenheil dienen und die Zeit im Fegefeuer verkürzen. Wir werden eine Art Preisliste zeigen: Wie viele Jahre Nachlass es für welche Schenkungen gab.

Das ist der Ablasshandel, den die Reformatoren beklagten.

Seckendorff: Wir wollen nicht das Ideal der Ordensregel, sondern die Wirklichkeit zeigen, anschaulich machen, wie das Klosterleben war, der streng geregelte Tagesablauf, die Ämter und Zeremonien, die Zeichensprache, aber auch die Vergehen und Strafen. Fürstenfeld war eine späte Gründung der Zisterzienser, da bestand der Orden seit fast zwei Jahrhunderten. Nur in den ersten Generationen rekrutierten sich die Mönche aus Adeligen, die mit den eigenen Händen Getreide pflanzten und ein Kloster bauten. Die Mönche in Fürstenfeld waren einfache Leute, aber hochgebildet, die Handarbeit verrichteten Laien. Das umfangreiche Strafsystem zeigt, dass gegen die strengen Regeln auch immer wieder verstoßen wurde: trinken, Umgang mit Frauen, unerlaubtes Verlassen des Klosters oder gar Flucht. Für solche Fälle gab es sogar einen Kerker im Kloster.

Allein die barocke Anlage passt kaum zum Anspruch mönchischer Einfachheit oder dem Slogan "Im Tal und in der Einsamkeit", der zur 725-Jahr-Feier geprägt wurde.

Seckendorff:Die Zisterzienser haben sich den Verhältnisse angepasst, den Forderungen ihrer reichen und mächtigen Gönner. Die Stifter wollten im Mönchschor begraben werden wegen ihres Seelenheils. Die Ordensregeln untersagten dies eigentlich, es wurde aber bald gestattet, da der politische Druck groß war. Besonders deutlich wird die Anpassung an die jeweiligen Zeiten im Barock. Wenn ein Kurfürst wie Max Emanuel mit seinem Gefolge anreiste, musste die Unterkunft standesgemäß sein, das ging nicht ohne Prunk und Pomp. Wir werden versuchen, die Funktionen und das Wirken des Klosters in seiner jeweilig historischen Umgebung darzustellen.

Mundorff:Dabei ist es uns ein großes Anliegen, den gotischen Vorgängerbau präsent zu machen. Wir wissen darüber wenig, es sind nur die Grundrisse bekannt und ein paar Bauteile, die wir zeigen. Eine Animation soll den Besuchern vermitteln, wie das mittelalterliche Kloster ausgesehen haben könnte. Sicher war es ebenfalls eine sehr repräsentative Anlage, das demonstrieren allein die erhaltenen Kunstwerke. Erhalten geblieben sind zwei monumentale Holzfiguren und zwei große Tafelgemälde vom gotischen Hochaltar, der um 1470 entstand. Mit einer Höhe von über zwölf Metern und einer Breite von fast sieben Metern zählte er zu den größten Altären seiner Zeit.

Wie haben Sie Ihr Drehbuch für die neue Ausstellung entwickelt?

Mundorff: Am Anfang hatten wir so viele Objekte, dass wir sie hätten aufeinanderstapeln können, und dazu jede Menge Informationen zusammengetragen. Dann haben wir das Konzept immer wieder überarbeitet, das Material immer weiter reduziert und uns ständig mit Brussig, Mitarbeitern der Landesstelle für nichtstaatliche Museen und den Museumspädagogen beraten. Wir wollen alle Besuchergruppen ansprechen und auf mehreren Ebenen bedienen. Wir müssen mit Basisinformationen anfangen und gleichzeitig informierten Besuchern die Möglichkeit geben, tiefer einzusteigen. Wir nutzen einerseits moderne Medien, andererseits spielt die Präsentation der originalen Kunstwerke und Kulturobjekte eine große Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Leute, die zuhause viel am Computer sitzen, im Museum gerne einmal Originale sehen wollen.

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