In Olching und Umgebung:Verräterische Botschaften

Haustüren sind offenbar mit Gaunerzinken markiert worden. Die Polizei warnt vor Hausierern oder Einbrechern

Stefan Salger

Dass es sich um die Handschrift von Bettlern, Landstreichern oder gar Einbrecherbanden handelt, ist nicht sicher - dennoch mahnt die Olchinger Polizei die Bürger im Landkreis zu erhöhter Wachsamkeit. Grund für die Warnung sind Markierungen, die Unbekannte vereinzelt an Türen im Zuständigkeitsbereich der Olchinger Inspektion hinterlassen haben. Dabei könnte es sich um sogenannte Gaunerzinken handeln. Vergangene Woche gab es mehrere Meldungen. Vor allem auf Glasfüllungen von Haustüren waren kryptisch anmutende Symbole aufgeschmiert worden. Nach Einschätzung der Polizei spricht vieles dafür, dass hier gezielte Botschaften übermittelt werden-möglicherweise an eine Gruppe von Hausierern, die zurzeit im Landkreis unterwegs ist.

Panik sei nicht angebracht, heißt es in einer Warnmeldung. Am Sonntag bekräftigte eine Sprecherin der Polizei diese Einschätzung: In den vergangenen Jahren seien keine Fälle bekannt geworden, in denen an zuvor markierten Orten eingebrochen wurde.

Gleichwohl wird Bürgern geraten, besonders aufmerksam zu sein. Denn den Wegweisern von Kundschaftern könnte ungebetener Besuch folgen. Die harmlosere Variante wäre ein Bettler, der sich noch abweisen ließe. Die unangenehmere ein Einbruch, während die Hausbesitzer im Urlaub sind. Die Polizei bittet deshalb darum, auch die Häuser der Nachbarn im Blick zu behalten. Bei verdächtigen Wahrnehmungen ist der Notruf unter Telefon 110 die richtige Wahl. Vor Eigeninitiative rät die Polizei dringend ab.

Die Gaunerzinken sind in Europa erstmals im 16. Jahrhundert aufgetaucht.

Ihren Ursprung haben sie im Rotwelschen, einer Art Kriminellensprache. Eine Zickzacklinie etwa warnt vor einem bissigen Hund, ein Kreis mit einem Kreuz stellt in Aussicht, dass die Bewohner wohl ein Essen spendieren werden, ein Kreuz signalisiert, dass sich "fromm tun" lohnt, ein halbkreisförmiger Pfeil bedeutet, dass hier ein Diebstahl machbar ist. Und eine aufgemalte Raute weist darauf hin, dass das Haus unbewohnt ist. Die Schriftzeichen werden heute vor allem an Eingangstüren, in der Ecke eines Briefkastens oder am Rand der Klingeltafel einer Sprechanlage angebracht. Bei der Wiener Polizei will man seit der

Ostöffnung ein kleines Comeback der "Gaunerzinken" bemerkt haben. Einbrecher informieren sich auch gegenseitig darüber, ob die Eigentümer Waffen besitzen oder besondere Sicherungseinrichtungen wie etwa Alarmanlagen installiert sind.

Besonders gerne benutzt werden die Zeichen aber offenbar von Bettlern und Hausierern, die so erfahren, ob sich das Läuten an der Tür auszahlt, ob der Eigentümer Geld oder Sachspenden gibt oder eher die Polizei ruft. Es dürfte eine gute Idee sein, entsprechende Markierungen einfach zu entfernen. Dass man den Spieß auch umdrehen kann, zeigte ein Österreicher vor einigen Jahren. Nachdem an der Nachbartür Gaunerzinken aufgetaucht waren, ritzte er in die eigene Tür einen durchgekreuzten Kreis ein. Eindeutige Botschaft: Hier ist nichts zu holen." Eine ähnliche Signalwirkung hätten zwei Querstriche, die jeweils mit drei unterschiedlich langen Strichen gekreuzt sind. Sie bedeuten: Achtung, hier wohnen aktive Polizisten. Um so markierte Häuser würden Diebe oder Hausierer wohl auch im Landkreis einen weiten Bogen machen.

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