In Olching:Eltern unterstützen Kita-Streik

In Olching: Vor dem Olchinger Rathaus demonstrieren Kinder und Eltern für die streikenden Erzieherinnen.

Vor dem Olchinger Rathaus demonstrieren Kinder und Eltern für die streikenden Erzieherinnen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Mit Transparenten demonstrieren Olchinger Mütter und Väter vor dem Rathaus, um den Lohnforderungen der Erzieherinnen in den städtischen Einrichtungen Nachdruck zu verleihen. Der Bürgermeister zeigt Verständnis

Von Julia Bergmann, Olching

Ronja Hömberg trägt an ihrem großen Tag Krone. Ronja ist fünf Jahre alt, und zwar auf den Tag genau, denn an diesem Montag feiert sie Geburtstag. Eigentlich ganz schön, aber Ronja zieht trotzdem ein trauriges Gesicht. "Ich hätte meinen Geburtstag gerne im Kindergarten gefeiert", sagt sie. Das geht aber nicht, denn es wird unter anderem in Olching in einigen öffentlichen Kindertagesstätten auf unbestimmte Zeit gestreikt. Das ist auch der Grund, warum sich etwa 15 Eltern mit ihren Kindern am Montag um acht Uhr vor dem Olchinger Rathaus eingefunden haben.

In den Händen halten sie Banner mit Aufschriften wie "Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Erzieherinnen klaut". Ein kleiner Junge mit Baseball-Kappe wuselt durch die Gruppe, auf seinem Rücken pappt eine große rote Sonne mit der Aufschrift "Wir sind es wert". Dass die Erzieherinnen recht haben, zu streiken, sieht auch die Mehrheit der Eltern ein. Immerhin: "Eine der Gruppenleiterinnen aus unserem Kindergarten ist eine erwachsene Frau, die unfreiwillig in einer WG wohnt", sagt eine der Mütter. Das könne ja wohl nicht sein. Schade nur, dass der Streik auf den Rücken der Eltern ausgetragen wird. Timur Michler, einer der Demonstranten, möchte von der Stadt an diesem Tag vor allem Klarheit bezüglich des weiteren Notprogramms haben. Bisher sei auf der Homepage nur etwas für den Montag bekannt gegeben worden. "So kurzfristig Informationen zu bekommen, ist schwierig, weil man sich ja schon im Vorfeld frei nehmen muss", sagt der berufstätige Vater.

Doch der Streik ist, wie sich zeigt, nur die Spitze des Eisbergs. Kathrin Zunker vom Elternbeirat des Kindergartens Regenbogen kritisiert generell die Zustände an kommunalen Kindertagesstätten. "Es gibt keine Konstante in letzter Zeit. In zweieinhalb Jahren gab es bei uns fünf oder sechs neue Kinderpflegerinnen", sagt sie. Das sei auch für die Kleinen belastend. Einige der Eltern fordern von der Kommune, die Arbeitsmarktzulage auch in Olching einzuführen. Diese wurde bereits abgelehnt mit der Begründung, man würde sich die Erzieherinne gegenseitig abspenstig machen. "Aber ganz egoistisch gedacht, genau das wollen wir", sagt Zunker. Dass die Stadt Olching argumentiere, man habe stattdessen neue Stellen für Erzieherinnen geschaffen, sei ein schwacher Trost. "Nach außen hin klingt das, als hätte die Stadt etwas unternommen, aber es gibt niemanden, der sich bewirbt", sagt Zunker.

Schließlich taucht Bürgermeister Andreas Magg vor dem Rathaus auf und will sich die Sorgen der verbliebenen Eltern anhören, wenn ihm bezüglich des Streiks auch die Hände gebunden seien. "Bei bundesweiten Streikaufrufen können einzelne Kommunen in der Größenordnung von Olching nicht viel ausrichten", sagt er. Die Stadt versuche aber die Belastung für die Eltern gering zu halten, etwa durch Notgruppen und Ehrenamtliche des TSV Geiselbullach, die die Betreuung einer Hortgruppe übernehmen. Welche Kosten auf die Stadt zukämen, wenn die Erzieherinnen ihre Forderungen durchsetzten, habe man noch nicht überschlagen. Fest steht lediglich, dass der Haushalt das geforderte Mehr an Bezahlung nicht hergebe. Man müsse folglich über eine Beitragserhöhung für Eltern nachdenken. Damit hätten viele der Anwesenden kein Problem.

Magg erklärt auch, die Stadt diskutiere momentan über die Möglichkeit einer privaten Krankenversicherung für alle städtischen Angestellten. "Das wäre immerhin ein Wettbewerbsvorteil für Olching", so Magg. Er hoffe, dass der Streik bald ein Ende findet. "Wenig Kräftemessen, viel verhandeln", wünsche er sich. Ein schnelles Ende wünscht sich auch die fünf Jahre alte Helena Sickelberger. Es sei zwar schön, dass sie heute mehr Zeit mit ihrer Mama hat, aber auf lange Sicht würde sie ihre Erzieherinnen ziemlich vermissen.

In den Notgruppen im Kinderhaus Rappelkiste gibt es auch am Dienstag, 12.Mai, Platz für 75 Kindergartenkinder. Die Gruppe ist von 7 bis 17 Uhr geöffnet. Für den Rest der Woche gibt es noch keine Informationen. Eltern können sich unter www.olching.de über neue Entwicklungen Informieren.

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