In Aich und Puch:Angst vor sieben Windrädern

Einwohner der beiden Brucker Ortsteile haben 560 Unterschriften gesammelt und Brucks Bürgermeister übergeben. Sie wollen keine weiteren Rotoren als die drei bisher von den Stadtwerken geplanten.

Von Peter Bierl

560 Unterschriften haben Bürger aus Aich und Puch gegen den Bau von Windrädern am Montag im Brucker Rathaus übergeben. Sie betonten, nicht gegen den geplanten Bau von drei Windrädern der Stadtwerke Fürstenfeldbruck, aber doch gegen weitere Anlagen zu protestieren. Maximal wären in dem Areal nahe der Brucker Ortsteile sieben Windräder zulässig. Zweiter Bürgermeister Hans Schilling (CSU), der die Listen in Empfang nahm, erinnerte daran, dass der interkommunale Teilflächennutzungsplan des Landkreises die Standorte begrenzen soll.

Bruck: Aicher und Pucher - Uebergabe Unterschriftenliste gegen Windraeder

Unterschriften gegen zu viele Windräder (von links): Ralf Badstober, CSU-Stadträtin Maria Röhl, Zweiter Bürgermeister Hans Schilling, Stephan Englschall, Georg Roth und Thomas Probst.

(Foto: Johannes Simon)

Dieser Plan sieht nördlich von Aich und westlich von Puch zwei Konzentrationsflächen für Windräder vor, die auf den Fluren von Maisach, Mammendorf und Bruck stünden. Drei Rotoren wollen die Stadtwerke darauf installieren. Vier weitere Parzellen stünden für andere Interessenten zur Verfügung. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen Windkraft, aber wir wollen nicht diesen Gigantismus, diese großen Windräder", sagte Georg Roth aus Puch. "Die Leute haben Angst um die Lebensqualität", erklärte Ralf Badstöber aus Aich. "Wir sind für die Energiewende, aber das rentiert sich nicht", meint er.

Die Pläne für die Windräder lägen nicht erst seit gestern auf dem Tisch, antwortete Bürgermeister Schilling. Weniger klar sei jedoch gewesen, dass außer den Stadtwerken noch andere bauen dürften. Schilling und Markus Reize vom Bauamt erklärten den Bürgern, dass Windkraftwerke den Status von privilegierten Vorhaben im Außenbereich genießen - ähnlich wie Aussiedlerhöfe oder Mobilfunkmasten.

Die Landkreis-Kommunen versuchten, die möglichen Standorte durch den gemeinsamen Teilflächennutzungsplan auf ein "verträgliches Maß" zu reduzieren, erläuterte Reize. Eine "Verhinderungsplanung" wäre unzulässig, darum handle es sich um einen "Versuch der Begrenzung".

Würde lediglich der vorgeschriebene Abstand von 600 Meter zur Wohnbebauung eingehalten, stünden im Landkreis sehr viel mehr Flächen zur Verfügung. Das Dorf Aich wäre umgeben von Standorten und Puch müsste im Norden und im Westen mit Windrädern rechnen.

Der Bürgermeister erinnerte an die Atomkatastrophe von Fukushima und die Notwendigkeit, sich von Uran und fossilen Brennstoffen zu verabschieden. Bereits vor der Katastrophe hatte Hans Aigner, damals stellvertretender Vorsitzender von Ziel 21, darauf hingewiesen, dass sich mit einer Windkraftanlage der Jahresbedarf an Strom von 2000 Haushalten decken ließe. Gleichwohl lobte Schilling am Montag die Protestaktion aus den Dörfern, die von der CSU-Stadträtin Maria Röhl unterstützt wird, als "gutes Signal".

Röhl sagte bei der Übergabe der Unterschriften, sie sei "nicht überzeugt von der Windkraft". Der CSU-Stadtrat Markus Droth verlangte mehr Aufklärung vor allem über die Vorzüge des Teilflächennutzungsplanes. "Die Menschen haben Angst und die müssen wir ihnen nehmen, soweit es nur geht."

Der Sprecher des Fachbereichs Wind von Ziel 21 warnte vor einem Scheitern dieses Teilflächennutzungsplanes. "Das ist genau das Instrument, um den Wildwuchs beim Bau von Windrädern zu verhindern", schreibt Werner Zauser, Gemeinderat in Mammendorf, in einem offenen Brief an Kommunalpolitiker aus dem Landkreis. Er warnte davor, dass das Baugesetz keinen Mindestabstand vorsehe und derzeit nur 600 Meter aufgrund der Rechtsprechung gelten. Zwar seien die Windverhältnisse im Landkreis "mäßig", aber mit verbesserter Technik könnte die Region in einigen Jahren für auswärtige Investoren interessant werden. Scheitere der Teilflächennutzungsplan hätten die Kommunen keine weitere Mitbestimmung mehr.

Zauser bezog sich auf Debatten in Oberschweinbach und Hattenhofen, wo ein Ausstieg aus dem gemeinsamen Plan erwogen wird. Althegnenberg und Moorenweis haben sich bereits verabschiedet und wollen mit Nachbarn jenseits der Landkreisgrenze Flächen ausweisen. Im Gemeinderat von Adelshofen wurde debattiert, die Konzentrationsfläche bei Luttenwang zu verkleinern.

Einen ähnlichen Vorschlag unterbreitete Reize der Delegation aus Aich und Puch am Montag: Man könnte die Ränder der beiden Flächen kappen und dadurch die Zahl der Windräder reduzieren. "Man muss mit der Heimat sensibel umgehen und darf diese nicht verschandeln", erklärte Bürgermeister Schilling.

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