Beratung für Frauen:Weil ein Mann keine Altersvorsorge ist

Beratung für Frauen: Frauen sollen sich nicht allein auf ihre Männer verlassen. Darauf weisen (von links) Annemarie Fischer, Stephanie Breitscheidel und Maria Vogl hin.

Frauen sollen sich nicht allein auf ihre Männer verlassen. Darauf weisen (von links) Annemarie Fischer, Stephanie Breitscheidel und Maria Vogl hin.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gleichstellungsstelle des Landkreises bietet eine Finanzberatung speziell für Frauen an.

Von Julia Abspacher, Fürstenfeldbruck

"Ein Mann ist keine Altersvorsorge" steht auf den Bierfilzln, oder "Frauen leben länger - aber von was?". Annemarie Fischer, Leiterin der Gleichstellungsstelle Fürstenfeldbruck, verteilt die Untersetzer auf den Stehtischen der Ausstellung "Minijob - Wovon lebt Frau im Alter?", die derzeit in der Galerie des Landratsamtes zu sehen ist. Zur Vernissage bietet die Agentur für Arbeit einen Vortrag mit Helma Sick an, der sich gezielt an Frauen richtet und sich um die oft versteckten Gefahren der Altersarmut dreht. Rund zwei Dutzend Zuhörerinnen sind an diesem Mittwochabend gekommen, um sich zu informieren.

Im vergangenen Jahr waren im Landkreis gut 10 000 ausschließlich geringfügig Beschäftigte gemeldet, also Personen, deren einzige Einnahmequelle aus geringfügigen oder kurzfristigen Anstellungen besteht. Etwa die Hälfte von ihnen sind zwischen 25 und 60 Jahren alt. Für Michael Schankweiler, Leiter der Agentur für Arbeit Weilheim-Schongau, ist das eine bedenkliche Zahl, die in den vergangenen Jahren konstant auf diesem Level blieb.

Denn während Minijobs kurzfristig attraktiv erscheinen, bauen sich die Arbeitnehmer in solchen Anstellungen keine Sozialversicherungsansprüche auf. Vor allem im Alter kann dann die Armut lauern. Eine Gruppe, die davon stark betroffen ist, sind Frauen mittleren Alters, weil sie häufig nach der Familienpause über einen Minijob wieder in den Beruf einsteigen. Aufgrund des Ehegattensplittings sei da ein Minijob steuerlich oftmals attraktiver als eine Teilzeitanstellung, weil unterm Strich genauso viel Geld übrig bleiben kann. Wenn dem Partner aber etwas passiert oder die Beziehung auseinander geht, stehen die Frauen oft ohne große Rentenansprüche oder eigene finanzielle Absicherung da.

Um das zu verhindern, bietet Helma Sick bereits seit mehreren Jahrzehnten Finanzberatung speziell für Frauen an. Viele seien sich ihrer Abhängigkeit gar nicht bewusst, weil sie eben momentan durch ihr soziales Umfeld abgesichert seien. Obwohl es nie zu spät sei, mit der Vorsorge anzufangen, müssten sich Frauen so früh wie möglich Gedanken um die Zukunft machen und nicht erst, wenn etwas passiert, sagt Sick. Unter dem Titel "Ein Mann ist keine Altersvorsorge - warum finanzielle Unabhängigkeit für Frauen so wichtig ist" möchte sie das weibliche Geschlecht aufrütteln und motivieren, sich selbst um die eigenen Finanzen zu kümmern.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck ist seit diesem Monat eine neue Mitarbeiterin speziell für Frauen und den Wiedereinstieg in den Beruf zuständig: Stephanie Breitscheidel. Sie berät persönlich zum beruflichen Werdegang nach einer familiären Pause und zu verschiedenen Teilzeitmodellen und Minijobs. Mit der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt, auf dem zahlreiche Unternehmen händeringend nach gut ausgebildeten Fachkräften suchen und oft für viele Anstellungsmöglichkeiten offen seien, seien die Möglichkeiten zum Wiedereinstieg so gut wie nie, sagt Stephanie Breitscheidel.

Die Ausstellung "Minijob - Wovon lebt Frau im Alter?" ist noch bis zum 24. April auf der Galerie des Landratsamts zu sehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: