Im Churfürstensaal:Zeitlose Musik

Alte Musik

Capella de la Torre im Fürstenfelder Kurfürstensaal.

(Foto: Günther Reger)

Capella de la Torre überzeugt Zuhörer

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Der Begriff "Alte Musik" ist relativ, auch wenn man meist die Musik der Renaissance und des Barocks darunter versteht. Als am Sonntag das Ensemble Capella de la Torre mit dem Programm "Trionfo dei Piffari - Stadtpfeifer im Europa der Renaissance" im Kurfürstensaal gastierte, mutete das Instrumentarium optisch wie klanglich irgendwie vertraut und doch wie aus einer vergangenen Zeit an. Stadtpfeifer, aus denen Jahrhunderte später die Stadtkapellen hervorgingen, haben ihren Ursprung bereits im Mittelalter, und manche Musik an diesem Abend ließ diese archaischen Wurzeln auch erahnen. Doch eines war das Konzert nie: langweilig. In keiner Sekunde kam das Gefühl auf, jetzt genug gehört zu haben, was auch durch die zwei Zugaben am Ende bestätigt wurde.

Das lag ganz offensichtlich daran, dass die Begeisterung der sechs Musiker auf der Bühne so groß war, dass sie auch die Zuhörer mitriss. Es lag aber auch daran, dass die Vitalität und der Abwechslungsreichtum so groß waren, dass sich ständig Neues entwickelte. Und nicht zuletzt lag es daran, dass die Leiterin des Ensembles, Katharina Bäuml, die Besucher ebenso fundiert wie kurzweilig auf die musikalische Zeitreise mitnahm.

Den meisten Konzertbesuchern dürften die Komponistennamen auf dem Programm unbekannt gewesen sein, sofern die Musik nicht ohnehin von einem Anonymus stammte. Die erste Musik erklang nicht erst, als die Künstler auf der Bühne standen, sondern schon beim Einzug von hinten. Angeführt von zwei Schalmeien unterfütterten die Instrumente Dulzian, Posaune, Truhenorgel und Perkussion eine höchst lebendige Ciaconna eines Anonymus. Ein stetig wiederholtes Harmoniegerüst, das hier die Grundlage bildete, war auch später immer wieder die Basis für zahlreiche sich steigernde Variationen in der Oberstimme. Die Trennlinie zwischen geistlichen und weltlichen Kompositionen war in der Renaissance sehr fließend. So geriet die rein instrumentale Version des Vokalwerks "Tu solus qui facis mirabilia" von Josquin Desprez vor allem durch die Gegenüberstellung der beiden Schalmeien mit den tiefen Instrumenten Posaune und Dulzian klanglich reizvoll.

Andere Stücke lebten vom sukzessiven Einsatz der Instrumente: In einer Basse Danse Aliot Nouvelle eines Anonymus aus dem 15. Jahrhundert wurden die einleitenden Impulse durch die Sopran-Schalmei zunächst abgelöst vom eher dumpfen Klangcharakter der anderen Instrumente. Alt- und schließlich Sopran-Schalmei setzten dann wieder ein und übernahmen die Führung. Ihr Klang wirkte in diesem Kontext deutlich strahlender als zuvor. In einer anonymen Caminata entstand nach der Pause eine Art dezenter "Renaissance-Groove", der zwar vom Perkussionisten ausging, dann aber alle anderen Instrumente ergriff und sich auch im wippenden Fuß manches Zuhörers wiederfand. Entsprechend begeistert war der Beifall am Ende.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: