Der Masskrug sei für ihn Werkzeug zur Integration und Sozialisation gewesen, erzählt der Fotograf Volker Derlath. Geboren wurde er 1960 in Oberschweinbach, mit zehn Jahren ist er dann mit der Familie nach Germering gezogen. Allerdings hatte seine Biografie einen Makel: Die Eltern waren Zuagroaste und damit auch der junge Volker kein echter Bayer. Um Anschluss an die Germeringer Jugend zu finden, hat er also das getan, was alle taten - gemeinsam Bier trinken. "Es war immer mein Bedürfnis, Wurzeln zu schlagen, und da hat der Masskrug geholfen", sagt Derlath. Mit der Zeit hat sich aus der Freude am geselligen Biertrinken eine Freude am Fotografieren von Biergenuss entwickelt. Daraus wiederum ist ein Buch geworden. Am Montag, 26. Juni, wird er Auszüge daraus beim Hörbacher Montagsbrettl lesen - und passende Fotografien zeigen.
"Ich war immer schon an Literatur interessiert und kenne mich, glaube ich, ganz gut in der modernen und klassischen deutschsprachigen Lyrik aus", erzählt Derlath. Als dann im vergangenen Jahr das Jubiläum 500 Jahre Reinheitsgebot anstand, habe er die Gelegenheit genutzt, um seine beiden Leidenschaften in einem Buch zu vereinen. Mit viel Recherche und Hilfe von Freunden und Bekannten hat er dann zahlreiche Gedichte zum Thema Bier zusammen getragen.
In seinem Buch finden sich nur nicht nur Texte bekannter deutscher Autoren wie Robert Gernhardt und Johann Wolfgang von Goethe, sondern auch von Autoren, an die man beim Thema Bier und Lyrik nicht sofort denkt, wie etwa den amerikanischen Schriftsteller Edgar Allan Poe. "Sein Gedicht haben wir nicht übersetzt, weil die Sprachmelodie im Original so schön ist", so Derlath. Und der Titel des Buches, "Sei mir gegrüßt, Du Held im Schaumgelock" stammt aus einem Text des deutschen Literaturnobelpreisträgers Paul Heyse.
Insgesamt 40 Texte und 50 Bilder aus Derlaths Sammlung sind so zusammen gekommen, darunter auch zwei japanische Haikus. "Ich wollte einen Bogen zwischen Quatsch und Qualität schaffen und zeigen, was es für ein breites Spektrum an poetischen Formen gibt", sagt Derlath. Deshalb habe er auch das bekannte "Bier unser", das in zahlreichen Versionen existiert, mit aufgenommen. "Ich hätte mir gewünscht, dass es etwas mehr Texte sind, aber ich hatte im Vorfeld die Probleme des Herausgeberseins unterschätzt". Vor allem an die Rechte zu kommen, sei oft nicht einfach gewesen, zudem seien die geforderten Honorare dafür oft viel zu hoch für das Budget gewesen. Viele von Derlaths Bildern, auch die Bieraufnahmen, entstehen spontan. "Ich komme aus der Straßenfotograf und verlasse das Haus nie ohne Kamera. Und wenn ich am Biergarten am Nebentisch Leute sehe und denke, das ist ja ein interessanter Moment, dann halte ich ihn fest". So richtig systematisch habe er das Thema allerdings nicht behandelt - bis er gefragt wurde, ob er nicht eine Ausstellung mit Bildern zur Augustiner Brauerei für das Bier- und Oktoberfestmuseum erstellen möchte.
Genau erinnern kann sich Derlath, dessen Fotos auch regelmäßig in der Süddeutschen Zeitung erscheinen, noch an das erste Bild, das je von ihm abgedruckt wurde. "Das war 1978, damals war ich noch Schüler in Germering. Jemand hatte Schmierereien gegen den sehr unbeliebten Rektor an eine Wand gemalt und ich habe das heimlich festgehalten und der Fürstenfeldbrucker Redaktion der Süddeutschen zugespielt, die das Bild dann auch wirklich veröffentlicht hat".
Lesung mit Volker Derlath aus "Sei mir gegrüßt, Du Held im Schaumgelock", Montag, 26. Juni, von 20 Uhr an im Parkettstadl, Althegnenberger Straße 10, Hörbach. Karten für 15 Euro unter 08202/8483 oder per Mail an hmb@ffb.org