Hörbach:Der Rastlose wird 70

Toni Drexler hat die Kulturlandschaft des Landkreises geprägt wie kein zweiter. Als Archäologe, Redner, Künstler und Veranstalter. Gerade für die Kommunen im Westen, allen voran sein Heimatdorf Hörbach, hat er viel erreicht

Von Manfred Amann, Hörbach

An diesem Samstag feiert Kreisheimatpfleger Toni seinen 70. Geburtstag. Als Heimatforscher, Künstler, Dorferneuerer, Museumsleiter, Brettl-Organisator, Archäologe, Referent und Autor hat er sich weit über die Landkreisgrenzen hinaus und in der Fachwelt einen Namen gemacht und viele Ehrungen erfahren. "Wer sich in Bayern mit der Kulturgeschichte beschäftigt, liest und hört von ihm. Wer im Landkreis aktiv am Leben teilnimmt, kennt ihn persönlich", so würdigte 2006 Bezirkstagspräsident Franz Jungwirth bei der Verleihung der Bezirksmedaille an Drexler dessen ehrenamtliches Engagement.

Das Multitalent, "Kleinbauernsohn und Hörbacher Gwachs, unverrückbar heimatverbunden", wie er von sich sagt, war der erste Träger des Tassilo-Preises der Süddeutschen Zeitung, die Brucker Bürgervereinigung zeichnete ihn für besondere Verdienste um Demokratie, Kultur und Humanität aus, erst vor Kurzem erhielt Drexler die Rainer-Christlein-Medaille für besondere Verdienste um die Archäologie im Freistaat, um nur einige seiner Belobigungen zu nennen. Toni Drexler ist "in gewisser Weise" auch ein Familienmensch. Mit unüberhörbarem Stolz erzählt er, dass seine Tochter und sein Sohn vor wenigen Wochen kurz nacheinander geheiratet haben.

Hörbach: Drexler bei einer Ausstellungseröffnung 2002.

Drexler bei einer Ausstellungseröffnung 2002.

(Foto: Johannes Simon)

Drexler war als Verwaltungsbeamter zunächst an der LMU in München, danach bis zum Vorruhestand im Brucker Landratsamt beschäftigt und ist hinsichtlich seiner Leidenschaften ein Autodidakt schlechthin. Schon als Jugendlicher habe er in Archiven gegraben, "weil, wenn mich was interessiert, dann gehe ich dem konsequent nach", erinnert er sich. Seine frühe Neugierde auf Vergangenes führt Drexler unter anderem auf ein Stück Römergrabstein zurück, das bei der Erweiterung der Hörbacher Dorfkirche 1909 freigelegt wurde und im Eingangsbereich in die Mauer eingelassen war. Der "Römer-Xaverl", so nennt er den darauf abgeformten Kopf, sei für ihn schon in der Schulzeit eine Herausforderung gewesen. "Und mich hat schon immer interessiert, wie die Menschen hier früher lebten und wie unser Dorf aussah".

1983 wurde Drexler zum Heimatpfleger für den westlichen Landkreis bestellt. Seit 1997 ist er mit Volkskunde, Bodendenkmalpflege und Regionalgeschichte betraut, 2007 kam der Bereich Museen hinzu. Obendrein leitete er bis 2005, elf Jahre lang, das Bauernhofmuseum Jexhof, das er mit interessanten Sonderausstellungen und Veranstaltungen erfolgreich belebte. Als der Kreistag für einen Nachfolger kein Geld mehr aufbringen wollte, konnte man eine andere als die freundliche und liebenswerte Seite von Drexler kennen lernen. Er sammelte Unterschriften, mobilisierte Künstler, warnte vor dem Untergang des Museums und erreichte so ein Umdenken.

Bruck: LANDRATSAMT - Eröffnung Kreis-Kulturtage - Foto-Ausstellung

Nur der Bart sieht nicht mehr aus wie vor 15 Jahren: Drexler heute.

(Foto: Johannes Simon)

In seiner Freizeit stiefelt er oft über gepflügte Felder und macht dabei wertvolle Funde. So entdeckte er am Rande des Haspelmoores, das ihm als Biotop und Forschungsprojekt ans Herz gewachsen ist, eine mesolithische Basisstation, wodurch der Nachweis erbracht wurde, dass schon in der Frühsteinzeit Menschen in der Region siedelten.

In Drexlers Blut pulsiert seit jeher etwas Revoluzzer-Blut, was letztlich zur Gründung des Hörbacher Montags-Brettl führte, mit dem er mit Bruder Jakob und Freunden eine Plattform für junge Musiker, Kabarettisten und Literaten schuf, von denen etliche später Berühmtheit erlangten, wie etwa Fredl Fesl, Andreas Griebel oder Otti Fischer. Als "angehauchter 68er" habe ihn die Kleinkunstszene in München angezogen, daher habe er häufig mit seinem Bruder und den Well-Brüdern von der späteren Biermösl-Blosn die einschlägigen Lokale in Schwabing aufgesucht. Die Namen der Szenekneipen "Song Parnass, Robinson, Keck, Fraunhofer, Drehleier und das Muh " fallen Drexler ohne Nachdenken ein. Da sei die Idee entstanden, daheim was aufzuziehen, um nicht in die Stadt fahren zu müssen. Dass man dem Brettl damals nur eine kurze Lebenszeit prophezeite, entlockt ihm ein Schmunzeln, denn es läuft nun fast 45 Jahre und ist die älteste noch existierende Kleinkunstbühne Bayerns.

Die Kleinkunst sei "auch eine Facette von Heimat", die ihm durchgehend Spaß gemacht und ihn ebenso wie die Zeit als Museumsleiter besonders eingenommen und als Mensch berührt habe. Der Toni, wie ihn die vielen Freunde nennen, ist auch Mitinitiator der Althegnenberger "Hofmarkart" und schuf selbst Werke, um seinem Heimatdorf und der Umgebung ein attraktiveres Erscheinungsbild zu geben. Zudem war er wesentlich daran beteiligt, dass Hörbach 2000 beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" eine Goldmedaille und 2001 im Bayernwettbewerb eine Silbermedaille gewann. Drexler wird wegen seiner lockeren Art und seiner Kompetenz gerne Vorträgen eingeladen, hat mehr als 120 Aufsätze und Abhandlungen sowie etliche Bücher geschrieben. Immer ging es ihm dabei um die Geschichte und um bedeutende, aber auch zwielichtige Menschen seiner Heimat, die man sich, wie er glaubt, erarbeiten muss, um sie zu erkennen und zu verstehen.

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