Hattenhofen:Vom Blues zum Derblecka

Hattenhofen feiert 950. Jubläum mit Nacht der Musik

Von Julia Kiemer, Hattenhofen

Der kleine Raum im Gasthof Eberl in Hattenhofen ist voll - zur Überraschung der Bandmitglieder von Superstill. "Wir hätten nicht gedacht, dass um 19 Uhr schon alle auf der Matte stehen", sagt Tea, die Sängerin von Superstill, überrascht Das Publikum starrt gebannt auf die Band und wartet auf den ersten Song. Die ersten Gitarrenklänge erfüllen den Raum, Tea und Vendi beginnen zu singen. Auch in den anderen Locations erklingen die ersten Töne, und damit ist die erste lange Nacht der Musik in Hattenhofen eröffnet. Anlässlich der 950-Jahr-Feier der kleinen Gemeinde im westlichen Landkreis Fürstenfeldbruck hatte man sich etwas Besonderes überlegt.

"Da wir so viele Musiker im Dorf leben, haben wir uns gedacht, wir könnten doch eine Musiknacht veranstalten", erzählt Hannah König, die Hauptorganisatorin ist und zugleich am Samstag auch selbst aktiv im Trio "Dreier-Pasch" auf der Bühne stand. Das Besondere an der Nacht der Musik ist, dass die Besucher die Auswahl zwischen sechs Bands hatten, die an verschiedenen Orten spielten. Dort wird zu jeder vollen Stunde für etwa 30 bis 40 Minuten musiziert, dann haben Besucher die Möglichkeit zum nächsten Mini-Konzert zu bummeln. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, ob Blues, Klassik, Volksmusik oder Rock und Pop.

Musiknacht

Die Band "Superstill" und die "Kirta Lumpn" haben normalerweise nichts gemeinsam.

(Foto: Günther Reger)

Wenn man in die Gesichter der Zuhörer von Superstill blickt, sieht man, dass der Akustik-Pop der jüngsten Künstler des Abends ankommt. Das bestätigt dann auch der Applaus. Schon bald wird bei den Songs mitgewippt und rhythmisch der Fuß getippt. Die Schwestern Tea und Vendi finden es super, dass es so etwas im Dorf gibt. Die Band will den Abend auf sich zu kommen lassen, ein bisschen Nervosität und Aufregung ist aber schon dabei.

In Hattenhofen kann man an diesem warmen Frühlingsabend ein buntes, musikbegeistertes Publikum beobachten. Viele kommen aus dem Ort selbst, aber auch Auswärtige hat es nach Hattenhofen gelockt. Gute Musik und einen schönen Abend erhoffe man sich, erzählt eine Zuhörerin aus Haspelmoor. Sie kenne eben viele der Musiker und sei gespannt auf den Abend. Kristine Schwarz ist mit ihrem Mann extra aus Friedberg hergefahren. "Ich habe durch Zufall, den Flyer gesehen und fand die Idee toll", antwortet die Friedbergerin auf die Frage, warum sie hier sei. Sie hatte sich für die "Jakarta Blues Band" als ersten Stop des Abends entschieden. Normalerweise hört das Paar eher Klassik, aber die Beschreibung der Jakarta Blues Band hat die Neugier geweckt. Mit stilechtem Blues aus Chicago verbreitet die Blues Band eine ausgelassene Stimmung und motiviert sogar den ein oder anderen Gast zum Tanzen. Für die sechs Musiker ist der Blues ein Lebenselixier, erzählt Teddy Reumschüssel, der Schlagzeuger der Band. Und das merkt man beim Zuhören. Die Leidenschaft dringt bis zu den Besuchern vor, welche die Darbietungen mit heftigem Applaus und zufriedenen Gesichtern würdigen. Nebenbei wird eine Whiskey-Verkostung angeboten, für den ein oder anderen Besucher war das "der Himmel auf Erden", wie einer von sich gibt.

Wer nach 30 Minuten Blues oder Akustik-Pop genug hat, für den gibt es noch einige weitere Konzertangebote, wie zum Beispiel die Coupletsänger "Kirta Lumpn" im Gasthaus Casella. Bei typisch bayerischer Wirtshausatmosphäre bieten die vier Mammendorfer Couplets, deftige Wirthauslieder und lustige Humoresken. Bei manchem Lied kann das Publikum sogar mitsingen, der Spaß ist den Zuhörern sowie den Bandmitglieder ins Gesicht geschrieben. Hattenhofens Altbügermeister Matthias Ettenberger gefällt es sehr gut, er hat auch bei der Vorbereitung mitgewirkt. Man mache so viel im Voraus, jetzt sei es schön zu sehen, dass sich die Arbeit auszahle, meint er.

Musiknacht

Bei der langen Nacht der Musik in Hattenhofen begeistern die Gruppen mit kleinen Konzerten und Auftritten die Besucher.

(Foto: Günther Reger)

Die Rockband "Infusion" bringt nebenan das Hillmayer Stadl zum Beben, tosender Applaus und anerkennende Pfiffe zeigt die Begeisterung der Zuhörer jeden Alters. Die Sängerrunde und die Blechbläser aus Hattenhofen fesseln die Zuschauer in der Grundschule mit einer Weltreise durch die Musik. Auch das Trio Dreier-Pasch um Hannah König findet viel Zuspruch, besonders bei den jüngsten Zuhörern. Schon nach dem ersten Durchgang ist Organisatorin König völlig begeistert, und auch ihr Fazit fällt ähnlich aus. "Es war gigantisch, alle Erwartungen wurden übertroffen." Sowohl Musiker als auch das Publikum seien begeistert gewesen und es werden schon jetzt Rufe nach einer Wiederholung laut. "Um die werden wir fast gar nicht mehr herum kommen", stellt Hannah König fest. Sie ist zufrieden, denn der Aufwand habe sich gelohnt, das 950-Jahr-Jubiläum würdig zu feiern.

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