Hattenhofen:Hilfsbereites Hattenhofen

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Auf der Sonderbürgerversammlung wirbt ein ehrenamtlicher Unterstützerkreis für gelebte Willkommenskultur. Die ländliche Gemeinde im Westen des Landkreises bereitet sich auf die Aufnahme von 30 Flüchtlingen vor

Von Manfred Amann, Hattenhofen

"Für uns, für andere, gemeinsam": Von diesem Motto will sich der etwa 20 Freiwillige umfassende Helferkreis leiten lassen, der sich in Hattenhofen auf die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet. Bislang hat die Gemeinde noch keine Asylbewerber aufnehmen müssen. Bürgermeister Franz Robeller und Gemeinderäte sind sich jedoch einig, nun möglichst schnell Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch in Hattenhofen Menschen aus fremden Ländern wohnen und betreut werden können. Sigi Karner, vom Organisationsteam des Helferkreises, appellierte zudem an die Hattenhofener und Haspelmoorer Bürger, sich für die Betreuung zu engagieren. Für seine Feststellung, "wir brauchen keine Problembeschreiber, sondern Problemlöser", bekam Karner bei der Sonderbürgerversammlung Applaus.

In Hattenhofen sind noch keine Flüchtlinge untergebracht. Laut Landkreisschlüssel sollen bis Ende des Jahres jedoch 30 unterkommen. Bürgermeister Robeller zufolge wurde bislang nur eine kleine Wohnung angeboten, deren Eignung nun geprüft werde, daher habe sich der Gemeinderat für eine zentrale Unterbringung in einer Wohnanlage aus Containern oder in Holzständerbauweise ausgesprochen. Auch deswegen, weil man damit rechnen müsse, dass mittelfristig mehr Flüchtlinge aufgenommen werden müssen. Welche Art Anlage es werde, hänge davon ab, ob das Grundstück gepachtet oder gekauft werden könne, sagte Robeller am Freitag auf der Sonderbürgerversammlung zum Thema Asyl, in der auch der Leiter des Ausländeramtes, Thomas Epp, und der Sprecher des Mammendorfer Helferkreises, Günter Mairhörmann, über ihre Erfahrungen berichteten und versuchten, Bedenken zu entkräften.

Es sei falsch, dass der Landkreis Handys ausgebe, so Epp, der dem Hattenhofener Helferkreis ebenso Unterstützung anbot wie Mairhörmann, der mit Asylbewerbern quasi Tür an Tür wohnt und angeblich mittlerweile schon am Geruch erkennt, ob Syrer, Afghanen oder Eritreer gerade kochen. Ziel bei der Auswahl des Standortes sei es, die Einschränkungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, und eine möglichst sozialverträgliche Unterbringung zu gewährleisten, versprach Robeller. Der Gemeindechef machte aber auch deutlich, dass es ohne kleine Einschränkungen nicht gehen werde und man auch keine Rücksicht nehmen könne auf Bedenken, die meist nur von Nachbarn von Grundstücken vorgebracht würden, über die gerade verhandelt wird. "Ich habe nichts gegen Asylbewerber, aber vor der Haustüre lieber nicht", diese Einstellung könne man nicht akzeptieren, befand er Gemeindechef, auch wenn die Wohnanlage sicher keinem Villenviertel gleichen werde.

Auf die mehrfachen Anfragen, welche Grundstücke in Betracht kämen, verwies Robeller darauf, dass dies solange der Verschwiegenheitspflicht unterliege, bis ein Vertrag geschlossen sei. Er verriet aber, dass es sowohl in Hattenhofen als auch in Haspelmoor Süd Möglichkeiten gebe.

Kein Stuhl hatte mehr Platz im Sportheim und etliche Bürger konnten nur vom Vorraum aus die teils lebhafte Aussprache verfolgen, die etwas von einem zurückliegenden Streit getrübt war. Bei einer Beratung über die Nutzung öffentlicher Gebäude hatte Gemeinderätin Elvira Unger als Unterbringungsmöglichkeit offensichtlich auch den Schulungsraum der Feuerwehr ins Spiel gebracht. Als kurz danach der Briefkasten vor ihrem Haus in die Luft gesprengt worden war, soll sie die Tat unter anderem einem Feuerwehrler zugetraut haben. Kommandant Georg Ostermeister verwahrte sich nun öffentlich vor solchen Verdächtigungen. Auch Helfersprecher Karner griff den Streit auf und riet trotz aller Meinungsfreiheit, nichts in die Welt zu setzen, was man nicht beweisen könne.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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