Hattenhofen:Ein Auge für Kostbarkeiten

Lesezeit: 2 min

Toni Drexler legt einen Auszug aus dem Buch vor, mit im Bild (von links): Alfred Beheim, Hans Lugmair, Harry Ziegler, Hans Scherer und Barbara Betz. (Foto: Günther Reger)

Der Förderverein Lebensraum Haspelmoor feiert Jubiläum. Im Juli erscheint ein Buch zur historischen Bedeutung des Biotops

Von Manfred Amann, Hattenhofen

Der Förderverein "Lebensraum Haspelmoor" ist seinem Gründungsanlass, das an geologischen und botanischen Kostbarkeiten so reiche Haspelmoor, seine kulturhistorische Bedeutung sowie die Entwicklung der umliegenden Dörfer in einem Buch zu veröffentlichen, schon recht nahe. "Voraussichtlich im Juli wird der umfassende Band herauskommen", hat Kreisheimatpfleger Toni Drexler, der auch zweiter Vorsitzender des Vereins ist, am Samstag auf dem Jubiläumsabend zum zehnjährigen Bestehen des Vereins angekündigt. Mit einer Lesung des Vorwortes zum Buch, indem er einen Überblick über die oft kärglichen und beschwerlichen Lebensverhältnisse in den Dörfern rund um das Moor zu verschiedenen Zeiten gibt, bot er schon mal eine Kostprobe.

Im Vergleich zu anderen Jubiläen komme eine Zehnjahresfeier eher einem Kindergeburtstag gleich, befand scherzhaft Vereinschef Hans Lugmair im Gasthof Eberl vor etwa hundert Mitgliedern und Gästen. Eigentlich sei der Verein ja schon 2004 ins Leben gerufen worden. Da erst im Jahr 2006 die Aufnahme ins Vereinsregister erfolgte und man in die Vorbereitung der 950-Jahrfeiern in Hattenhofen im vergangenen Jahr eingebunden gewesen sei, wolle man das Jubiläum jetzt in gemütlicher Runde feiern, sagte Lugmair. Für musikalische Unterhaltung sorgten die "Rasso-Räuber". Mit zehn Jahren seien Kinder aus dem Gröbsten raus, knüpfte Hattenhofens Bürgermeister Franz Robeller an Lugmairs Einführung an. Mittlerweile gehöre der Verein fest zum Dorfleben, mit vielen Aktivitäten habe er den Lebensraum Haspelmoor in allen möglichen Facetten erforscht und überregional bekannt gemacht, so der Rathauschef. Als vor 150 Jahren die Bahn durchs Haspelmoor gebaut und es für alle Zeiten durchtrennt worden sei, seien weit mehr als tausend Arbeiter unter widrigsten Bedingungen ausgebeutet worden. Als dann Torf gestochen wurde, um damit zuerst Dampfkessel von Lokomotiven zu heizen und dann beispielsweise Bierkeller zu isolieren, seien tiefe Wunden in die seltene Naturlandschaft gerissen worden, erinnerte Robeller. Seit etwa dreißig Jahren steht das seltene Hochmoor im Altmoränengebiet unter Schutz, damit habe sich die Natur zumindest in Teilbereichen gut erholen können.

In einer Rückschau erinnerte Drexler an eine Vielzahl von Lesungen, Ausflügen, Vorträgen, Ausstellungen und Führungen zur Bedeutung des Lebensraumes Haspelmoor. Dabei machte er deutlich, dass es dem Verein nicht nur um das Moor selbst geht, sondern auch darum, was rundherum in den Dörfern geschah. So wurde zum Beispiel das ereignisreiche Künstlerleben des berühmtesten Hattenhofeners, Johann Evangelist Walleshauser, beleuchtet, der als kurfürstlicher Hof-und Kammersänger Giovanni Valesi Mitte des 18. Jahrhunderts Weltruhm erlangte. Und die Biermösl-Blosn der Well-Brüder, deren Name sich von einem Teil des Moores ableitet, sowie der Kabarettist Gerhard Polt, trugen dazu bei, für die Erhaltung des Moores zu werben. Wir hatten viele Ideen und ich bin mir sicher, dass uns auch weiterhin einiges einfallen wird, um auf die einzigartige, schützenswerte Naturlandschaft aufmerksam zu machen, sagte Drexler. In dieser Einzigartigkeit zu jeder Jahreszeit schwelgen konnten die Gäste schließlich bei dem Bildervortrag "Impressionen aus dem Haspelmoor" von Robert Hoiß. Zu bestaunen waren der seltene rundblättrige Sonnentau, Sumpfschnepfen und Gimpel sowie Laubfrösche und Kreuzottern ebenso wie Libellen und die sumpfigen Wollgraswiesen.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: