Haspelmoor:Geschichte im Torf

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Philipp Stojakowits (links) und Michael Peters entnehmen Proben aus dem Boden des Haspelmooses. (Foto: Günther Reger)

Im Haspelmoos werden Proben entnommen, um sie in einer Ausstellung im Fürstenfeldbrucker Stadtmuseum zu zeigen

Von Julia Kiemer, Haspelmoor

Pollen sind für viele Allergiker im Frühjahr reinste Biowaffen, die die Natur gegen sie einsetzt. Wissenschaftler hingegen lieben sie, geben sie ihnen doch Aufschluss über Vorgänge, die vor Jahrtausenden stattgefunden haben. Um zu zeigen, welche Rätsel das Haspelmoos - entstanden vor etwa 12 000 Jahren im sogenannten Holozän - bergen könnte, haben Philipp Stojakowits und Michael Peters am Donnerstag Bodenproben für eine Ausstellung im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck genommen. In den krümeligen Resten Jahrtausende alter Pflanzen hoffen sie Pollen zu finden, die Auskunft über die Vegetationsentwicklung geben.

Es wurden aus dem Torfboden sogenannte Profile entnommen, die in der Ausstellung mit dem Titel "Am Wasser - Steinzeitmenschen am Haspelsee" von Donnerstag, 7. Mai, an zu sehen sein werden. Michael Peters, Leiter der Arbeitsgruppe für Vegetationsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, bohrte zusammen mit Philipp Stojakowits, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Augsburg, mit einem Handbohrers bis zu fünf Meter in die Tiefe. Der Bohrer reichte damit in eine Schicht, die nach Schätzung von Peters etwa 13 000 Jahre alt ist. Der Torfkern wird mithilfe der Bohrkammer, die in diesem Fall einen halben Meter lang ist, ausgestochen und in der verschlossenen Kammer an die Oberfläche geholt. Zehn Mal wird insgesamt gebohrt, immer einen halben Meter tiefer als bei der vorangegangenen Bohrung. Bei fünf bis sechs Metern Tiefe sei Schluss, erklärt Peters, denn dort treffe man auf die Schuttreste, die der eiszeitliche Gletscher dorthin geschoben habe. Um den Torf transportfähig zu machen, wird er in mit der gebohrten Tiefe beschriftete Schalen gepackt und mit Klarsichtfolie fest eingewickelt, so dass er feucht bleibt. Dass sorgfältig beschriftet wird, ist für die Wissenschaft besonders wichtig, denn sonst kämen bei der Auswertung der Pollen dann Zick-Zack-Linien anstatt der normalen Kurven heraus und dann würde man daraus falsche Schlüsse ziehen, erzählt Peters aus eigener Erfahrung. In diesem Fall findet jedoch keine Analyse statt, da die Torfkerne nur für die Ausstellung des Stadtmuseums Fürstenfeldbruck bestimmt sind.

Die neu gewonnenen Torfkerne werden nach Stuttgart transportiert, wo sie der Agrarwissenschaftler Andreas Lehmann anhand eines eigens entwickelten Verfahren etwa 20 bis 30 Jahre haltbar macht, sie plastiziert.

Im Normalfall wird das Torfprofil nach einer Bohrung jedoch analysiert, so dass dann Informationen über die vor Jahrtausenden vorherrschende Vegetation gewonnen werden können. Dazu wird der Torf in etwa ein Zentimeter dicke Scheiben geschnitten. Mithilfe von Salzsäure löst man das unbrauchbare Material heraus, danach bleiben nur die gegen die Mineralsäure resistenten Pollen übrig. Diese werden dann unter dem Mikroskop untersucht, und so können die Wissenschaftler Rückschlüsse über die Vegetationsentwicklung ziehen.

In Zusammenarbeit mit Archäologen und Historikern kann man dann sogar Gründe für Änderungen wie beispielsweise Besiedlungen herausarbeiten. Die Torfprofile sind von Donnerstag, 7. Mai, bis Sonntag, 4. Oktober, in der Ausstellung "Am Wasser - Steinzeitmenschen am Haspelsee" im Stadtmuseum Fürstenfeldbruck zu sehen.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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