Handwerk:Bühne für Messer

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In Olching treffen sich zum 14. Mal Schneidewerkzeugmacher aus Deutschland und Nachbarländern

Von Ariane Lindenbach, Olching

Jeder benutzt sie täglich im Alltag. Doch es gibt auch so kunstvoll gefertigte, dass man sie lieber hinter Glas ausstellt und vor allzu rabiatem Gebrauch schützt. Bei den Messertagen in Olching finden Klingen liebende Besucher beide Arten von Schneidewerkzeugen. Wobei sämtliche Messer der 50 Aussteller handgefertigt sind und der Fokus schon auf dem Besonderen liegt. Nicht umsonst sagt Messeorganisator Erwin Schneller: "Wir sind die schönste und feinste."

Bereits zum 14. Mal werden sich am Wochenende 50 Messermacher aus Deutschland und Nachbarländern wie Österreich, Italien, Schweden in der Kulturwerkstatt Olching am Mühlbach Kom versammeln und ihre handwerklich ausgefeilten Messer präsentieren. Zwei Schmiede, darunter einer vom Messerarbeitskreis Olching, zeigen den Besuchern ihre Fähigkeiten. Zur Abrundung ist auch ein Graveur in der ehemaligen Remise; bei ihm können die Besucher ihre soeben erworbenen Schätzchen aus Stahl und anderen hochwertigen Materialien mit einer persönlichen Widmung versehen lassen. Des weiteren gibt es neben fertigen Messern in allen Größen und Ausfertigungen auch alles, um selbst ein Messer herstellen zu können - selbst als völlig unerfahrener Anfänger. So werden seltene Hölzer verkauft, beispielsweise Wüsteneisenholz aus den Vereinigten Staaten oder Mammutelfenbein.

Auch Erwin Schneller war ein totaler Anfänger, als er sich vor gut 15 Jahren auf der Handwerksmesse in München seinen ersten Bausatz - im schwedischen Stil - erwarb, um damit seine ersten Messer herzustellen. Seitdem hat den 79-Jährigen die Begeisterung nicht mehr losgelassen. "Da steckt ein ganz böser Virus drin", lacht der Olchinger in gespielter Verzweiflung. Einmal mit dem Messermachen begonnen, könne man kaum noch aufhören. Diese Faszination erklärt sich der studierte Ingenieur für Heizung- und Klimatechnik mit der Freude an einer handwerklichen Tätigkeit, gepaart mit einer Besonderheit dieser Handwerkskunst, nämlich dem Arbeiten mit ganz unterschiedlichen Materialien, vom Stahl für die Klinge über des Holz - oder welchen Baustoff auch immer man für den Griff haben möchte - bis hin zum Leder, aus dem sich eine Messerscheide fertigen lässt. "Wissen Sie, ich bin Schreibtischtäter gewesen, beruflich", da sei die Arbeit mit den eigenen Händen und den vielen verschiedenen Materialien eine sehr erfüllende Aufgabe, erläutert Schneller.

2002 gründete der Olchinger, der auch die Lebende Werkstatt ins Leben gerufen hat und zwölf Jahre Vorsitzender des Arbeitskreises Kultur war, den Messerarbeitskreis München. Weil die Mitglieder aus ganz Bayern kamen, habe man sich damals nach der Metropole benannt. Doch dann wurde das Kom eröffnet, nachdem die Stadt Olching die ehemalige Remise renoviert hatte, und die ersten Olchinger Messertage wurden veranstaltet. Die Messe etablierte sich zunehmend, irgendwann wurde der Arbeitskreis dann von "München" auf "Olching" umbenannt und es kamen bis zu 1000 Besucher. Im Vorjahr hat Schneller den Vorsitz abgegeben, die Messertage organisiert er aber weiterhin, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Heidi. Da das Kom nur Platz für 50 Aussteller biete, sei man gezwungen, bei deren Auswahl sehr strenge Kriterien anzulegen. Mit einem positiven Nebeneffekt: "Wir sind eigentlich die anerkannteste Messe in Deutschland", bei weitem nicht die Größte, aber doch eine, bei der man sehr viele einzigartige Messer zu sehen bekommt.

Olchinger Messertage, Samstag, 14. Oktober, 10 bis 17 Uhr, Sonntag, 15. Oktober, 10 bis 16 Uhr im Kom Kulturzentrum Olching am Mühlbach, Hauptstraße 68.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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