Günzlhofen:Ein letzter musikalischer Gruß

Die Well-Familie hat ihre im Alter von 95 Jahren verstorbene Mutter in Günzlhofen zu Grabe getragen, begleitet von einer großen Trauergemeinde

Von Heike A. Batzer, Günzlhofen

Natürlich Musik. Die hatte im Leben von Gertraud Well eine ganz besondere Rolle gespielt. Die Wertschätzung der Musik hatte sie ihren 15 Kindern zeitlebens mitgegeben. Und die haben dieses musikalische Erbe nun an ihr Grab getragen. Am Freitagnachmittag wurde Gertraud Well, die eine Woche zuvor im Alter von 95 Jahren gestorben war, an ihrem Wohnort Günzlhofen beerdigt.

In unterschiedlichen Zusammensetzungen leisteten Kinder und Enkelkinder während der Trauermesse in der überfüllten Pfarrkirche Sankt Margareta und später am Grab ihren musikalischen Beitrag - als Instrumentalensembles mit Klarinette, Trompete, Tuba, Geige, Ziehharmonika, Harfe, und als Vokalensembles, etwa beim berühmten Andachtsjodler aus Annette Thomas "Bauernmesse". Die als Wellküren bekannten Schwestern Moni, Burgi und Bärbi, die beiden ehemaligen Mitglieder der 2012 aufgelösten Biermösl Blosn, Christoph und Michael Well, sowie die nächste Well-Generation, die schon seit Jahren im Familienverband mit auftritt. Musikalisch nicht eingebunden war Hans Well, ebenfalls früheres Biermösl-Mitglied. Die Musik erinnerte an so manchen öffentlichen Auftritt der Familie und erfüllte den Kirchenraum auf so wunderbare Art, dass die Trauerfeier dadurch eine gewisse Leichtigkeit erfuhr, die dem Tod ein wenig von seinem Schrecken nahm.

Kurz vor Weihnachten war Gertraud Well letztmals selbst mit aufgetreten beim Adventssingen, das die Familie alljährlich in der Wallfahrtskirche von Herrgottsruh bei Friedberg veranstaltet. Deren Wallfahrtsdirektor, Pater Sascha-Philipp Geißler, hielt in Günzlhofen die Trauermesse und beschrieb die Verstorbene als "starke, selbstbewusste und gesellige Person", die die Fähigkeit besaß, "Menschen zu versammeln". Am Schluss der Messe erklang ihr Lieblingslied "Gott hat alles recht gemacht", und damit die ganze Trauergemeinde einstimmen konnte, hatten die Nachfahren den Text auf dem Sterbebild von Gertraud Well abdrucken lassen.

Beerdigung Well

Familie, Freunde und Bürger begleiten die in der vergangenen Woche verstorbene Traudl Well auf ihrem letzten Weg.

(Foto: Günther Reger)

Unter den Trauergästen befanden sich auch der Kabarettist Gerhard Polt, der jahrelang mit der Biermösl Blosn auf der Bühne gestanden hatte und mit der Großfamilie auch privat befreundet ist, die Kabarettistin Maria Peschek, der frühere SPD-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Franz Maget, die SPD-Landtagsabgeordnete aus Jesenwang, Kathrin Sonnenholzner, Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin und Oberschweinbachs Bürgermeister Norbert Riepl. Der erinnerte am Grab an die "Well-Mutti", wie sie genannt wurde, an eine "äußerst sympathische und stets hilfsbereite Mitbürgerin" und an "ein Energiebündel bis ins hohe Alter", die sich dennoch selbst am liebsten bescheiden im Hintergrund gehalten habe.

Im Jahr 2006 hatte Gertraud Well das Bundesverdienstkreuz erhalten und die Trauergäste durften auch ein bisschen schmunzeln, als Uli Jais, Vorsitzender des VSST Günzlhofen in seiner Ansprache daran erinnerte, dass "wir wohl der einzige Verein sind, dem eine Bundesverdienstkreuzträgerin die Turnhalle geputzt hat". Auch mit solchen Diensten hatte sich die 15-fache Mutter eingebracht an ihrem Wohnort. Und Kathrin Sonnenholzner, die von den Well-Kindern um eine persönliche Würdigung am Grab gebeten worden war, rief das Bild der schafkopfenden und Mofa fahrenden Well-Mutter in Erinnerung, deren Hobbys die Musik, das Sammeln von Antiquitäten, ihre Bastelabende und das Schwammerlsuchen gewesen seien. Sonnenholzner sprach vom "großen Stolz", mit dem Gertraud Well die Auftritte ihrer nach und nach Berühmtheit erlangenden Kinder begleitete, aber auch vom "gelegentlichen Tadel in ihrem Blick" über so manche Textpassage in den Bühnenprogrammen. Dazu passt wohl auch, was der Geistliche zuvor als Gertraud Wells letzte Sätze überlieferte. "Streitet nicht!", hat sie ihren Kindern als Wunsch hinterlassen.

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