Großbrand in Germering:Ein einziger Trümmerhaufen

Nach dem Feuer am Samstag in Germering stockt den Passanten immer noch der Atem beim Blick auf den rußgeschwärzten Wohnblock. Für das ausgebrannte Trachtengeschäft im Erdgeschoss ist es das endgültige Aus.

Von Karl-Wilhelm Götte

Die Fassade ist total schwarz, die Fenster sind geschmolzen oder verkohlt. Auch die verstreuten Textilreste des völlig ausgebrannten Trachtengeschäfts an der Germeringer Hartstraße lassen vielen vorbeikommenden Passanten den Atem stocken. Die genaue Ursache des Brands vom vergangenen Samstagabend steht noch nicht fest.

Am Montagmittag rückte die Brandfahndung der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck an. Zwei bis drei Tage könne es schon dauern, so die Beamten, bis Erkenntnisse vorliegen. Auch eine Brandsanierungsfirma aus Unterschleißheim nahm zwei Tage nach dem Brand den Schaden auf. Ein Statiker soll nun feststellen, ob das Eckhaus des fünfgeschossigen Wohnblocks noch bewohnbar ist. Der Inhaber des Trachtengeschäfts wird seinen Laden nicht wieder eröffnen. "Das werde ich nicht mehr anfangen", sagte er am Montag und wirkte dabei gefasst.

17 Jahre lang hat Kurt Hoffmann mit seiner Frau das Trachtengeschäft geführt. Der 71-Jährige wollte seine Geschäftstätigkeit sowieso "langsam ausklingen lassen", wie er sagte. "Jetzt ist alles abrupt beendet worden." Eigentlich hatte er dieses Jahr noch an zehn Trachtenmärkten teilnehmen wollen. Sein Büro hat er vorübergehend bei einem benachbarten Versicherungsmakler einquartiert. Hoffmanns Kundendaten immerhin fielen dem Brand nicht zum Opfer - sie sind auf einem Computer gespeichert, der im Keller steht.

Hoffmann kam am Samstagabend um Viertel vor neun noch an seinem Geschäft vorbei und parkte sein weißes BMW-Cabrio an der Seite neben dem Laden. "Ich habe das Büro aufgesperrt, den Brand gerochen und nur noch Nebel gesehen", erzählt er. "Ich bin dann nur noch fluchtartig raus." Den Autoschlüssel fand er auch nicht mehr, so dass sein Auto wenig später in Flammen stand.

Der Bewohner im ersten Stock hatte da bereits die Feuerwehr verständigt. Noch bevor diese kam, zerbarst die Vorderscheibe des Ladengeschäfts. Die Hitze des Brandes verschmorte die Hecks zweier zwölf Meter entfernt geparkter Autos. Zwei Stunden lang dauerten die Löscharbeiten der Feuerwehr. Diese konnte ein Übergreifen der Flammen auf die Wohnungen im benachbarten Teil des Hauses verhindern. Gerettet wurden auch eine demenzkranke und eine schwerbehinderte Frau.

Um kurz vor 21 Uhr kam auch das Ehepaar Erich und Christa Wilhelm, das im dritten Stock des Hauses wohnt, vom Abendessen nach Hause. "Ich habe den Rauch gesehen und Kurt Hoffmann, der vor dem Laden stand", berichtet Erich Wilhelm. Seit Fertigstellung der ehemaligen Eisenbahnersiedlung mit insgesamt 260 Wohnungen im Jahr 1971 leben beide dort. Vor elf Jahren ist der Komplex an das Immobilienunternehmen Deutsche Annington verkauft worden.

Die Wilhelms kamen in der ersten Nacht bei Freunden in der Nähe unter. Jetzt wohnen sie vorübergehend bei der Schwester und dem Schwager in München. "Das sind alles nette Leute hier", so Erich Wilhelm sichtlich gerührt, als ein Nachbar vorbeikommt und ihm Kleidung anbietet. "Wir haben doch die gleiche Statur", sagt der Mann. "Kommen Sie, wenn Sie etwas brauchen." Noch ist nicht sicher ist, wann die Wilhelms wieder in ihre Wohnung einziehen können. "Das Fenster ist kaputt, aber die Wohnung nicht verkohlt", sagt Erich Wilhelm nach einer ersten kurzen Besichtigung.

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