Gröbenzell:Zweifel am Sinn einer Prognose

Gröbenzell gibt kein Gutachten zur Bevölkerungsentwicklung in Auftrag

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Braucht Gröbenzell eine Prognose über die Bevölkerungsentwicklung, um Bedarfsplanungen für die Bereiche Kindertagesbetreuung, Schulen und Senioren vornehmen zu können? Der Gemeinderat, dem dieser Antrag der eigenen Gemeindeverwaltung vorlag, zeigte sich nach längerer Debatte eher skeptisch und lehnte eine sofortige Auftragsvergabe, dotiert mit 43 000 Euro, mit großer Mehrheit ab. Das Gremium sprach sich aber dafür aus, sich zu einem späteren Zeitpunkt erneut mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Zunächst disqualifizierte Reinhard Paesler (CSU) die vorgeschlagene Untersuchung als "absolut nicht brauchbar". Für eine kleine Gemeinde wie Gröbenzell sei eine Bevölkerungsprognose sehr, sehr unsicher. "Wenn es konkret wird, stimmen die Prognosen nicht", meinte der CSU-Politiker, "das Geld sollten wir uns sparen." Zumal das in Frage kommende Institut keine Ortskenntnis habe. Zudem sei das geplante Siedlungsleitbild noch nicht erstellt. Paeslers Redebeitrag war der Auftakt zu einer gut halbstündigen Debatte des einmal mehr diskussionsfreudigen Gremiums. "Leitbild hin oder her - wir brauchen belastbare Zahlen", erwiderte Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und heizte den Meinungsaustausch damit an.

Als Untersuchungsinstitut hatte die Rathausverwaltung eine Arbeitsgemeinschaft aus dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und dem Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) vorgeschlagem. Peter Falk (SPD) zeigte sich überrascht, dass das Thema auf der Tagesordnung steht und freute sich, dass sich die Gemeinde öffnet. "Ohne Zahlen haben wir schon falsche Entscheidungen getroffen", meinte der SPD-Politiker und führte die Schließung der Mittelschule als Beispiel an. Claudia O'Hara-Jung (UWG) schloss sich der Position Falks an. "Bis jetzt läuft es planlos. Ich hätte gerne ein professionelles Zahlenwerk, das als Basis dient", so O'Hara-Jung. "Es geht da um Wahrsagerei", höhnte Klaus Coy (FDP). Er hält das Mittelschulbeispiel für falsch: "Wir hätten mit anderen Zahlen auch keine Mittelschule." Zudem fragte Coy nach Referenzen des Instituts: "Ist das woanders eingetroffen, was sie vorhergesagt haben?" Markus Rainer (Die Grünen) hätte den Auftrag indes gerne auf die Ermittlung von Siedlungsflächen ausgeweitet. "Sie sollten das gesamte Gemeindegebiet untersuchen."

So ging es noch einige Male hin und her im Gemeinderat. Die CSU-Fraktionsvorsitzende Brigitte Böttger plädierte irgendwann für eine Vertagung des Themas. "Ich habe das Gefühl, dass wir im Trüben fischen", resümierte denn auch Bürgermeister Schäfer und ließ abstimmen. Zunächst über den vorliegenden Beschlussvorschlag, die Untersuchung sofort durchführen zu lassen. Der wurde mit 9 zu 15 abgelehnt. Einer Vertagung des Themas stimmte das Gremium dann mit großer Mehrheit zu.

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