Gröbenzell:Wohnblock mit sieben Etagen

Wo heute am Bahnhof noch die alte Apotheke und das Kultlokal "Hexe" stehen, soll morgen alles moderner und größer werden. Die neuen Eigentümer aus Germering bringen nun eine Alternative zu zwei Einzelgebäuden ins Spiel

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Die alte Apotheke in der Kirchenstraße verfällt immer mehr. Für die benachbarte Kultkneipe "Die Hexe", als ehemalige Bahnhofswirtschaft eines der ältesten Gebäude Gröbenzells, endet in einem Jahr der Pachtvertrag. Längst fragen die Gröbenzeller, was dann aus dem Areal wird. Die neuen Eigentümer, die Brüder Fontein von der Germeringer Bauprojektentwicklungs-GmbH "Wohnform Wohnbau", wollen nun eine öffentliche Diskussion darüber anstoßen, wie der südwestliche Bahnhofsbereich in Zukunft aussehen soll. Dazu haben sie einen alternativen Entwurf angefertigt, der gegenüber dem, was der Bebauungsplan erlaubt, durch weniger Beton, mehr Grün und eine Aufenthaltsfläche im Freien besticht. Ganz nebenbei würde der neue Entwurf auch 1000 Quadratmeter mehr Wohnfläche schaffen. Mit sieben Etagen ist er auch höher.

Die Hexe

So wird das Areal aktuell genutzt.

(Foto: Günther Reger)

Nach den Vorstellungen der Brüder Frederic und Markus Fontein, den Geschäftsführern der GmbH, könnte ihr Bauprojekt in einem guten Jahr beginnen. Denn der Pachtvertrag für die ehemalige Bahnhofswirtschaft sowie die letzten Mietverträge enden im März 2019. Ein gutes Jahr später könnten die ersten Wohnungen und Büros bezogen werden. Zeit bedeutet in dem Fall schlicht Geld: Schließlich hat die Firma Wohnform Wohnbau die alte Apotheke bereits vor einigen Jahren erworben. Allerdings nicht mit dem Ziel, sie jahrelang immer weiter verfallen zu lassen. Der Plan war von Anfang an, das Grundstück neu zu bebauen und damit Geld zu verdienen. Das ist schließlich die Geschäftsgrundlage des "Bauträgers und Dienstleisters rund um die Immobilie", so die Beschreibung auf der eigenen Internetseite.

B-Plan Gröbenzell Hexe

Gemäß Bebauungsplan könnte fast die ganze Fläche versiegelt werden.

(Foto: Wohnform Wohnbau/OH)

Ende 2016 haben die Brüder dann auch das Grundstück der "Hexe" gekauft. Theoretisch könnte nun das gesamte Areal in einem Rutsch bebaut werden. Es gibt jedoch ein Problem: Bislang besitzen sie nur für den vorderen Bereich, dort wo die Apotheke stumm vor sich hin verfällt, einen genehmigten Bauantrag. Würde man diesen gemäß dem 2013 erstellten Bebauungsplan auf das gesamte Areal ausweiten, käme dabei ein Entwurf heraus, der praktisch die gesamte Fläche zubetoniert: auf einem eingeschossigen Bau, der für Gewerbe vorgesehen ist, stehen zwei Gebäude, darunter befindet sich eine Tiefgarage. In den ebenerdigen Räume sind 1200 Quadratmeter Gewerbeflächen vorgesehen, darüber 1800 Quadratmeter für Wohnungen.

B-Plan Gröbenzell Hexe

Dennoch böte der obige Entwurf gegenüber diesem Alternativvorschlag weniger Raum.

(Foto: Wohnform Wohnbau/OH)

Diese mögliche Art der Bebauung habe den "Charme der Achtzigerjahre" und sei inzwischen überholt, erklärt die PR-Beraterin der GmbH, Christiane Pfau. Sie wurde von den Brüdern eigens engagiert, um den Alternativentwurf in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Fonteins, die selbst in Gröbenzell aufgewachsen sind und dort auch schon etliche Bauprojekte verwirklicht haben, ergänzen, dass sie gerne, etwa an der Stelle wo jetzt noch der Hexen-Biergarten auf die ersten lauen Abende wartet, auch in Zukunft einen Platz mit einer gewissen Aufenthaltsqualität für die Gröbenzeller anbieten möchten. Diese Überlegungen sowie die Bebauung in der näheren Umgebung waren letztlich die Grundlagen für den alternativen Entwurf, der nun an die fünf größeren Vereine in Gröbenzell sowie an alle Gemeinderäte geschickt worden ist.

Die Lösung ist simpel und lautet, höher statt breiter zu bauen. Mit sechs statt vier Stockwerken bleibt auf dem Areal genug Freifläche für einen begrünten Vorplatz, vielleicht mit Spielelementen, einer Wasserfläche oder, so Pfau, "man könnte die Idee der Hexe noch einmal neu denken". Die Aufteilung in Wohn- und Gewerbeflächen folgt der Bahnlinie: Der hintere, nördliche Bereich ist für Gewerbe vorgesehen, die Vorderseite mit Südausrichtung und Blick auf die kleine Grünanlage für die Wohnungen. Mit insgesamt 4000 Quadratmeter schafft dieser Alternativentwurf auf weniger Fläche ein Drittel mehr Raum.

Damit dieser Entwurf realisiert werden kann, müsste allerdings der Gemeinderat zuerst den Bebauungsplan ändern. Mit ihrem Vorstoß, beide Entwürfe unter einigen Gröbenzellern publik zu machen, hoffen die Fonteins auf eine rege Debatte und darauf, dass in der Folge genau das passiert. Dafür gäbe es auch gute Argumente, etwa die angespannte Wohnraumsituation oder eben das viele Grün. Allerdings gibt es in der ganzen Geschichte auch noch eine Unwägbarkeit: die Hexe. Als eines der ältesten Gebäude Gröbenzells ist sie emotional behaftet, bereits in den Neunzigerjahren hatte eine Bürgerinitiative ihren Abriss verhindert. Und jetzt gibt es einen Beschluss des Gemeinderates, eine Erhaltungssatzung aufzustellen. Der wurde allerdings nie umgesetzt. Sollte das geschehen, wollen die Brüder Fontein dagegen klagen.

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