Gröbenzell:Wider das Schubladendenken

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Im Bürgerhaus ist die Ausstellung mit Erinnerungen an die 25-jährige Geschichte der UWG zu sehen, die Bürgermeister Martin Schäfer (rechts) eröffnete. (Foto: Günther Reger)

Die Unabhängigen Wähler Gröbenzell begehen ihren 25. Gründungstag mit einer Ausstellung im Bürgerhaus

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Schäfer, Schäfer und nochmals Schäfer auf dem riesigen Wahlbanner von 2014 und auf den Ausstellungstafeln im Foyer des Gröbenzeller Bürgerhauses. Dass Bürgermeister Martin Schäfer, 52, der dominierende Kopf bei der Ausstellung "25 Jahre UWG", also der Unabhängigen Wählergemeinschaft, ist, überrascht die 30 Gäste bei der Ausstellungseröffnung nicht. "Ich kenne ihn noch als Bub", sagt die 82-jährige Magdalena Ziegler, die, auf ihren Rollator gestützt, die Ausstellung anschaut. "Natürlich habe ich ihn auch gewählt."

Vor drei Jahren setzte sich Martin Schäfer in der Bürgermeister-Stichwahl gegen Thomas Breitenfellner (CSU) durch, die UWG errang bei der Kommunalwahl vier Mandate im Gemeinderat. Bis dahin war Schäfer Einzelkämpfer in dem Gremium gewesen. Mehr als zwei Gemeinderäte hatte die UWG in Gröbenzell nie.

Wäre Schäfer im ersten Wahlgang gescheitert, hätte es damals sicherlich an seiner markanten Nackenlanghaarfrisur gelegen, die dem Betrachter beim Ausstellungsrundgang sofort ins Auge sticht. "Ich wollte gewählt werden, wie ich war", meint Schäfer heute zu diesem äußerlichen Detail. Dazu gehörte auch sein Sankt Pauli-T-Shirt mit dem Totenkopf vorne drauf. "Wie der rumläuft, war ein Thema bei der Wahl", erinnert Schäfer bei seiner kurzen Ansprache zur Ausstellungseröffnung. Der Einzug in die Stichwahl klappte 2014 trotz angeblicher äußerlicher Defizite des Kandidaten. "19 Stimmen vor dem SPD-Kandidaten waren es damals", sagt der amtierende Bürgermeister. "Das war knapp, sehr knapp sogar."

Seine Frisur hat Schäfer, der der CSU nach mehr als 50 Jahren das Bürgermeister abgejagt hat, bekanntlich korrigiert, aber die geliebte Jeans als Beinkleid trägt er immer noch.

Schäfer kam erst 2007 zur UWG. "In den anderen Parteien wurde mir zu sehr in Schubladen gedacht", begründet er seine damalige Entscheidung, sich den Unabhängigen anzuschließen. Dem historischen Teil der UWG sind nur zwei Stelltafeln gewidmet. Christa Spangenberg steht zwischen den Ausstellungstafeln. Sie und Hans Schmid waren 1991 aus der CSU-Fraktion ausgetreten und hatten ein Jahr später die Unabhängigen Wähler Gröbenzell gegründet. Spangenberg trat als unabhängige Bürgermeisterkandidatin an. Besonders Spangenberg, die später auch Kreisvorsitzende des Bund Naturschutzes gewesen war, hatte in Sachen Umweltschutz immer wieder Meinungsverschiedenheiten mit ihren CSU-Kollegen, die die Mutter von sechs Kindern damals als "Öko-Christa" schmähten.

Die ehemalige UWG-Gemeinderätin ist kürzlich mit 76 Jahren für die Grünen in den Gröbenzeller Gemeinderat nachgerückt. Die UWG hatte sie 2014 bei der Kommunalwahl "nicht mehr gefragt, ob sie kandidieren will", so Spangenberg, so landete sie auf der Grünen-Liste. Schon vor der Wahl 2008 gab es Spannungen zwischen Spangenberg und Schäfer, so dass die UWG vor der Auflösung stand. Spangenberg kandidierte weit unten auf der Liste, wurde jedoch von den Wählern auf Platz zwei hinter Schäfer vorgehäufelt.

CSU, UWG und Grüne - da hätte für Spangenberg bei ihrer Tour durch die Parteienlandschaft nur noch die SPD gefehlt. Doch die kam für sie nicht in Frage. Die SPD wiederum verkörperte bei der Ausstellung Peter Falk. Der Gröbenzeller Gemeinderat erinnert sich gut an alle historischen Details in der Gemeindepolitik. Auch an die "Arroganz der CSU", wie er sagt, die zur Gründung der UWG geführt habe. "Die Zusammenarbeit mit der wertkonservativen UWG ist gut", sagt Falk, der an diesem Abend mit Schäfer sehr vertraut plaudert.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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