Gröbenzell:Wachstumsprognose

Laut einer Studie kann die Einwohnerzahl der Gemeinde bis zum Jahr 2032 auf 26 000 ansteigen

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Lediglich moderat ist die Gröbenzeller Bevölkerung in den vergangenen Jahren gewachsen: In der Zeit von 2000 bis 2016 um 1600 Personen auf eine Gesamtzahl von 20359. Dieses vergleichsweise geringe Bevölkerungswachstum hat mit der weitgehend ausgeschöpften Ausweisung neuer Baugebiete zu tun. Gröbenzell könnte jedoch bis zum Jahr 2032 allein durch die Schließung von Baulücken und Nachverdichtung theoretisch um 5300 Personen wachsen, ohne dass neues Bauland ausgewiesen wird. Weiteres Bevölkerungswachstum in den kommenden 15 Jahren ergibt sich aus Generationenwechseln, also Sterbefällen, die bisher offenbar zu massenhaft leer stehenden Häusern und Wohneinheiten geführt haben. Der zweite Bürgermeister und Vorsitzende des Bauausschusses, Martin Runge, taxierte diese auf eine "deutlich dreistellige Anzahl".

Bürgermeister Martin Schäfer kalkulierte mit etwa 200 leer stehenden Häusern und rechnete dem Gemeinderat daraus ein zusätzliches Einwohnerwachstum von 800 Personen vor. Die Ursachen für die Leerstände sind offenbar vielfältig. Andre Krimbacher, der zusammen mit Christian Rindsfüßer vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München und dem Institut SAGS die Studie zur Bevölkerungsprognose vorgestellt hat, mutmaßte, dass "auf höhere Baulandpreise" spekuliert werde oder die Kinder und Erben sich nicht einigen könnten. Für Runge sind auch "emotionale Gründe" für den Leerstand verantwortlich. "Die Mutter ist erst fünf Jahre tot und die Kinder wollen deshalb das Haus noch nicht verkaufen", hat Runge in Erfahrung gebracht. Auch könnte es sein, dass man den Vater oder die Mutter probeweise im Altersheim unterbringt und sich die Option für eine Rückkehr ins Eigenheim offenlässt. Runge sicher: "Es gibt ein Riesentableau von Begründungen für die Leerstände."

Die Experten haben das Einwohnerpotenzial bestehender Baulücken auf 1650 Personen hochgerechnet. Nachverdichtungen auf vorhandenen Grundstücken könnten theoretisch sogar 3650 Personen Wohnraum verschaffen. "86 Prozent aller Baulücken liegen in Gebieten mit Gartenstadtmerkmalen", berichtete Krimbacher, also auf Grundstücken von Einzelhäusern mit begrünten Freiflächen. Der Zuwachs von 5300 Personen bis 2032, wäre das theoretische Maximum, was zu erwarten wäre. Realistisch sei jedoch die Annahme, dass "41 Prozent des Potenzials ausgeschöpft werden", so Krimbacher. Lege man den Wachstumstrend von 2013 bis 2016 zugrunde, würde sich die Bevölkerung Gröbenzells bis 2032 durch Schließung von Baulücken und durch Nachdichtung lediglich um etwa 2200 Personen erhöhen. Grundlage dieser Prognose ist auch die Annahme, dass pro Jahr zwei Prozent der Baulücken bebaut und jährlich drei Prozent des möglichen Nachverdichtungspotenzials umgesetzt werden. Eine Auswertung der Bauanträge der vergangenen Jahre habe ergeben, dass bei einer Nachverdichtung pro Grundstück eine Nettozuwanderung von 2,8 Einwohnern stattfindet.

Die Untersuchung förderte auch zu Tage, dass sich nur drei Prozent der Baulücken im Eigentum der Gemeinde befinden und damit der Einfluss der Kommune auf künftige Bauland- und Immobilienpreise oder zu erwartende Mietpreisegering ist. Die Studie habe jedoch die Anzahl der Baulücken und nicht die Anzahl der Flächen, die sich im Gemeindebesitz befinden ermittelt, wie Bürgermeister Schäfer zum Beispiel für die Bahnhofstraße reklamierte.

Das größte Bevölkerungswachstumspotenzial für Gröbenzell bis 2032 sahen die Experten deshalb im sogenannten Generationenwechsel. Wenn also ältere Menschen, die allein oder zu zweit in größeren Häusern und Wohneinheiten leben, sterben und im besten Fall Familien nachziehen. Pro Wohneinheit wurde dabei in der Untersuchung ein Zuzug von 2,5 Personen angenommen, was pro Jahr einen Wanderungszuwachs von 223 bis 326 Personen bedeuten würde. Zusammen mit dem Wachstum durch die Schließung von Baulücken und die Nachverdichtung kam die Studie so auf ein theoretisch mögliches Wachstum von 346 bis 413 Personen pro Jahr. Gröbenzell hätte dann in 15 Jahren etwa 26 000 Einwohner - aber eben nur wenn der Generationenwechsel und damit die Beseitigung der Leerstände, stattfände.

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