Gröbenzell:Verstimmung bei den Grünen

Bei einer Beratung der Fraktion sprechen sich vier der fünf Gemeinderäte gegen eine Bewerbung von Martin Runge als Bürgermeisterstellvertreter in Gröbenzell aus. Nun soll die Basis den parteiinternen Konflikt lösen

Von Gerhard Eisenkolb

Unter Parteimitgliedern und Anhängern der Grünen in Gröbenzell gibt es einen gewissen Unmut gegen den ehemaligen Landtagsabgeordneten und Gemeinderat Martin Runge. Diese Missstimmung hat kürzlich in einer Sitzung der neuen Gemeinderatsfraktion ein Ventil gefunden. In dieser berieten die fünf Mitglieder über die Bewerbung Runges für das Amt des Zweiten Bürgermeisters in der konstituierenden Gemeinderatssitzung Anfang Mai. Nach SZ-Informationen, die von mehreren Grünen bestätigt wurden, lehnten vier der fünf Kommunalpolitiker den Vorschlag ab, den ehemaligen Abgeordneten bei der Wahl des ersten Stellvertreters von Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) ins Rennen zu schicken.

Mit diesem eindeutigen Votum ist für die Gröbenzeller Grünen dieses Thema noch nicht abgehakt. Anstelle der Fraktion sollen nun die Parteimitglieder am kommenden Sonntag festlegen, welcher der fünf Gemeinderäte sich für welches Stellvertreteramt bewerben soll. Da der Gemeinderat über die beiden Bürgermeisterstellvertreter in geheimer Wahl abstimmen wird, handelt es sich bei einer solchen Vorfestlegung nur um eine unverbindliche Empfehlung. Und es gilt nicht als sicher, dass die Basis Runge das zugestehen wird, was ihm die neue Fraktion verweigert. Die Debatte soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden. Auch das gilt als Indiz für eine angespannte Situation.

Einen weiteren Punkt, der in diesem Zusammenhang unter den Grünen einen "gewissen Widerstand verursacht", spricht Ortsvorsitzender Walter Voit offen an. Er hält es für problematisch, dass nach der Kommunalwahl nicht der Bürgermeisterkandidat Daniel Holmer mit dem Stellvertreterposten belohnt werden solle, sondern Runge. Um zu ergänzen: "Wir hätten uns gefreut, wenn Runge zum Bürgermeister kandidiert hätte." Aber das habe er zur Enttäuschung der Grünen nicht getan.

Bei den Grünen wird nicht nur über mögliche Bürgermeisterstellvertreter diskutiert, sondern auch über die Frage, wer künftig den Ortsverband führen soll. Ende Mai steht nämlich die Wahl eines neuen Vorstands an. Einer der beiden Vorsitzenden, Walter Voit, tritt nicht mehr an. Voit hatte dies schon vor einiger Zeit angekündigt. Nur befindet sich der Ortsverband nun in einer Phase, in der er sich neu finden muss. Auch dies hat, was Voit bestätigt, zum Teil mit Runge zu tun.

"Wir sind grundsätzlich alle dabei, uns neu zu sortieren", bekennt auch der unterlegene Bürgermeisterkandidat und neue Gemeinderat Daniel Holmer. Nach dem von rund zehn Mitgliedern bis an die Belastungsgrenze geführten Wahlkampf sind laut Holmer einige Dinge aufzuarbeiten. Der Spitzenkandidat spricht von "kleinen Fehlern" und "persönlichen Verstimmungen". Mehr will er nicht sagen. Holmer zeigt sich optimistisch, dass es gelingen werde, diese Dinge zu "heilen". Die laut SZ-Informationen intern geäußerten Kritik, Runge habe den Landratskandidaten Markus Rainer und ihn, den Gröbenzeller Bürgemeisterkandidaten, nicht ausreichend unterstützt, teilt Holmer nicht. Seine Version lautet: "Es wäre sicherlich möglich gewesen, dass Runge mehr gemacht hätte."

Holmer ist neben Voit der zweite Ortsvorsitzende. Eine erneute Kandidatur hält er sich offen. Es sei noch nichts entschieden, sagt er. Laut Holmer ist noch keine Tendenz zu erkennen, welche Doppelspitze, die im Idealfall aus einer Frau und einem Mann bestehen sollte, künftig die Gröbenzeller Grünen führen wird.

Von Martin Runge war am Mittwoch und am Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten. Schon seit dem Wahlsieg von Martin Schäfer(UWG) wird darüber spekuliert, dass der neue Bürgermeister Runge zu seinem ersten Stellvertreter machen will. Bestätigt haben dies bisher weder Schäfer noch Runge. Allerdings gibt es Gemeinderäte, wie Michael Leonbacher (FW), die offen aussprechen, dass dies kein Geheimnis sei. Den Posten des Zweiten Bürgermeisters beansprucht nach wie vor die CSU und begründet dies damit, trotz der Niederlage nach wie vor stärkste Fraktion im Gemeinderat zu stellen. Die CSU schlägt Andreas Berger für diesen Posten vor. Die SPD will, dass Axel von Walter Dritter Bürgermeister wird.

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