Gröbenzell:Szenen aus dem Unruhestand

Christian Ude

Seine eigenen Fehler nimmt Christian Ude genauso aufs Korn, wie die der anderen.

(Foto: Günther Reger)

Christian Ude zeigt sich in Gröbenzell facettenreich

Von Julia Kiemer, Gröbenzell

Wie es denn eigentlich so läuft in seinem Ruhestand hat Christian Ude am Donnerstagabend im Stockwerk erzählt. Aber welcher Christian Ude denn eigentlich? Der Kabarettist oder der Politiker? Hat er doch erst vor einem Jahr sein Amt als langjähriger Oberbürgermeister Münchens niedergelegt. Vielleicht aber auch der Pensionär, der das Publikum an seinen ersten Schritten im Ruhestand teilnehmen lässt? Die Wahrheit ist, dass es ein Ude mit all seinen Facetten ist: Die Facetten des Kabarettisten, verwoben mit den Erfahrungen aus der Politik und aus dem Leben. Ude betritt die Bühne und wirkt sofort entspannt. Vor fast einem Jahr war er noch Oberbürgermeister der "Kulturstadt München", wie er sagt, jetzt, verkündet er, widme er sich aus vollem Herzen seinem "Unruhestand".

Er verstehe diesen keineswegs als "schwarzes Loch der Sinnfragen", wie manche seiner Journalistenfreunde annehmen. Und es scheint tatsächlich eher so, als wäre er sehr glücklich darüber, sich den schönen Dingen des Lebens - wie dem Kabarett - zu widmen und so manche lästige Pflicht vergessen zu können. Dabei fällt ihm ein Reim des ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel ein. "Des Bürgermeisters täglich Brot ist der Hundekot". Die gebannte Stille im vollen Stockwerk schlägt sofort in schallendes Gelächter um. Wenn er erzählt, wie wunderbar es sei, damit nichts mehr zu tun zu haben, nimmt man ihm das sofort ab.

Mit Wortwitz nimmt sich Ude gerne selbst auf den Arm. So erklärt der Altbürgermeister, er würde - jetzt da er Zeit hat - Vorträge über die Einhaltung von Zeit- und Kostenrahmen bei Bauprojekten halten, die besonderes in den Stadtstaaten des Landes besonders gut ankämen. Wenn diese nur auf die schlauen Ratschläge der Bayern hören würden, würden weder das Budget noch der Zeitplan überschritten - wie man beispielsweise an dem Transrapidvorhaben in München sehen könne. Ausschlaggebend für den Erfolg eines Großprojekts sei eben nur, dass es auf keinen Fall einen Baubeginn gibt. Dem Publikum gefällt der authentische Ude, der auch über die eigenen Misserfolge spricht. Er kann über sich selbst lachen und zeigt, dass längst nicht alles perfekt sein muss.

Und er erzählt, wie aus einem Türkeibesuch "hinter der Welt", wie er es nennt, Jahrzehnte später eine Beraterstelle bei der Planung eines Istanbuler Messegeländes wurde. Das lehre einen mehr als so mancher Integrationsvortrag, so der Kabarettist. Christian Ude verwebt dieses heikle Thema in eine wunderbare Geschichte, die zeigt, wohin zufällige Begegnungen oder auch Beziehungen führen können.

Durch seine gewandte Ausdrucksweise und mit viel Ironie gewährt Ude den Zuschauern amüsante Einblicke in sein früheres Leben als Bürgermeister, aber auch in seine Jugend und jetzt seinen Ruhestand. Die Details lässt er dabei nicht aus. Und genau das macht ihn menschlich und authentisch. Ob seine geliebten "Löwen" oder die Kollegen von Kirche oder Politik: jeder bekommt bei Ude "sein Fett weg". Außer die Mama. Wenn auch witzig umrahmt, zollt Ude seiner verstorbenen Mutter in seinen Erzählungen großen Respekt und Anerkennung. Es ist am Ende also vor allem der Mensch Christian Ude, der da in Gröbenzell zu sehen war.

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