Gröbenzell:Skeptische Stimmen in der Konzertsaal-Debatte

Kommunalpolitiker bestreiten den Bedarf für eine Kulturstätte mit 300 Plätzen im Komplex des neuen Rathauses

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Braucht Gröbenzell ein Kulturhaus und soll ein solches Gebäude zusammen mit dem neuen Rathaus im Ortszentrum errichtet werden? Der Vorstoß des Gemeinderats Markus Rainer (Grüne), diese Option in die Überlegungen zum Abriss und Neubau des Rathauses einzubeziehen, hat Überlegungen dazu angestoßen, welche Versammlungs- und Kulturräume in der Gartenstadt überhaupt fehlen und wie groß der Bedarf ist. Erste Berechnungen der Bauverwaltung ergaben, dass aufgrund des Baurechts zumindest theoretisch die Möglichkeit besteht, an das künftige Rathaus einen zweiten Komplex für ein Kulturhaus anzubauen.

Kulturreferent Klaus Coy (FDP) und dessen Vorgängerin Brigitte Böttger, die Sprecherin der CSU-Fraktion, halten beide, wie sie auf SZ-Anfrage erklären, zusätzliche Versammlung- und Kulturräume im Zentrum für erforderlich. Hier endet aber die Übereinstimmung mit Rainer, dem Fraktionssprecher der Grünen, dessen Vorstoß im Gemeinderat umstritten ist. Auch Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) verhehlte nicht, dass er andere Prioritäten hat und er sich nicht noch mit einem weiteren Großprojekt beschäftigen will.

Von einem neuen Kultur- und Konzertsaal mit rund 300 Plätzen, was Rainer in der Sitzung ansprach, hält Böttger nichts. Sie verweist darauf, dass es in Gröbenzell schon zwei Räume dieser Größenordnung gibt. Das sind der Saal der Steiner-Schule und der Saal des Freizeitheims. Ein dritter solcher Saal sei unnötig. Dagegen braucht die Gemeinde laut Böttger einen anspruchsvollen Konzert- und Veranstaltungsraum für 600 bis 1000 Besucher samt Bühne und Ausstattung. Über ein Kulturhaus dieser Größe in der Freizeitanlage hatte der Gemeinderat nach der Jahrtausendwende bereits diskutiert, bis das Vorhaben in der Finanzkrise auf Eis gelegt wurde. Im Ortszentrum an der Rathausstraße favorisiert die CSU-Fraktionssprecherin ein anderes Projekt. Auf dem gemeindlichen Grundstück gegenüber der evangelischen Kirche, das ein Parkplatz ist, sollte ein "Bildungshaus" errichtet werden. Die Räume könnten Musikschule, Volkshochschule und Gröbenzeller Forum nutzen. Einen Gebäudekomplex aus Gemeindeverwaltung und Kulturhaus findet die CSU-Politikerin überdimensioniert. Zudem spreche die Erschließung über die Kirchenstraße gegen den Standort. Mit geschätzten Kosten von zehn Millionen Euro ist Böttger das Kulturhaus auch zu teuer.

Kulturreferent Klaus Coy (FDP) ist nicht generell gegen eine Erweiterung des Rathauses um kleinere, für Bildungszwecke und Veranstaltungen zu nutzende Säle. Der Liberale bezeichnet aber ein Kulturhaus mit einem Konzert- und Theatersaal für 300 Besucher als Kompromiss, der nichts bringe. Ein derart kleines Kulturanhängsel sei nicht sinnvoll. Der Kulturreferent verweist auf den Mangel an Schulungsräumen im Bürgerhaus. Zwischen einem Raum für 15 Personen und dem Bürgerhaussaal, in dem maximal 150 Besucher Platz finden, gebe es nichts. Coy hält es für denkbar, in einem Trakt des Rathauses auf 600 bis 700 Quadratmetern mehrere kleinere Räume für Kultur, Erwachsenenbildung und Vereinszwecke unterzubringen. Markus Rainer geht es in der von ihm angestoßenen Diskussion um die Klärung von drei Fragen: den Standort des Kulturhauses, dessen Finanzierung, die er wegen der günstigen Zinsen über Kredite für möglich hält, und um die Frage, ob die Gemeindeverwaltung über das Personal und die Kapazitäten verfüge, ein solches Vorhaben jetzt zu stemmen.

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