Gröbenzell:Reise in die Vergangenheit

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Bei ihrem Konzert in der Rudolf-Steiner-Schule spielt das La Folia Barockorchester Werke aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. (Foto: Johannes Simon)

Das La Folia Barockorchester zu Gast in Gröbenzell

Von KLAUS MOHR, Gröbenzell

"Zu Gast bei Hofe" hätte das Motto des Abschlusskonzerts der Gröbenzeller Konzertreihe am Samstag in der Rudolf-Steiner-Schule mit dem La Folia Barockorchester unter der Leitung des Konzertmeisters Robin Peter Müller heißen können. Die 15 Musiker entführten ihre Zuhörer an den Dresdner Hof in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, indem sie Kompositionen von dort tätigen Musikern wie Johann David Heinichen und Johann Adolf Hasse zu Gehör brachten. Es erklangen aber auch Werke von Antonio Vivaldi, der mit den Stilmitteln italienischer Musik Inspirationsquelle und Impulsgeber für den Hof an der Elbe war. Die Musik stand beeindruckend für festlichen Glanz und ließ einen Eindruck vom Reichtum am Dresdner Hof lebendig werden. Das La Folia Barockorchester musizierte in einer historisch informierten Aufführungspraxis. Die historischen Instrumente hatten Darmsaiten bei den Streichern. Vibrato spielte als Ausdrucksmittel kaum eine Rolle, dagegen kam der flexiblen Bogenführung mit den Barockbögen große Bedeutung zu. Die zwei Hörner hatten keine Ventile, so dass damit ausschließlich die Töne der Naturtonreihe musiziert werden konnten.

Die vier Solokonzerte im Programm folgten alle einer dreisätzigen Anlage mit zwei raschen Ecksätzen, die den langsamen Mittelsatz umschließen. Zunächst erklang ein Concerto in e-Moll für zwei Oboen, Streicher und Basso continuo des Dresdner Hofkapellmeisters Johann David Heinichen. Die Solisten musizierten im Kopfsatz von Anfang an mit und bereicherten damit die Klangfarbe der Streicher im Tutti. In den solistischen Abschnitten nahmen sich die Streicher ganz zurück, wodurch sich der warme Ton der Barockoboen ausgezeichnet entfalten konnte. Im Adagio-Satz ergaben sich Melodiebögen bei den Oboen durch die schöne Phrasierung, oft sekundiert von einem durchlaufenden Puls in den tiefen Streichern. Dynamische Unterschiede gab es im Finalsatz durch die Kontrastierung von Tutti- und Solopassagen.

Im zweiten Concerto von Heinichen waren zwei Hörner als Soli vorgesehen. Der begrenzte Tonvorrat dieser Instrumente bestimmte von Anfang an die Motivik: So war die Grundlage des Eingangssatzes eine Jagdthematik, die den Hörer angesichts der schmetternden Hörner in eine Jagdszene versetzte. Das dritte Solokonzert von Heinichen war insofern eine Besonderheit, als die Musiker dieses Stück erst kürzlich wieder aus den Quellen für die musikalische Praxis erschlossen und am Tag zuvor sozusagen zum zweiten Mal uraufgeführt hatten. Hier überraschte die große Vielfalt an sehr virtuosen Spielfiguren in der Solostimme, die darauf zurückzuführen war, dass die Bauweise der Violine in der Entstehungszeit des Werkes bereits weitgehend abgeschlossen war. Im Violinkonzert von Antonio Vivaldi "Der Großmogul" erklang ein Mittelsatz, der von Vivaldi in der Uraufführung improvisiert und später vom Dresdner Konzertmeister Johann Georg Pisendel zu Papier gebracht worden war. Er mutete wie ein Stück veritable Zigeunermusik an, die Begleitung erinnerte an die eines Cymbalons.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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