Gröbenzell:Rasant und akribisch

TiG Gröbenzell inszeniert Hitchcocks "Die 39 Stufen"

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Leicht macht es Regisseur Johannes Schindlbeck seinen Schauspielern sicher nicht. Und es treibt ihm ein verschmitztes Lächeln aufs Gesicht, wenn er davon erzählt, wie akribisch er bei den Proben arbeiten lässt und dabei versucht, alles aus seinen Akteuren rauszuholen. "Es kann schon mal vorkommen, dass wir an einer halben Seite drei Stunden arbeiten bis alle zufrieden sind", erzählt Schindlbeck, "aber man kann nichts erzwingen. Es geht darum zu schauen, was geht. Und wenn etwas nicht geht, dann muss man Lösungen suchen". Gerade bei der Inszenierung, die er aktuell mit dem Ensemble des TiG Gröbenzell einstudiert sei diese Arbeit besonders wichtig. "Es ist eine Gratwanderung, weil das Stück viel mit Klischees und Slapstick-Elementen spielt. Da muss alles stimmen, damit es gelingt die Stimmung einzufangen und zu transportieren." Wie ihm und den Schauspielern dieser Balanceakt gelingt, können die Besucher von diesem Freitag an im Bürgerhaus Gröbenzell selbst erleben. Dort feiert um 20 Uhr die Inszenierung von "Die 39 Stufen", nach einem Film von Alfred Hitchcock Premiere.

Das Stück ist ein rasanter Roadmovie kreuz und quer über die britische Insel, von London bis in die schottischen Highlands. Eine mysteriöse Agentin wird in der Wohnung des Gentlemans Richard Hanny ermordet. Der muss anschließend nicht nur seine Unschuld beweisen, sondern gleich auch noch ganz England retten - viele falsche Fährten, Geheimnisse, Situationskomik und auch Romantik inklusive. Um das Lebensgefühl der "Roaring Twenties", von denen das Stück lebt, authentisch zu transportieren, gibt es nicht nur Originalkostüme, sondern auch Livemusik von einer Klavierspielerin.

Schon bei der Auswahl ihrer Stücke zeigt sich, wie akribisch Schindlbeck vorgeht. "Ich habe mir extra eine CD-Sammlung des Pianisten Scott Joplin gekauft und sie komplett durchgehört. Für eine Szene mit einer Verfolgungsjagd im Auto habe ich dann genau ein Stück gefunden - einen Ragtime -, das mir gefallen hat, weil man die Geschwindigkeit, das Stop-and-go und das Hupen der Fahrzeuge heraushört. Als Grundbühnenbild hat sich der 47-Jährige für alte Koffer aus den Dreißigerjahren entschieden. Sie zusammen zu bekommen, hat auch einiges an Zeit und Mühe gekostet.

Auch wenn die Proben noch laufen und der Regisseur noch nicht mit allen Übergängen des rasanten Stückes zufrieden ist, macht ihm die Arbeit mit seinen Schauspielern, die er bereits bei der vergangenen Inszenierung des TiG kennengelernt hat, große Freude. "Am Schluss, bei den letzten Proben, tut sich meistens noch einmal richtig viel. Es ist eben etwas anderes, ob das Bühnenbild steht und die Schauspieler ihre Kostüme haben oder ob man sich alles vorstellen muss. Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir hier arbeiten", sagt Schindlbeck. Wie man mit Schauspielern richtig umgeht und das Beste aus ihnen rausholt, hat Schindlbeck bei seiner Ausbildung zum Theaterpädagogen gelernt. Und eines, das wird im Gespräch mit ihm schnell klar, ist sicher: Weder Besucher noch Schauspieler werden sich bei der Inszenierung langweilen.

"Die 39 Stufen", Inszenierung des Theater TiG in Gröbenzell, Großer Saal des Bürgerhauses. Premiere am Freitag, 19. Februar, von 20 Uhr an. Weitere Termine: 21., 26., 27. und 28. Februar sowie 4.,5.,6., 11.,12. und 13. März. Beginn freitags und samstags um 20 Uhr und sonntags um 17 Uhr. Der Eintritt kostet 12 Euro, Karten unter 0152/34 79 02 18

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