Gröbenzell:Meisterin der legendären Hammond-Orgel

Barbara Dennerlein gilt für viele als weltweit beste Musikern an ihrem Instrument. An diesem Samstag gastiert sie in Gröbenzell. Das Konzert ist der Auftakt der neuen, hochkarätigen Jazz-Reihe im Stockwerk

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Wer eine neue Musik-, Literatur oder Theater-Reihe etablieren will, der braucht vor allem eines: einen guten Ruf und viele Besucher. Die zu bekommen ist angesichts der zahlreichen kulturellen Angebote heute gar nicht so einfach: In fast jeder Sparte gibt es mittlerweile im Landkreis an einem der großen Häuser eine eigene Reihe, die ihr Publikum gefunden hat. Dennoch hat sich Manfred Frei, der jahrzehntelange Erfahrung als Veranstalter hat, entschlossen, gemeinsam mit Thomas Breitenfellner im Stockwerk eine Jazz-Reihe zu starten. Für den Erfolg sollen neben Freis Name vor allem die absolut hochwertigen Musiker sorgen, die im Stockwerk präsentiert werden. Mit Barbara Dennerlein wird die Reihe nun am Samstag von einer der wenigen deutschen (Jazz-)Musikerinnen eröffnet, die international zur Spitze ihres Fachs gehören.

Ja, man darf Dennerlein sogar getrost als weltbeste Hammond-Organistin bezeichnen - jenem legendären Instrument mit dem unverwechselbaren Klang, das in keiner Band der Sechziger- und Siebzigerjahre fehlen durfte. In dieser Zeit, 1979, hatte auch Dennerlein als 15-Jährige in den Schulferien ihren ersten Auftritt in einem Jazzclub. Zwar hat sich ihr Spiel bis heute weiterentwickelt, aber eines ist in all den Jahrzehnten gleich geblieben: ihre Leidenschaft. "Jazz bedeutet für mich Freiheit. Das ist auch eine Lebenseinstellung: Sich nicht einengen lassen, freigeistig sein. Für Jazzmusiker geht es nie um den finanziellen Erfolg, das wäre auch gar nicht möglich, sondern darum, das, was man tut, aus ganzem Herzen zu machen", erzählt Dennerlein. Ob sie irgendwann einmal darüber nachgedacht habe, diese Freiheit für finanzielle Sicherheit aufzugeben? "Das habe ich nie überlegt. Ich bin so überzeugt von dem was ich mache, dass ich nie den leichten Weg gehen wollte. Ich war nie bereit, Kompromisse einzugehen. Ich wollte immer ehrliche Musik machen und ich denke, das ist es auch, was das Publikum spürt."

Die vierte Jazz-Reihe im Landkreis

Mit All that Jazz @ Gröbenzell startet nun die vierte Jazz-Reihe im Landkreis. Die Reihen in Fürstenfeld (Jazz First), Germering (Jazz it) und Puchheim (Jazz around the World) bestehen mittlerweile alle erfolgreich seit mehreren Saisons. Das zeigt, dass es im Landkreis ein großes Publikum für das Genre gibt. In Gröbenzell sind für dieses Jahr insgesamt sechs Konzerte geplant: Nach Barbara Dennerlein an diesem Samstag, kommt am 2. Juni Adam Bałdych nach Gröbenzell. Der Pole gehört zu den besten Jazzgeigern der Gegenwart. Am 24. Juli ist dann das Franz-David Baumann-Quartett mit Conny Kreitmeier zu Gast. Die fünf Musiker spielen Modern Jazz auf höchsten Niveau. Markus Stockhausen, einer der wichtigsten deutschen Trompeter, ist am 8. Oktober zu hören. Ein musikalisches Abenteuer erwartet die Besucher dann am 26. November, wenn die Band "Blue" nach Gröbenzell kommt. Die vier Musiker sind bekannt für ihre halsbrecherischen Läufe und ihre gewagte Technik. Zum Abschluss gastiert am 21. Dezember mit Voicesintime einer der besten A-cappella-Chöre Deutschlands. Wenn die Reihe erfolgreich läuft, so der Veranstalter, soll sie dann im kommenden Jahr fortgesetzt werden, dann voraussichtlich sogar mit acht Konzerten pro Spielzeit. SZ

Nicht umsonst würden viele Jazzmusiker so lange auf der Bühne stehen, wie es nur irgendwie geht. "Wie lange ich das machen werde, kann ich noch nicht sagen", so die 51-Jährige, "allerdings merke ich, dass ich nicht mehr ganz so viel spielen will wie früher. Hammond-Orgel zu spielen ist körperlich sehr anstrengend, man schwebt ja quasi permanent mit vier Gliedmaßen in der Luft. Da braucht man irgendwann einfach mehr Ruhepausen".

Die Bedeutung von Reihen wie der in Gröbenzell für den Jazz kann man Dennerleins Meinung nach nicht hoch genug bewerten. "Es ist ja ein irrige Annahme, dass Jazz nur in ein paar Großstädten stattfindet. Der Jazz lebt schon immer von der Vielfalt, und da braucht es die vielen Veranstalter außerhalb, die etwas auf die Beine stellen".

Dass Jazz-Liebhaber im Speziellen und Fans von Dennerlein im Besondern ein sehr treues Publikum sind, davon kann die Organistin aus eigener Erfahrung berichten. Immer wieder bekomme sie mit, dass Leute Hunderte von Kilometern fahren, um ihre Konzerte zu besuchen. "Mit der Zeit gibt es Gesichter, die man dann immer wieder im Publikum entdeckt. Das ist ein wunderbares Gefühl, dafür bin ich auch sehr dankbar", sagt Dennerlein. Dabei sei es egal, ob sie in einem kleinen Club, einer Philharmonie oder einer Stadthalle auftrete.

Starnberg SBH, Konzert mit Barbara Dennerlein

Barbara Dennerlein hat mit ihrer Art, die Hammond-Orgel zu spielen, einen ganz eigenen Stil geprägt.

(Foto: Georgine Treybal)

Dass die Gröbenzeller Jazz-Reihe von Manfred Frei organisiert wird, spricht dafür, dass das Projekt schnell erfolgreich werden könnte. Frei, der seit 36 Jahren als Veranstalter tätig ist, hat nicht nur den Münchner Klaviersommer gegründet und für die Salzburger Festspiele und die Münchner Opernfestspiele gearbeitet, sondern auch mehrere Jazz-Reihen in der Region gegründet. Darunter die bis heute erfolgreiche Reihe "Jazz first" im Veranstaltungsforum und im vergangenen Jahr die Reihe in Starnberg. Jazz-Fans erwartet also auf jeden Fall ein Highlight.

"All that Jazz @ Gröbenzell", Konzert mit Barbara Dennerlein, Samstag, 30. April, von 20 Uhr an, Karten für 28,50 Euro sind unter www.stockwerk.de erhältlich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: