Gröbenzell:Leistungsschau zum Geburtstag

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Gröbenzeller Musikschule feiert auf dem Rathausplatz

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Es war ein schönes Bild, wie die Musikgruppen an der Bühne auf dem Gröbenzeller Rathausplatz Schlange standen und auf ihren Auftritt warteten. Das 50-jährige Jubiläum der Kreismusikschule animierte 14 Musikgruppen aus dem ganzen Landkreis, drei Stunden lang ihr erlerntes Können zu demonstrierten. "Es sind alle da, die kommen sollten", sagte Sigrid Malzacher und schaute auf ihren Programmablauf. Gerade war das Querflötenensemble von Musiklehrerin Bea Jüttner aus Mammendorf an der Reihe. Malzacher ist seit zwölf Jahren Vorsitzende der Kreismusikschule und zeigte sich ausgesprochen zufrieden, dass die Lehrer und Gruppenleiter das Jubiläum für einen Auftritt in der Öffentlichkeit nutzten.

Die Zuschauermenge auf den voll Bänken auf dem Rathausplatz bestand zumeist aus den Eltern und Familienmitgliedern der Kinder. Handys und Kameras wurden von ihnen dauerhaft gezückt, um die Kleinen aufzunehmen, was in dieser Penetranz schon wieder störend wirkte. Gefilmt wurde alles, vor allem auch die Kinder, die Bea Jüttner dabei hatte. Die zehn putzigen Fünf- und Sechsjährigen aus Gröbenzell trugen ein Geburtstagslied für die Musikschule vor, konnten stimmlich jedoch noch nicht ganz durchdringen. Schon besser war es beim Kühlschranklied. Linda hatte einen weißen Pappkarton als Kühlschrank um den Körper gelegt bekommen. "Ich bin das Schnitzel aus dem Kühlschrank", jubelte der fünfjährige Julian mit seinem gelben Schnitzelkarton um den Bauch los. Talisa war die Tomate, Josephine die Limonade und der fünfjährige Florian die Buttermilch. Mit allen ging der Kühlschrank spazieren, so der Text.

"Kinder brauchen die Kultur, die Musik, sonst stirbt ihre Seele", kommentierte Musiklehrerin Jüttner ihr leidenschaftliches Tun. Genauso engagiert sind Beatrix Baier, Thomas Waldherr und Dirigent Markus Münch, die das "Projektorchester" der Kreismusikschule leiten. Das ist ein Streichorchester mit Geigen und Celli. Sie brillierten auf der Gröbenzeller Bühne mit der Filmmusik zu Hitchcocks "Psycho" und mit "I'm Shipping up to Boston" von den Dropkick Murphys. Mit dabei auch der zehnjährige Leander Blau aus Eichenau, der jüngste Akteur im Orchester, der Cello spielt. "Meine Schwester spielt Geige", erzählt er, "da hat meine Mutter gesagt, spiel du doch Cello, das passt gut zu Dir."

An die 30 Kinder von zehn bis 17 Jahren aus vielen Landkreiskommunen gehören zum Projektorchester. "Das existiert seit fünf Jahren", erzählt Markus Münch. Geprobt wird in Eichenau in der Starzelbachschule. Das Projekt läuft ambitioniert ab. "Wir proben nur dreimal und dann kommt der Auftritt", so Musiklehrer Münch. Zumeist für ein Sommer- und ein Weihnachtskonzert. Drei Geigen und die Celli geben dem Orchester einen vollen Klang. Die Kinder und Jugendlichen sind überaus diszipliniert bei der Sache. "Das sind alles tolle Kinder", schwärmt auch Beatrix Baier von ihrem Ensemble. Die Musiklehrerin spielt als Unterstützung allein die dritte Geige im Orchester. "Sechs Proben wären sicherlich viel besser als drei", sagt Baier. Doch dafür reiche das Honorar der Musikschule nicht. Die Eltern zahlen zwar 47 Euro jährlich zusätzlich für ihre Orchesterkinder, aber zähle man die Ensemblestunden zusammen, käme für die drei Musiklehrer kaum mehr als der Mindestlohn heraus. Notengeld würde es auch nicht geben. Bisher bezahlt Cellist Thomas Waldherr das Notenmaterial aus eigener Tasche.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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