Gröbenzell:"Ich bin enttäuscht, dass die Geschichte verdreht wird"

Pfarrer

Gröbenzells evangelischer Pfarrer Stefan Pickart ist über die Entscheidung des Oekumenischen Sozialdienstes nicht glücklich.

(Foto: Privat)

Der evangelische Pfarrer Stefan Pickart über die Loslösung des Oekumenischen Sozialdienstes von der Diakonie

Von Karl-Wilhelm Götte

Der Oekumenische Sozialdienst Gröbenzell will seine Leitung auch mit konfessionslosen Mitarbeitern besetzen und hat sich deshalb in seiner Satzung ausdrücklich von der Diakonie der evangelischen Kirche losgesagt. Stefan Pickart, 51, Pfarrer der örtlichen evangelisch-lutherischen Zachäusgemeinde, stand bei der Mitgliederversammlung auf verlorenen Posten.

SZ: Fühlen Sie sich jetzt ausgegrenzt?

Pickart: Nein, das fühle ich mich nicht. Wir werden weiterhin konstruktiv vor Ort zusammenarbeiten.

Sie hatten bei der Versammlung keine Fürsprecher . . .

Mich hat die Art der Abstimmung enttäuscht. Es wurde nicht nach Enthaltungen gefragt. Ich weiß von mindestens einer Person, die sich enthalten wollte. Ebenso von mindestens einer weiteren, die sich schriftlich dagegen ausgesprochen hat, aber nicht da sein konnte.

Der Beschluss war einstimmig. Hat Sie das erstaunt?

Der Beschluss ist der Versammlung wie zuvor dem Vorstand sicherlich schwer gefallen. Aber es geht dabei um eine grundsätzliche Frage, die lautet: Will man Vollmitglied der Diakonie, also ein kirchlicher Verein sein oder nicht? Der Sozialdienst will kein kirchlicher Verein mehr sein. Damit habe ich kein Problem. Ich kann auch einen solchen Sozialverein mit voller Kraft unterstützen, da mir ja die soziale Arbeit am Herzen liegt. Die Historie sagte jedoch etwas anderes.

Inwiefern?

Schauen Sie auf die Internetseite des Sozialdienstes. Da steht die Geschichte. Der Gröbenzeller Sozialdienst ist damals aus dem Diakonieverein Puchheim-Gröbenzell hervorgegangen. Ich bin enttäuscht, dass die Geschichte verdreht wird und behauptet wird, die Kirchen hätten sich nicht viel um den Sozialdienst gekümmert.

Konnten Sie Einfluss nehmen auf die Entscheidung der Diakonie?

So gut wie nicht. Ich bin auch sehr spät in den Prozess einbezogen worden. Gesprochen habe ich mit der Diakonie, aber die Entscheidung konnte ich nicht beeinflussen, weil sie die Umsetzung von geltenden Staats- und Kirchenrecht ist.

Hat jetzt die evangelische Kirche den Makel der Rückständigkeit?

So wird es dargestellt. Ich empfinde das nicht so. Das hat mir auch bei der Versammlung nicht gefallen. Wenn es ein Verein der Diakonie ist, soll er auch von kirchlichen Menschen geführt werden.

Ist das noch zeitgemäß?

Ich meine Ja. Es hat sich bei der Diakonie schon sehr viel geändert. So müssen zum Beispiel bei der Diakonie Pflegerinnen und Pfleger inzwischen nicht mehr zwingend Mitglied einer christlichen Kirche sein. Von Menschen aber die in Führungsverantwortung stehen, wird dies erwartet. Ich finde es sinnvoll, dass eine kirchliche Einrichtung kirchlich geleitet wird oder sich eben nicht als eine solche bezeichnet.

Hat sie die Haltung der Caritas, die den Oekumenischen Sozialdienst jetzt als "assoziierte Organisation" betrachtet, gewundert?

Ich möchte das noch genau prüfen lassen, was das bedeutet. Aus meiner Sicht wäre es ein saubererer Weg gewesen, wenn der Sozialdienst, sich als Sozialverein unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes erklärt hätte.

Wie wird es vor Ort mit dem Sozialdienst und ihrer Zachäusgemeinde weitergehen?

Es wird sich nicht viel ändern. Wir werden weiterhin eng zusammenarbeiten. Wir werden auch zukünftig Spenden sammeln und Geld überweisen, aber auch dafür werben, dass sich Menschen dort engagieren. Zwei Vertreter im Vorstand des Sozialdienstes gehören der evangelischen Kirche an und sind bewusste Delegierte der Kirche. Der Informationsrückfluss unserer Vertreter dort in den Kirchenvorstand muss jedoch besser werden.

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