Gröbenzell:Graubrot und Griebenschmalz

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Gröbenzeller CSU lädt ehemalige Gemeinderäte zu Treffen ins Abriss-Rathaus ein

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Vom klassischen Graubrot mit Griebenschmalz im Rathausstüberl, zu dem Wein, Wasser und Bier kredenzt werden, sind die Gröbenzeller Gemeinderäte bei ihren internen gemütlichen Zusammenkünften nach den Sitzungen inzwischen abgekommen. Aus Nostalgie wurden bei einem Treffen der ehemaligen Gemeinderäte der CSU mit den Mitgliedern der amtierenden CSU-Fraktion vor Kurzem jedoch wie früher Schmalzbrote serviert. Kommen ehemalige Kommunalpolitiker im Rathaus zusammen, sollten zumindest die Tagesordnungspunkte an frühere Zeiten erinnern. Auf der Agenda standen deshalb Punkte wie "Besetzen von Stühlen", "Sektempfang" und "Foto-Shooting". Schließlich galt es, vor dem Umzug der Gemeindeverwaltung in angemietete Büroräume im Industriegebiet im Spätsommer, gemeinsam Abschied zu nehmen von einem vertrauten Ort, an dem seit der Gründung von Gröbenzell rund 60 Gemeinderäte der CSU an der Entwicklung der Gartenstadt mitgearbeitet haben.

Abriss und Neubau des Rathauses bestimmten denn auch den Inhalt der Gesprächsrunde im Sitzungssaal, zu der sich etwa zwei Dutzend ehemalige und aktive CSU-Mandatsträger einfanden. Im vertrauten Rathaussaal fühlten sich auch die Ehemaligen sofort in die Plicht genommen, stellte die Fraktionsvorsitzende Brigitte Böttger fest. Ein einhellig vorgebrachter Einwand lautete: Warum zieht die gesamte Verwaltung um, wenn es noch nicht mal eine Planung für ein neues Rathaus gebe. Zudem wurde für derart einschneidende Entscheidungen Transparenz in öffentlichen Sitzungen mit Einbindung der Bürger und der Anhörung von Experten gefordert.

Böttger erinnerte zudem daran, dass der Verlust des Bürgermeistersessels für die Christsozialen auch etwas Gutes habe. Hätte nämlich die CSU ein neues Rathaus realisiert, hätten die Gruppen, die nun über die Mehrheit verfügen, gerufen, die CSU wolle sich ein Denkmal setzen. Jetzt sei aus den gleichen Reihen zu hören, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter müssten zeitgemäßer werden. Und als Ergänzung: Hätte die CSU 55 Tiefgaragenparkplätze unter dem Rathaus gefordert, hätten die Grünen gewettert: Teufelszeug. Das ziehe den Verkehr ins Zentrum. Erfreulicherweise werde nun gerade das gefordert.

Eine Absage erteilte die Fraktionsvorsitzende einer "Fundamentalopposition", was CSU-Mitglieder aus Frust nach der Niederlage bei der Kommunalwahl vor einem Jahr gefordert hatten. So etwas schade dem Ort. Stattdessen will die größte Gemeinderatsfraktion kritisch begleiten, was die drei Bürgermeister von UWG, Grünen und SPD zustande bringen und in einigen Jahren urteilen. Außer Selbstlob, ein paar abgesenkten Bürgersteigen, der Erneuerung eines acht Meter langen Fahrradstreifens und zwei Luftpumpen an der Bahnhofsunterführung sei noch nicht viel passiert, lautete Böttgers Urteil.

Mit einem Appell endete Brigitte Böttgers Rede: "Zerfleischen wir uns nicht selber", sagte sie in Anspielung auf die parteiinternen Auseinandersetzungen vor der Kommunalwahl. Die Gröbenzeller CSU habe viele fleißige Leute. Das sei ein Grund, auch mal positiv über den Ortsverband zu reden.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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