Gröbenzell:Gemeinde will Bogenschützen helfen

Die Gemeinde legt Widerspruch gegen das Platzverbot für die Sportler ein

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Die Gemeinde Gröbenzell geht juristisch gegen das von einer Anwohnerin vor dem Amtsgericht Fürstenfeldbruck erwirkte Platzverbot für die Bogenschützen vor. Mit einer einstweiligen Verfügung war den Sportlern Mitte Juni untersagt worden, das von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Freigelände am Fischerweg weiter zu nutzen. Für Verstöße wurde ein Ordnungsgeld von bis zu 250 000 Euro festgesetzt. Laut Zweitem Bürgermeister Martin Runge (Grüne) hat die Gemeinde Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung erhoben. Damit soll erreicht werden, dass diese aufgehoben wird und die Sportler wieder trainieren können.

Der Politiker der Grünen bezeichnete die Entscheidung als "nicht haltbar". Da der Platz schon seit fünf Jahren genutzt werde, sei weder eine Dringlichkeit gegeben, noch der Verfügungsgrund gerechtfertigt. "Grotesk" nennt Runge die Argumentation der klagenden Anwohnerin, die sich auf Lärmbelästigung beruft. Er verweist darauf, dass Lärmgrenzwerte nicht nach Einzelereignissen ermittelt würden, stattdessen gehe es um sogenannte Summenwerte. Von der Verhandlung über den Antrag der Gemeinde erwartet sich Runge zudem eine Antwort auf die Frage, ob die Gegenseite überhaupt eine Hauptverhandlung anstrebt.

Der Olchinger Stadtrat und Rechtsanwalt Ewald Zachmann vertritt die Klägerin. Er merkt zur Verhandlung an: "Vielleicht ergibt sich ein Vergleich für die Übergangszeit." Ausgeschlossen sei das nicht. Während die Bogenschützen darauf beharren, dass es noch zu keinem Gespräch mit der Klägerin gekommen sei, stellt deren Rechtsanwalt fest: "Die Verantwortlichen der Bogenschützen haben mit unserer Mandantin noch kein zielführendes Gespräch geführt, obgleich die Verwaltung im Rathaus das angeordnet hatte." Den Vorwurf der ungebührlichen Lärmbelästigung bezieht der Anwalt nicht nur auf den Sportbetrieb. Das Grundstück der Gemeinde im Außenbereich am Ascherbach sei auch als "Feiermeile" genutzt worden. "Es wurden Partys gefeiert. Die Rauchschwaden zogen in die Zimmer. Der Fischerweg wurde zugeparkt," stellt er in einer Stellungnahme fest.

Zur angeblichen Feiermeile sagt Lisa Schmidt-Berschet, stellvertretende Vorsitzende der Bogenschützenabteilung, dass der Verein lediglich zweimal im Jahr auf dem Gelände zu einem Grillfest einlade. Das sei im Frühjahr der Fall, wenn die Mitglieder den Platz herrichten. Der zweite Anlass sei das in Verbindung mit einem Turnier angesetzte Sommerfest. Mehr Feiern gebe es nicht. Allerdings weist Schmidt-Berschet darauf hin, dass die Gröbenzeller Pfadfinder einen anderen Teil des Gemeindegrundstücks nutzen.

Laut Runge wird auf dem Areal hin und wieder gefeiert, aber das lasse sich regeln, meint er. Aus der Welt schaffen will der zurzeit amtierende Rathauschef auch das Problem, das hinter dem Rechtsstreit steckt. Für den Sportbetrieb fehlt die erforderliche Genehmigung. Das will Runge in Absprache mit dem Landratsamt durch einen Bebauungsplan und eine Änderung des Flächennutzungsplans ändern. Darauf setzt auch Zachmann. "Die Durchführung eines ordnungsgemäßen Baugenehmigungsverfahrens hat auch den Zweck, zugunsten der Nachbarn die Art der Nutzung und die Nutzungszeiten festzulegen." "Wir versuchen, eine einvernehmliche Regelung zustande zu bringen", beteuert Runge. Der Zweite Bürgermeister verweist in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf die Gesprächsbereitschaft der Bogenschützen und sagt, es wäre schön, wenn auch die andere Seite mehr Bereitschaft zum Reden zeige.

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