Gröbenzell:Gebietsweise langsam

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Nicht alle Gröbenzeller verfügen über ein schnelles Internet

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Schnelles Internet ist häufig gar kein schnelles. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber die Betroffenen nehmen es immer wieder verärgert zur Kenntnis. So auch die Kunden der Netzbetreiber in Gröbenzell. Dort gelten 60 Prozent des Gemeindegebietes als gut versorgt, 40 Prozent nicht. "Die Kupferleitungen von Kabel Deutschland sind per Definition schnelles Internet", erläuterte Daniel Kleffel, Referatsleiter Breitbandausbau im bayerischen Finanzministerium, vor kurzem den 60 Versammlungsteilnehmern bei einer gut besuchten Veranstaltung der Gröbenzeller CSU.

Kupferleitungen ermöglichen jedoch kaum die Netzgeschwindigkeit von 100 Mbit pro Sekunde, die als wirklich schnelles Internet gelten. "In Deutschland wird der private Bedarf meistens über das Telefonnetz befriedigt", so Kleffel. Da sind tagsüber 70 bis 80 Mbit/Sekunde möglich, aber nach Feierabend nur fünf Mbit/Sekunde. Trotzdem gelte das Gesamtpaket als schnelles Internet - auch in Gröbenzell. Die Gemeinde gilt als gut versorgt, zumal die Telekom gerade weitere Straßen mit schnellem Internet bestückt. Tatsächlich lässt der Netzbetreiber seit ein paar Wochen Kabel im Abschnitt der Alpenstraße bis zur Augsburger Straße verlegen. Konkret aufgeführt sind auf der Internetseite der Gemeinde die Sudetenstraße, Zweigstraße, Ettaler Straße, Garmischer Straße, Westendstraße und die Templerstraße. Die Arbeiten sollen bis September abgeschlossen werden. Dabei handelt es sich, so die Mitteilung der Gemeinde, "um den sechsten und vorläufig letzten Bauabschnitt der Telekom".

Das hilft dem Gröbenzeller Norden jenseits der Olchinger Straße oder der Bahnstrecke, die laut Übersicht des Breitbandexperten Kleffel blau eingefärbt und damit unterversorgt sind, sehr wenig. Ob diese Unterteilung in gelb gleich gut und blau gleich schlecht stimmt, erscheint zweifelhaft, weil diese Geschwindigkeitswerte von den Netzbetreibern gemeldet werden und zumeist aus Marketinggründen zu hoch ausfallen. "Ich kann dort kaum arbeiten", klagte bei der Versammlung jedenfalls ein Unternehmer, der sein Büro im Stockwerk hat, einem Veranstaltungs- und Bürogebäude in der Oppelner Straße, über ein viel zu langsames Internet. Er habe dort nur einen Upload von einem Mbit/Sekunde gemessen. Übrigens ziehen die Rathausmitarbeiter bald dorthin für fünf Jahre während des Rathausneubaus um.

Eine andere Besucherin bezweifelte ebenfalls die Werte von Kabel Deutschland: "Deren höhere Geschwindigkeitsangaben sind schlechter als niedrigere der Telekom." Kleffel forderte die Betroffenen von langsamen Leitungen, die vermeintlich schnell sein sollen, zu "gemeinsamen Nörgeln" auf. Der Gemeinde Gröbenzell sind jedoch die Hände gebunden, weil diese vom Freistaat keine Fördermittel zum Breitbandausbau erhält. "Das würde gegen EU-Recht verstoßen", erläuterte Kleffel, weil Gröbenzell bereits mit 30 Mbit/Sekunde als versorgt gilt und ab diesem Wert keine Förderung laufen könne. In Gröbenzell müsse es der Markt, also die Gewinnerwartungen von Kabel Deutschland und Telekom, alleine richten.

Nur unterversorgte Gemeinden im Landkreis Fürstenfeldbruck, also die "weißen Flecken, die der Markt nicht will", so Kleffel, werden gefördert. Hier hat der bayerische Freistaat die Fördersummen enorm aufgestockt. Waren es lange Zeit nur 100 000 Euro, die eine Gemeinde maximal als Förderung beantragen konnte, sind es seit 2014 bis zu 900 000 Euro pro Kommune. "In armen Kommunen beträgt die Förderung 90 Prozent", erklärte der Experte den Zuhörern. In der Regel sind es im Landkreis 80 Prozent von maximal 500 000 Euro. Nur Egenhofen kann mit einem höheren Zuschuss rechnen, nämlich 80 Prozent von 820 000 Euro Fördersumme. Einzig Puchheim fällt mit nur 60-prozentiger Förderung von 500 000 Euro nach unten raus.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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